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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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Dauerschulschwänzer wieder lernte, sich wie ein anständiger Mensch zu benehmen. Und die Stadt müsste keinen Cent dazubezahlen. Das zog, Paloma Hansen bekam den Zuschlag. Schon wenig später schloss sich das Gittertor der jetzt in KBH Elbstrand umgetauften Fischfabrik hinter den ersten „Gästen“, wie Paloma Hansen die Insassen gern nannte. Und die Geschäfte der „Elbstrand-Konserven“ brummten wieder.
    „Ihr könnt euch ruhig euer neues Zuhause genauer ansehen. Dort in den Nebengebäuden sind die Schlafräume untergebracht, links für die Mädchen, und rechts ist das Jungenhaus.“ Hansen zeigte auf einen größeren Bau: „Das ist die Küche, da werdet ihr die meiste Zeit verbringen. Ihr werdet lernen, stolz auf die Ergebnisse eurer Arbeit zu sein. Schließlich stellen wir hier Qualitäts-Labskaus her. Viele haben versucht, es nachzumachen. Aber ohne das richtige Rezept ist das kaum möglich. Um da heranzukommen, müsste man in mein Büro einbrechen. Und ich kann euch sagen: Das ist genauso ausgeschlossen, wie hier auszubrechen. Das hat noch niemand geschafft!“ Hansen, Zack und Oskar betraten jetzt das Hauptgebäude, die Direktorin redete weiter. „Die meisten unserer Gäste passen sich schnell an. Manchen muss ich mit besonderen Maßnahmen weiterhelfen, zum Beispiel mit unserem Erziehungsduft.“
    „Was soll das denn –“, entfuhr es Zack, doch Oskar knuffte ihn unsanft in die Seite und sagte schnell: „Frau Direktorin Hansen, was bitte ist Erziehungsduft?“
    Aber die Heimleiterin hatte sich bereits abgewandt: „Ah, Anderling, da sind Sie ja.“
    Ein junger Mann war ihnen entgegengekommen. Mittelgroß, etwas beleibt und das schon schüttere Haar zu einem kläglichen Pferdeschwanz gebunden. Um den Hals trug er ein speckiges Schlüsselband mit der Aufschrift „Die Toten Hosen“. Daran hing ein dickes Bündel Sicherheitsschlüssel, das bei jedem Schritt auf seinem Bauch klimperte. „Hallo, Frau Direktorin Hansen.“ Anderling fingerte nervös an seinem Funkgerät herum. „Neuzugänge?“
    „Ja. Leisten Sie unseren Gästen doch bitte kurz Gesellschaft. Ich mache eben die Papiere fertig. Und ihr dürft jetzt telefonieren. Hat einer von euch ein Handy?“ Beide Jungen nickten. „Sehr schön. Dann könnt ihr ja damit euer Glück versuchen. Danach wird mein Assistent die Geräte sicher wegschließen. Ihr werdet sehen“, Hansens Stimme bekam wieder diese klebrige Note, „ein paar Tage ohne Telefon zu leben, wird euch guttun.“ Damit eilte sie die Treppe hinauf und verschwand.
    Anderling und die Muskelmänner blieben mit den Jungen zurück. Oskar zog sein neues Telefon aus der Hosentasche – prompt erklang ein Trommelsolo. Im Display stand „Mama“. „Gut, dass du anrufst!“, sagte Oskar. „Ich – wo ich stecke? Hör mir doch mal zu! Zack und ich – ja, Zacharias. Also Zack und ich sind verhaftet worden und –“
    Juliane von Köhler ließ ihren Sohn nicht ausreden: „Ich hatte die Polizei auf dem Anrufbeantworter! Hat das was mit diesem Mädchen zu tun?“
    „Welches Mädchen?“
    „Na, deine Freundin! Diese Raissa!“
    Während Oskar versuchte, a) seine Mutter über die wahre Identität Raissas von Hoheluft-Schillingsbek aufzuklären, ihr b) zu berichten, wie das Verschwinden eben jener Raissa ihn und seinen besten Freund in diese blöde Situation gebracht hatte und c) gleichzeitig zu verhindern, dass seine Mutter sich am anderen Ende der Leitung zu sehr aufregte, wählte Zack Charlies Nummer.
    „Hallo?“, hörte er. Die Stimme seiner Schwester klang, als habe er sie bei etwas äußerst Wichtigem unterbrochen.
    „Charlie, hier ist Zack!“
    „Du, ich muss meine Tönung ausspülen. Kannst du in einer Viertelstunde nochmal anrufen?“
    „Charlie, ich sitze im Kinderbesserungsheim Elbstrand fest!“
    „Ja, ja. Aber es ist jetzt gerade wirklich ganz, ganz schlecht! Wenn ich das Zeug nicht gleich auswasche, zerfrisst mir diese Chemiebombe die Haare! Mein Kopf hing schon unter der Brause, und jetzt hab ich Wasser im Ohr!“
    „Charlie, du musst mich hier rausholen!“
    „Mmh, klar, wird gemacht. Ich ruf dich nachher zurück. Tschüs!“
    Klick. Sie hatte offensichtlich nicht zugehört – und einfach aufgelegt!
    Kurz darauf beendete auch Oskar sein Telefonat. „Puh, meine Mutter macht sich vielleicht Sorgen! Was hat denn deine Schwester gesagt?“
    „Nichts. Sie ruft zurück.“
    „Wieso das denn?“
    „Ach, keine Ahnung. Die doktert schon wieder an ihrer Frisur herum.
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