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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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ich heiße Elektra“, sagte das Mädchen, „Elektra Papandreou. Bist du neu?“ Das klang nicht mehr ganz so furchteinflößend.
    „Ja. Ich heiße Zack. Bin seit gestern hier.“
    „Warum?“
    „Pudeldiebstahl. Angeblich. Und du?“
    „Ich gelte als schwer erziehbar und als Gefahr für meine Mitmenschen. Ich darf aber jedes Wochenende nach Hause. Wegen guter Führung. Wahrscheinlich komm ich bald ganz raus“, sagte Elektra und blieb stehen. „Hier ist es.“ Sie nahm eine Schürze von einem der Kleiderhaken an der Wand, band sie sich um und nickte Zack zu, es ihr gleichzutun. Dann öffnete sie eine Tür.
    Ein betäubender Dunst aus Fischgestank und Gemüsebrühe schlug ihnen entgegen. Zack hielt die Luft an. Die Produktionsküche des Kinderbesserungsheims Elbstrand sah aus wie eine kleine Fabrik. An den vier Wänden lief ein breites Fließband durch den Raum, dort waren Jungen und Mädchen bereits bei der Arbeit. Manche waren jünger als er, einige fast schon erwachsen. Alle trugen weiße Schürzen und die gleichen peinlichen Latzhosen wie Zack. Und alle sahen sehr beschäftigt aus: Es wurde gehäckselt, geschnibbelt und geputzt. Am Rote-Bete-Polierer bearbeiteten zwei Mädchen das Gemüse mit automatischen Drahtschrubbern, die auch als elektrische Zahnbürsten für Elefanten hätten durchgehen können. Links von ihnen bediente ein Junge mit geschickten Handgriffen den Zwiebelschälautomaten. Gleich neben ihm stand der wohl beeindruckendste Apparat. Dort gluckste und rülpste ein riesiger Fleischwolf, der mit seinen Klingen zermalmte und als fein pürierten Brei ausspuckte, was zwei ältere Jungen oben in den großen Trichter füllten: fleischige, rosafarbene Lappen von enormer Größe. In der hintersten Ecke des Raumes zog ein zierliches Mädchen an einem dicken, metallenen Steuerknüppel. Im selben Moment öffnete sich eine Luke in der Decke. Heraus plumpsten unzählige Heringe, die mit lautem „Platsch!“ in einer Schüssel landeten. Das Mädchen spritzte die Fische sorgfältig mit einer Duschbrause ab und ließ sie aufs Fließband gleiten, das sie weiter zur nächsten Station trug. Dann zog die Kleine erneut am Knüppel, der nächste Heringsschwarm regnete herab.
    Bevor Zack sich alles genau ansehen konnte, kam Anderling herein. „Ihr Zuspätkommer dürft Kartoffeln schälen“, brummte er, und an Zack gewandt: „Das ist die einzige Tätigkeit, die per Hand erledigt wird. Unsere Kartoffeln sind so ungleichmäßig geformt, dass keine Maschine damit klarkommt.“ Er gab ihnen zwei Schälmesser, dann verließ er die Küche.
    „Wieso schnibbeln denn hier alle? Der kontrolliert das doch gar nicht“, fragte Zack leise.
    „Oh doch, das tut er“, flüsterte Elektra. „Schau mal an die Decke – überall sind Überwachungskameras. Anderling sitzt nebenan, trinkt literweise schwarzen Kaffee mit Zucker und sieht sich alles auf dem Bildschirm an.“
    „Das ist ja wie im Knast!“
    „Ach, nee!“ Elektra lächelte Zack schief an. Sie arbeitete blitzschnell. Mit geübten Handgriffen führte sie ihr Messer, sodass vor ihr auf dem Holzbrett bald ein ansehnliches Häufchen Kartoffelschalen lag. Zack war nicht so routiniert, und die widerborstigen Knollen kullerten ihm ständig aus der Hand. „Was soll das eigentlich? Es ist kurz nach sechs, und die lassen uns Kartoffeln schälen!“, protestierte er, als ihm zum x-ten Mal das Messer abgerutscht war.
    „Das hier ist angeblich pädagogisch wertvoll. Die Hansen behauptet, Küchenarbeit sei gut für uns, weil sie uns Erfolgserlebnisse verschaffe.“
    „Das ist doch Quatsch mit Soße!“ Entnervt rammte Zack sein Messer in eine besonders krumm gewachsene Kartoffel. Von einem Erfolgserlebnis war er im Moment ziemlich weit entfernt. „Weshalb genau bist du denn nun hier?“, fragte er Elektra.
    „Hauptsächlich wegen des Einbruchs bei den Nachbarn. Aber auch wegen der computergesteuerten Elektro-Rakete, die die Garage in Brand gesetzt hat. Programmier-Fehler meinerseits.“
    Zack pfiff durch die Zähne. „Krass! Du bist ja richtig kriminell!“
    „Das klingt jetzt viel schlimmer, als es ist“, verteidigte sich Elektra.
    „Naja, Einbruch klingt so, als wärst du wo eingebrochen.“
    „Ich wollte nur ausprobieren, ob mein Trick funktioniert, die Haustür ohne Schlüssel aufzubekommen. Wirklich harmlos!“
    „Und funktioniert’s?“
    „Ja.“
    Der Junge sah sie irritiert an. „Und, ähm, was ist das für ein Trick?“
    „Spionage-Geheimnis. Kann ich nicht
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