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GEHEIMNISSE DER NACHT

GEHEIMNISSE DER NACHT

Titel: GEHEIMNISSE DER NACHT
Autoren: MAGGIE SHAYNE
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hätte von Anfang an auf sie hören sollen. Er hätte sie sofort verwandeln sollen, als sie noch kräftig war. Selbst wenn es ihm jetzt noch gelang, sie zu retten, würde sie nie die übernatürliche Stärke erlangen, die ihr zu eigen geworden wäre, hätte er nur früher gehandelt.
    Seine Selbstsucht war verachtenswert. Seine Angst. Ja, er hatte Angst vor ihr gehabt. Angst vor der Macht, die sie über ihn hatte. Sie konnte ihn verletzen, ihn zerstören. Das würde sie auch – wenn sie starb.
    Sie erreichten das obere Stockwerk, und Maxine führte ihn den Korridor entlang ins Schlafzimmer. Sie klopfte einmal und öffnete dann die Tür.
    Lydia und David standen neben dem Bett, doch Dantes Blick erfasste sie kaum, sondern richtete sich gleich auf Morgan. Oh Gott, Morgan. Er schloss die Augen und neigte den Kopf. Sie sah bereits wie ein Gespenst aus.
    Maxine ging zu Lydia, zu David. Sprach leise mit ihnen. Dante sah zu, wie sie sich alle hinabbeugten, um Morgans Stirn zu küssen, und dann an ihm vorbei aus dem Zimmer gingen.
    Dann beugte Maxine sich über sie. „Ich habe ihn hergebracht, wie versprochen.“
    Mit aller Kraft nahm Dante sich zusammen, legte eine ruhige Miene auf und trat endlich in Morgans Blickfeld. Als sie ihn sah, zerriss ihm ihr schwaches Willkommenlächeln das Herz.
    Dann schaute sie wieder zu ihrer Schwester. „Danke.“
    Maxine nickte. „Ich werde dich nie wiedersehen, oder?“
    Morgan antwortete nicht, und Maxine beugte sich hinab, um sie vorsichtig zu umarmen. Schließlich richtete sie sich auf und trat zurück. „Werde glücklich.“
    Dante blickte zum Fenster. Es war fast Morgen. Er wusste, dass sie beide nach der Verwandlung schwach sein würden, selbst wenn es ihm gelang. Sie würden verletzbar sein. Hier konnte er es nicht tun. Er brauchte sie an einem sicheren Zufluchtsort, geschützt vor der Sonne. Behutsam beugte er sich über Morgan, schob einen Arm unter sie und hob sie aus dem Bett. Sie war leicht wie ein verdorrter Zweig, als sie hinauf in seine Augen sah. Gott, wie er sie liebte.
    Noch einmal blickte er zu Maxine. „Danke, dass du uns geholfen hast.“
    „Ich wünschte nur, ich hätte früher gemerkt, wer die wahren Monster sind.“
    Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und trug Morgan zum Balkon. Ihr weißes Nachthemd umflatterte ihn. Mit letzter Kraft sprang er über das Geländer. Die Landung war unsanft, aber es gelang ihm, stehen zu bleiben. Dann trug er sie fort vom Haus und zu den Klippen. Er konnte Maxines Augen in seinem Rücken spüren, als er in der Nacht verschwand. Auch ihre Tränen fühlte er.
    Das Versteck unter dem Haus war genau der richtige Platz. Soweit er wusste, hatte sie nie jemandem, nicht einmal ihrer Schwester, von diesem geheimen Ort erzählt. Dort sollten sie sicher sein. Er würde sie nicht in den Sarg legen, noch nicht. Nicht, wo sie so nahe am Tod stand und sie so viel Angst litt. Stattdessen riss er die Verkleidung und das Satinpolster heraus und machte daraus ein gemütliches Nest auf dem Boden. Dann setzte er sich, den Rücken zur Wand, und lehnte sie gegen seinen Körper. Endlich spürten seine Lippen die ihren, presste sein Mund sich auf ihren.
    Sie erwiderte den Kuss. Es war Antwort genug, auch wenn sie sich körperlich kaum bewegen konnte. Er berührte ihr Kinn. „Jetzt wirst du bei mir sein. Für immer bei mir, Morgan. Ich werde nie mehr an dir zweifeln.“
    „Ja“, flüsterte sie.
    Dante hob ihr Kinn, vergrub sein Gesicht an ihrem Hals, biss zu und durchtrennte die Schlagader. In ihm begannen Feuer zu lodern. Ihr Puls, der gegen seine Zunge flatterte. Der warme Fluss ihres Blutes. Die Erregung, die in ihrem Körper erwachte, selbst in diesem geschwächten Zustand. Das alles verband sich und schuf ein ebenso großes Begehren in ihm. Und sein Hunger tobte, wie der Hunger eines Vampirs es immer tat.
    Er durfte nicht zu viel nehmen, mahnte er sich. Nur ein wenig. Er fühlte, wie sie ihm entglitt, und trank in tiefen Schlucken, bis er sie in das schattige Reich zwischen Leben und Tod gedrängt hatte. Ihr Herz stotterte, stolperte. Er hob seinen Kopf und starrte auf ihre halb geschlossenen Augen hinab. Ein Atemzug entkam ihr. Ein rasselnder, gebrochener Atemzug.
    So schnell er konnte riss er sich eine Wunde ins Handgelenk, und als das tiefrote Blut hervorquoll, drückte er es an ihre Lippen. Die Berührung dieser Flüssigkeit belebte sie. Sie schluckte, und nachdem ihr Mund sich erneut gefüllt hatte, schluckte sie wieder. Und dann
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