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Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Geheimnisse des 'Dritten Reichs'

Titel: Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
Autoren: Guido Knopp
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bewundernden Brief geschrieben hatte. Sie verliebten sich buchstäblich auf den ersten Blick. Ich habe den Eindruck, das war für ihn die erste Erfahrung mit einer solchen Gefühlswallung, wie sie nur wahre Liebe auslösen kann.
    Dan van der Vat, Speer-Biograf
    Er muss wohl sehr empfänglich dafür gewesen sein, diese Frau am Ende seines Lebens zu treffen. Speer muss sich gesagt haben: »Mein Gott, warum ist mir das nicht früher passiert?«
    Dan van der Vat, Speer-Biograf
    Doch diese letzte Täuschung endete für ihn tödlich. Am 31. August 1981 – das Verhältnis währte nun schon gut anderthalb Jahre – flog er nach London für ein Interview bei der BBC. Ironischerweise war der Profiteur einer geheimen Bildersammlung vom Geschichtsprofessor und Dokumentarfilmer Norman Stone eingeladen worden – für ein Interview zum Thema »Kunst und Kunstraub im ›Dritten Reich‹«. Albert Speer war ein profunderer Experte, als der britische Filmemacher ahnen konnte. Stone interviewte seinen deutschen Gast am Morgen des 1. September in einem Studio auf dem BBC-Gelände für seinen Film »The Great Art Dictator« (»Der große Kunstdiktator«), der erst dreieinhalb Monate später ausgestrahlt werden sollte. Die Einladung des Regisseurs zu einem anschließenden gemeinsamen Mittagessen lehnte Speer dankend ab mit einem höflichen Lächeln: anderweitige Termine. Niemand ahnte, dass der Kunstexperte nach London gekommen war, um das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden. Auf Jane Ellison, die Producerin des Dokumentarfilms und für Speers Betreuung zuständig, wirkte er »durchaus beschwingt. Niemand ahnte ja, was er an diesem Nachmittag noch vorhatte.«

    »Verweigerung persönlicher Schuld«: Neben der BBC stellte sich Albert Speer auch anderen Sendeanstalten als Experte zur Verfügung, wie hier Ende 1980 dem französischen Fernsehen.
    Sipa, Paris, Frankreich (TF1/Galmiche)
    Albert Speer hatte sich unter dem Namen »David Wallace« im Park Court Hotel im Stadtteil Bayswater eingemietet. Von einem falschen Namen kann man nicht sprechen, denn tatsächlich war David Wallace der Produzent des BBC-Dokumentarfilms. Doch analog zu seinem »Bildergeheimnis« legte Speer auch hier keinen Wert auf Öffentlichkeit. Aus gutem Grund, denn im Hotel wartete bereits die junge deutsch-englische Geliebte. In der Anonymität der Weltmetropole London bewahrte der an diesem Tag so vitale 76-Jährige sein süßes Geheimnis – bis kurz vor 17 Uhr. Um diese Uhrzeit klingelte an der Rezeption das Telefon. Am Apparat war Albert Speers Freundin. In extremer Aufregung bat sie um Hilfe für ihren Begleiter, der regungslos auf dem Bett lag. Hitlers Architekt hatte einen Schlaganfall erlitten und wurde mit dem Notarzt ins Saint Mary’s Hospital gefahren. Jane Ellison, die Filmproducerin, traf wenig später dort ein und gesellte sich vor Speers Krankenzimmer zu einer dort wartenden schlanken, großen blonden Frau Ende dreißig: »Sie stellte sich mir als seine britische Verlegerin vor. Die Frau war völlig aufgelöst – deutlich mehr, als man das von einer rein professionellen Beziehung erwarten würde.« Gegen 21 Uhr konnten die Ärzte nur noch einen Herzstillstand infolge einer Gehirnblutung feststellen, ohne dass Albert Speer noch einmal aus dem Koma erwacht wäre.
    Offensichtlich war das in jeder Beziehung eine Art »glücklicher Unfall« für ihn. Und ohne zynisch klingen zu wollen, kann man wohl sagen: Das war eine schöne Art und Weise, aus dem Leben zu scheiden.
    Dan van der Vat, Speer-Biograf
    »Als Speer dann für tot erklärt wurde, lehnte sie es ab, von mir nach Hause gefahren zu werden – und verschwand auf Nimmerwiedersehen in die dunkle Nacht«, erinnert sich Jane Ellison über den letzten Auftritt von Speers Geliebter. Die »große Unbekannte« lebt immer noch im Großraum London, lehnt aber bis heute jeden Kontakt mit der Öffentlichkeit ab. Speers geheimnisvolle letzte Liebe bewahrt auch dreißig Jahre nach seinem Tod Diskretion in bedingungsloser Loyalität. Entgegen modernen Gepflogenheiten widersteht sie der Versuchung, Kapital aus ihrer heimlichen Liaison mit Hitlers Architekt und Rüstungsminister zu schlagen. Denn auch die heute etwa siebzigjährige zweifache Mutter hat das Kostbarste zu verlieren, das ihr das Leben geschenkt hat: ihren Ruf. Und so wird sie wohl weiter schweigen.
    Das Lügengebäude kollabiert
    Hitlers Architekt und Rüstungsminister wurde 76 Jahre alt. Und die letzten fünfzehn Jahre davon – seit seiner
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