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Geheimsache Labskaus

Geheimsache Labskaus

Titel: Geheimsache Labskaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Martin und Rometsch Verg
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die Hölle heiß!“
    „Tolle Frau“, sagte Oskar – nicht. Aber er dachte es mal wieder. Charlie hielt es genau so wie ihr kleiner Bruder: Erst mal machen, der Rest findet sich dann schon. Nicht zögern und zaudern, wie er selbst es tat. So eine Schwester hätte er auch gern. Nein, so eine Freundin.
    „Oskar?“
    Wenn sie nur ein bisschen jünger wäre. Oder er älter.
    „Oskar?“
    Oder vielleicht in zehn Jahren.
    „Oskar?“
    „Öhm … ja, Charlie?“ Oskar schluckte. „Entschuldige, ich dachte gerade darüber nach, wie … äh, wie man die Nummer vom Jugendamt rausfindet.“
    Charlie ging zum Regal. „Na dann sag mir Bescheid, wenn dir was einfällt.“ Sie grinste. „Ich nehme so lange mal das hier.“ Sie zog das Telefonbuch aus dem Regal und schlug auf unter „B“ wie „Behörden“. „Hm, Spielplatzaufsichtsamt, Grünstreifendüngungsamt, Amt für die Entfernung rostiger Fahrräder …“ Bald hatte Charlie die Nummer des Jugendamts gefunden. Sie griff sich das Telefon und stellte es auf „Lautsprecher“. Oskar sah ihr an, dass sie geladen war. Wer immer am anderen Ende der Leitung abnahm – er wollte nicht mit ihm tauschen.
    Nach dreimal Klingeln ging jemand ran, eine leicht metallisch, aber gut gelaunt klingende Frauenstimme. „Guten-Tag-Siesind-verbunden-mit-dem-elektronischen-Vermittlungsassistenten-des-Jugendamtes-im-Bezirksamt-Hamburg-Nord-Damit-wir-Ihre-Anfrage-gezielter-bearbeiten-können-beantworten-Sie-uns-bitte-folgende-Fragen-Möchten-Sie-Ihr-Kind-in-ein-Heim-einweisen-lassen-oder-zur-Adoption-freigeben-oder-ist-Ihr-Kind-entlaufen?“
    Pause.
    Charlie: „Ich, äh …“
    Metallische Frauenstimme: „Entschuldigung-ich-habe-Sieleider-nicht-verstanden-Möchten-Sie-Ihr-Kind-nach-Australien-verschicken-oder-zu-einem-Gewaltverzichtstraininganmelden-oder-haben-Sieeine-Frage-zum-Jugendstrafrecht?“ Charlie (unsicher): „Äh, Jugendstrafrecht?“
    Pause.
    Metallische Frauenstimme: „Sie-haben-eine-Frage-zum-Jugendstrafrecht-Handelt-es-sich-um-Softwarepiraterie-Ladendiebstahl-oder-Schuleschwänzen-oder-haben-Sieeine-Beschwerde?“
    Charlie (aufgebracht): „Eine Beschwerde. Und was für eine!“ Metallische Frauenstimme (ungerührt): „Entschuldigungich-habe-Sie-leider-nicht-verstanden-ich-vermittle-Siejetzt-an-einen-unserer-Mitarbeiter.“
    Charlie (unbeherrscht): „Du willst mich wohl nicht verstehen, was?!“
    Pause.
    Verkniffene Männerstimme: „Meyermüller-Schulze, guten Tag?“
    Charlie: „Charlie … ich meine: Pollack hier, guten Tag. Ich möchte mich beschweren! Hören Sie, gestern wurde mein kleiner Bruder …“ Und dann erzählte sie die ganze Geschichte noch mal.
    „Aha“, knarzte Meyermüller-Schulze am anderen Ende der Leitung, „und wie lautet das Aktenzeichen?“
    „Welches Aktenzeichen?“
    „Jeder Fall, der zur Bearbeitung kommt, erhält ein Aktenzeichen. Ohne das kann ich leider nichts –“
    „Erstens“, unterbrach Charlie wütend, „glaube ich, dass Sie sehr wohl können, wenn Sie wollen. Und zweitens können Sie sich das Aktenzeichen von mir aus –“
    „Charlie!“, flüsterte Oskar beschwichtigend.
    „– gern von mir nachreichen lassen, sobald ich es in Erfahrung gebracht habe.“ Sie zwinkerte Oskar zu.
    Aber der Sachbearbeiter ließ sich nicht beirren: „Entweder Sie nennen mir das Aktenzeichen, oder Sie müssen Ihre Anfrage schriftlich stellen. Ach, und sagten Sie, es handele sich um Ihren Bruder?“
    „Ja, wieso?“
    „Darf ich fragen, wie alt Sie sind?“
    „Sech… ich meine achtzehn. Wieso?“
    „Schicken Sie bitte eine beglaubigte Kopie Ihres Personalausweises oder Reisepasses mit. Auf Wiederhören.“ Klick.
    „Oh, Mann!“ Charlie schien hin- und hergerissen zwischen Wutanfall und Losheulen.
    Da kam Oskar eine Idee. „Wenn du denen einen Brief schreibst und dich darin einfach als eure Mutter ausgibst?“
    „Gar nicht schlecht, Oskar.“
    Der wurde rot.
    „Du bist ganz schön clever – und irgendwie süß“, schob Charlie hinterher.
    „Ähem, ich muss jetzt auch weiter.“ Oskar sah verlegen zu Boden.
    „Was hast du vor?“
    Gute Frage. Was er als Nächstes tun sollte, wusste Oskar eigentlich nicht.
    „Gehst du etwa den Hundedieb suchen?“, fragte Charlie ernst.
    „Ja, genau!“ Eine Notlüge.
    „Das ist eine super Idee!“ Sie strahlte. „Wenn du den wahren Täter findest, werden sie Zack bestimmt freilassen!“
    Oskar nickte. Nur schnell raus hier!
    „Ich schreib jetzt mal dem blöden Amt. Sag Bescheid, wenn du

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