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Geheimnisvolle Botschaften

Geheimnisvolle Botschaften

Titel: Geheimnisvolle Botschaften
Autoren: Christoph Dittert
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Ehefrau und die engere Familie. Die Liste reichte bis zu Ignacio Jaramago, eben jenem Dieb, der vor hundertfünfzehn Jahren nach dem Juwelenraub bestattet worden war.
    »Dass die Reihe mit ihm abbricht«, meinte Peter nachdenklich, »spricht tatsächlich dafür, dass die Familie in seiner Generation verarmt ist.«
    Justus trat näher an die Gruft heran. »Oder dass der Skandal aufgrund seines schändlichen Tuns ihren Ruf derart ruinierte, dass sie letztlich Rocky Beach verließen.«
    Peter lag eine spöttische Bemerkung wegen Justus’ geschraubter Ausdrucksweise auf der Zunge, doch er verkniff sie sich. Es gab Wichtigeres zu erledigen. Gerade wollte er die noble Grabstätte näher in Augenschein nehmen, als er zusammenzuckte. »D…da!«
    »Was hast du?«, fragte Bob.
    »Eine Bewegung! Auf dem Dach!«
    »Das sind nur die Schatten der Heiligenfiguren, die in der Dämmerung …«
    »Eben nicht! Eine der Figuren hat sich bewegt!« Peter trat einen Schritt zurück und wollte den Strahl seiner Taschenlampe auf das Dach richten, doch er stolperte und landete unsanft auf dem Hosenboden. Der Lichtkegel zuckte über die Wand, streifte die Statuen und verlor sich darüber. Wohl davon aufgeschreckt, breitete auf dem Dach der Gruft ein Vogel die Flügel aus und flatterte krächzend in die Höhe.
    Justus widmete dem Zwischenfall kein weiteres Wort. Er musterte den Eingang in die Begräbnisstätte, den eine Steinplatte verschloss, die über eine Mechanik bewegt werden konnte. »Seht euch das an, Kollegen! Dieser Hebel drückt die Platte in der Steinrinne vor der Außenwand zur Seite.«
    »Du willst doch nicht etwa da rein, Just?« Peter rappelte sich wieder auf die Beine. Die Taschenlampe lag auf der Erde, er hob sie auf. »Das können wir nicht machen! Ist das nicht Grabschändung oder so?«
    Justus stockte. »Das wäre es wahrscheinlich schon«, gab er zu. »Aber darum geht es mir im Moment gar nicht. Versetzt euch in die Lage von Jones’ Vorfahr. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion kam er vor hundertfünfzehn Jahren hierher, öffnete die Gruft, versteckte die Beute im Sarg seines Freundes und verschwand wieder. Wer würde hier schon suchen?«
    »Ziemlich geniale Idee«, musste Bob zugeben. »Aber ehrlich gesagt möchte ich mir gar nicht vorstellen, wie es da drin aussieht! Ich meine, dieser Miguel Jaramago liegt seit fast zweihundert Jahren dort! Kann von seinem Sarg überhaupt noch etwas übrig sein? Von den ganzen anderen Toten und unserem Dieb ganz zu schweigen!«
    »Das spielt keine Rolle!«, sagte Peter bestimmt. »Wir rufen jetzt Inspektor Cotta an und verschwinden von hier, ehe Jones und Shu Liin doch noch auftauchen! Denen traue ich alles zu. Außerdem … die Sache mit dem Einbruch in die Suite war eins, aber eine Gruft zu schänden? Ohne mich!«
    »Gemach, gemach«, sagte Justus. »Auch dem Inspektor sind ohne konkrete Beweise erst einmal die Hände gebunden. Eine offizielle Genehmigung, um Zutritt in die Grabkammer zu erhalten, wird nicht einfach zu bekommen sein. Da kann ernicht mal eben diesen Stadtverordneten anrufen, der uns auch an einem Sonntag ins Rathausarchiv gehen ließ.«
    »Also, was schlägst du vor?«
    »Sehen wir uns in der Umgebung um. Vielleicht finden wir ja irgendwelche Hinweise.« Justus bahnte sich einen Weg durch das wuchernde Unkraut beim Grabgebäude. Dass die Beute seit so langer Zeit unentdeckt irgendwo in der Nähe der Gruft und nicht in ihr lag, war zwar höchst unwahrscheinlich, aber sie mussten die Möglichkeit trotzdem ausschließen.
    Ein geisterhaftes Pfeifen ließ ihn zusammenzucken.
    Direkt über ihm war etwas!
    Er ärgerte sich über sich selbst. Wahrscheinlich war es nur wieder ein Vogel. Der Anführer der drei ??? richtete den Schein seiner Taschenlampe nach oben. Er entdeckte ein kleines Fenster in der Wand der Gruft, oder eher eine handbreite Scharte, die dazu diente, Licht ins Innere zu lassen und für Luftaustausch zu sorgen. Wieder pfiff es, als eine plötzliche Windbö hindurchwehte. Offenbar gab es auf der gegenüberliegenden Seite eine ähnliche Öffnung.
    Er rief seine Freunde. Bob war zuerst da.
    »Mach mal für mich die Räuberleiter«, bat Justus und stieg in der nächsten Sekunde auf die zusammengelegten Hände seines Kollegen. So gestützt, zog er sich an der Scharte nach oben und leuchtete ins Innere der Gruft.
    Der Lichtstrahl fiel in eine gemauerte Nische. Darin stand eine Madonnenfigur mit erhobenen Händen. Ein goldener Beschlag auf den steinernen Kleidern
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