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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Autoren: Guido Knopp
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hindeutete. So wechselte dann auch Jakob Philipp Hackerts »Landschaft mit Motiven des Englischen Gartens von Caserta« den Besitzer: Ein privater Kunstsammler aus Andernach erwarb das Bild, das der damalige Generalbauinspektor der Stadt Berlin im Juni 1938 auf seinen Namen »Professor Albert Speer, Chrlottenbg.« für 5600 Reichsmark bei der Galerie Karl Haberstock unter dem Begriff »Italienische Landschaft« gekauft hatte. Im Auktionskatalog deutete jedenfalls nichts auf den beziehungsweise die Vorbesitzer hin. Die Namen »Haberstock« oder »Albert Speer« wären wohl kaum verkaufsfördernd gewesen.
    Es gibt auch die Lüge durch Verschweigen, und genau das war auch schon in Nürnberg geschehen: Speer hat durch das Unterschlagen wesentlicher Fakten gelogen. Anders gesagt, hat er die Dinge verschwiegen, von denen er genau gewusst hat, in welcher Weise er eingebunden war, aber was die Anklage nicht wissen konnte. Und das hat auch Jahrzehnte später noch funktioniert.
    Dan van der Vat, Speer-Biograf
    Doch nicht alle Speer-Bilder wurden per Auktion veräußert. Das Gemälde von Arnold Böcklin, »Landschaft aus den Pontinischen Sümpfen«, das er im März 1939 ebenfalls bei Haberstock für 8500 Reichsmark als »Röm. Landschaft« erworben hatte, vermachte er nun direkt dem Düsseldorfer Kunstmuseum. Allerdings landete das Bild dort nicht als Schenkung, wie lange kolportiert wurde, weil der dortige Kunstexperte Dr. Rolf Andree anhand des Böcklin-Bildes später den Stein ins Rollen brachte und somit Rückschlüsse auf die Speer’sche Sammlung herstellte, sondern für 60000 D-Mark. Warum hätte Speer auch – entgegen seiner sonstigen Gewohnheit – ein Werk aus seiner Sammlung verschenken sollen? Somit schloss sich der Kreis der Bilder.
    Albert Speers Geheimnis blieb noch immer gewahrt: Niemand der Eingeweihten hatte ein Interesse daran, die Herkunft der Bilder preiszugeben. Teils aus Loyalität zu dem alten Weggefährten aus braunen Kriegszeiten, teils natürlich aus Geschäftsinteresse. Weshalb sollte man sich ohne Not den Markt und die Preise kaputt machen? Und warum sollte man zugeben, sich den Lebensabend auf diese Weise noch einmal zu versüßen? Denn mit Geheimnis Nummer eins finanzierte der verurteilte Kriegsverbrecher und ehemalige Spandauer Gefangene mit der Häftlingsnummer 5 nicht zuletzt Geheimnis Nummer zwei: eine Liebesaffäre. Der inzwischen 75-jährige Greis war auf seine alten Tage frisch verliebt – und konnte etwas Spielgeld sicher gut gebrauchen.
    Auf Liebe und Tod
    Er war in einem ganz seltsamen Sinne ein schöner Mann, der seine Leiblichkeit nicht akzeptiert hat und sie gleichzeitig ausgespielt hat.
    Pater Athanasius, Speer-Vertrauter
    Um die Jahreswende 1979/80 bekam der Bestsellerautor Albert Speer laut seiner Biografin Gitta Sereny Post aus England. Eine gebürtige Deutsche mit zwei kleinen Kindern, verheiratet mit einem Engländer, hatte gerade erst seine 1975 erschienenen Spandauer Tagebücher gelesen – und war wohl tief beeindruckt von dem Kriegsverbrecher. Dieser zeigte sich offenbar ebenso berührt wie geschmeichelt – und lud die Bewunderin zu einem Treffen ein. Zwischen dem Mittsiebziger und der nur etwa halb so alten Frau entbrannte eine leidenschaftliche Liebe. Das Paar lebte sie sowohl in einem Ferienhaus in Südfrankreich aus als auch bei mancher anderen sich bietenden Gelegenheit. Offenbar bemühte sich der so spät von der Liebe Geküsste nicht einmal, die Affäre vor seiner Ehefrau Margarete sowie seinen Töchtern und Söhnen zu verheimlichen. Für die geduldige Mutter seiner sechs Kinder muss dieser späte Betrug wie ein Schlag ins Gesicht gewesen sein – nach all den Entbehrungen, Sorgen und Nöten während Speers zwanzigjähriger haftbedingter Abwesenheit als Ehemann, Vater und Ernährer. Albert Speer entdeckte tatsächlich im Spätherbst seines Lebens die Liebe – emotional wie körperlich. Denn »zu echter Liebe war Speer bis dahin offenbar nicht fähig«, wie es sein Vertrauter Pater Athanasius ausdrückt.

»Lieblose Ehe«: Offenbar hatte Speer keinerlei moralische Bedenken, seine Gattin Margarete mit einer nur halb so alten Frau zu betrügen.
    Süddeutsche Zeitung Photo, München (N.N.)

In Bezug auf sein Familienleben habe ich den Eindruck, dass er in einer lieblosen Ehe lebte, trotz der großen Anzahl an Kindern. Er entdeckte erst am Ende seines Lebens, was leidenschaftliche Liebe bedeutet. Speer traf diese deutschstämmige Frau aus London, die ihm einen
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