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Geheimnis des italienische Grafen

Geheimnis des italienische Grafen

Titel: Geheimnis des italienische Grafen
Autoren: A McCabe
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Chase-Töchter keineswegs übertrieben.“
    Darüber musste Calliope lächeln. „Und ich fürchte, Thalia ist besonders temperamentvoll.“
    „Energisch genug, um de Lucca herauszufordern?“, fragte Lord Knowleton. „Um Gewaltaktionen zu provozieren?“
    „Wahrscheinlich“, bestätigte Calliope. „Keinesfalls wird sie sich kampflos in ihr Schicksal fügen.“
    „Dann müssen wir Miss Chase finden“, entschied Lady Riverton grimmig. „Und zwar so schnell wie möglich.“

22. KAPITEL
    Langsam öffnete Thalia die Augen und blinzelte, denn sie fühlten sich kratzig an, als wäre Sand hineingeraten. In ihren Schläfen pochte es schmerzhaft, ihr Mund war staubtrocken.
    So viel Alkohol konnte sie unmöglich getrunken haben! Was hatte sie letzte Nacht eigentlich gemacht? Und warum war ihr Bett so hart?
    Vorsichtig richtete sie sich auf. Mit beiden Händen umfasste sie ihren Kopf. Zu ihrem Entsetzen befand sie sich nicht in ihrem Schlafzimmer. Stattdessen saß sie auf einem Steinboden, in ihrem zerrissenen, schmutzigen Seidenkleid. Ihre Handschuhe waren verschwunden, die nackten Arme von einer Gänsehaut überzogen und voller Schürfwunden.
    Und dann erinnerte sie sich. Domenico de Lucca hatte sie entführt, bewusstlos geschlagen und hierher gebracht. Wohin?
    Sie rieb sich die Augen. Angstvoll ließ sie ihren Blick umherschweifen. Obwohl es fast dunkel war, stellte sie allmählich fest, dass sie sich in einer Kalksteinhöhle befand. Wahrscheinlich in derselben, die sie zusammen mit Marco erforscht hatte. Aber jetzt standen keine Kisten mehr auf dem Felsenboden. Fast gar nichts sah sie, nur schwachen, flackernden Fackelschein.
    Und in der Ferne ragte eine steinerne Säule empor – zweifellos die Hexe, zur Strafe für ihre Missetaten in Kalkstein verwandelt, aber immer noch fähig, mit bösen Zaubersprüchen grausige Rache zu üben.
    Thalia wagte kaum zu atmen. Wenn Domenico irgendwo im Schatten wartete – stets bereit, über sie herzufallen und ihr mit einem gezielten Fausthieb erneut die Besinnung zu rauben … Oder – noch schlimmer – wenn sie ganz allein an diesem grässlichen Ort festsaß …
    Doch sie bekämpfte die Panik, die in ihr aufstieg. Wenn sie vor lauter Angst den Verstand verlor, würde es nichts nützen und ihr keinesfalls helfen, aus dieser Höhle zu gelangen. Also musste sie sich zur Ruhe zwingen und die Situation so vernünftig überdenken, wie ihre Schwestern es tun würden.
    Selbst wenn ein erster Instinkt sie gedrängt hatte, kreischend und ziellos davonzulaufen, wie die hirnlose Naive in einem albernen Theaterstück …
    Mühsam stand sie auf und ignorierte die brennenden Schürfwunden, die schmerzenden Gelenke, die ihr verrieten, wie lange sie reglos auf dem harten Boden gelegen haben musste. In wirren Locken fiel ihr Haar auf die Schultern, das Haarband und die Spangen waren ebenso verschwunden wie die Handschuhe. Doch sie trug immer noch die etruskischen Ohrringe ihrer Mutter, und sie entsann sich, dass sie die Halskette und das Armband weggeworfen hatte, um Spuren zu hinterlassen.
    „Oh, Marco, hoffentlich hast du den Schmuck gefunden“, wisperte sie, „und er wird dich hierher führen. Schon bald.“
    Genauso inständig hoffte sie, Domenico würde nicht zurückkommen. Vielleicht hatte er sie nur in die Höhle getragen, um anderswo weitere Verbrechen zu begehen. Oder er traf sich mit Lady Riverton, und die beiden lachten triumphierend über ihre Untaten, ehe sie es wie die Karnickel miteinander trieben …
    Irgendwie verlieh ihr dieser abstoßende Gedanke neue Kräfte. Sie wandte sich zu dem Lichtschimmer, der einen schmalen Felsengang nur schwach erhellte, und betete, dieser Korridor möge aus der Höhle führen. Bedachtsam setzte sie auf dem unebenen Boden einen Fuß vor den anderen. Für rauen Stein waren ihre dünnen Tanzschuhe nicht geschaffen. Aber mit jedem Schritt ließen die Schmerzen nach, und sie steuerte den Fackelschein immer schneller an.
    Bis der Höhlenausgang von Domenico de Lucca versperrt wurde.
    Er saß auf einer umgestülpten Kiste an der Wand. Seelenruhig rauchte er eine Zigarre, als würde er jeden Tag junge Damen entführen und hätte sich längst daran gewöhnt. Sein Krawattentuch und der Frackrock waren verschwunden, das Hemd und die Weste voller Schmutz, die hellen Haare zerzaust. Über seine Wange zog sich ein langer Kratzer, eine Erinnerung, die Thalia ihm in den Sydney Gardens verpasst hatte. Darauf war sie sogar ein bisschen stolz.
    Grinsend schaute
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