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Geheime Versuchung

Geheime Versuchung

Titel: Geheime Versuchung
Autoren: Nalini Singh
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die Hand nach Toby aus.
    »Ich hatte so schlimme Gedanken«, antwortete Marlee. »Ich bin aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen, weil die schlimmen Gedanken einfach nicht weggehen wollten.« Sie spürten alle, wie furchtbar es gewesen sein musste. »Ich konnte nichts dagegen tun.«
    »Magst du uns davon erzählen?«, fragte Lara leise.
    »Ich hatte Angst, der Rat könnte kommen und uns wegholen. Dann könnten wir keine Familie mehr sein.«
    Walker sah Lara an. Man brauchte keinen Psychologen, um die Quelle der Ängste zu erkennen: Marlee hatte Angst bekommen, weil sie glücklich war. Das verstand Walker gut. Auch er wachte manchmal nachts auf und war sich sicher, dass sein neues Leben nur ein Traum war, dass er wieder in der sterilen Koje lag und nicht neben dem warmen Körper Laras, dass seine Familie nicht in Sicherheit war.
    »Das wird niemals geschehen«, sagte er mit fester Stimme. Lara ließ Toby kurz los und wischte die letzten Tränen von Marlees Wangen, strich ihr übers Haar. »Wir gehören zum Rudel, und die Wölfe stehen uns bei.« Niemand würde je einem Kind der Wölfe ein Leid antun und ungeschoren davonkommen.
    »Genau«, sagte Toby und sank zurück in Laras Umarmung. »Außerdem hat der Rat viel zu viel Angst vor Onkel Walker und Onkel Judd, vor Sienna und Hawke.«
    Walker kniff die Augen zusammen, als ein echtes Lächeln auf Marlees Gesicht erschien. Der Sturm war schneller vorbei, als er gedacht hatte.
Was tust du, Toby?
Selbst ein Empath mit geringen Kräften konnte negative Gefühle von jemandem fortnehmen.
    Ich habe ihr nur ein wenig geholfen. Habe die schlimmsten Ängste weggenommen, damit sie wieder klar denken kann.
    Wie geht es dir jetzt?
Empathen zahlten einen Preis für ihre Gabe, sie erlebten die dunklen Gefühle selbst, die sie anderen abnahmen.
    Gut. Ich weiß ja, was Marlees Ängste auslösen können, deshalb stellt sich bei mir keine Panik ein.
    Walker würde Lara später berichten, was er erfahren hatte. Sie hob gerade das Glas hoch, das Toby mitgebracht hatte. »Trink ein wenig Milch, Süße.«
    Marlee ließ Laras Hand los und krabbelte von Walkers Schoß. »Ich bin doch schon groß«, sagte sie mit roten Wangen.
    Doch sie ließ sich von Lara in den Arm nehmen und lehnte sich an sie, während sie trank. »Ich habe wie ein Kleinkind geheult«, sagte sie, als sie halb ausgetrunken hatte.
    Toby stupste sie. »Du bist doch auch die Kleinste der Familie, Röschen.«
    »Gar nicht.« Sie starrte ihren Cousin böse an, trank aus und stellte das Glas auf dem Nachttisch ab. »Und du bist kindiger als Sienna.«
    »So ein Wort gibt es gar nicht.« Marlee stürzte sich auf Toby, der sie festhielt und so tat, als müsse er sich gegen Marlees »Krallen« verteidigen. Beide lachten ausgelassen.
    Lara lächelte und lehnte sich an Walker. Er legte die Arme um sie, vergrub das Kinn in ihren schwarzen Locken und sah den Kindern zu. Die unschuldige Freude der Kinder zauberte auch ein Lächeln auf sein Gesicht. Dann lachte Lara, weil Marlee so perfekt wie ein kleiner Wolf knurrte, Toby sich vor Lachen kaum noch halten konnte und so zur leichten Beute ihrer Krallen wurde. Walker lächelte innig.
    Meine Familie. Meine Gefährtin.
    Ein fuchsbrauner Blick traf seinen, als Lara sich umwandte, als hätte sie seine Gedanken gehört. »Nett, nicht wahr?« Ein Kuss streifte sein Kinn. »Unser eigenes kleines Rudel.«
    »Oh ja.«

Epilog
    Lara konnte überhaupt nicht fassen, dass sie tatsächlich schon ihren Bund feierten. In den Armen ihres Gefährten tanzte sie zu den Klängen einer Jazzband und ließ den Blick über den Festplatz schweifen. Rund um die Tanzfläche standen hölzerne Picknicktische, auf denen Köstlichkeiten standen, die Jung und Alt entzückten. Ihre Mutter hatte zweifellos schon mit der Planung für dieses Fest begonnen, seit Walker und Lara Gefährten geworden waren.
    An mehreren Bäumen hingen riesige bunte Schmetterlinge. Marlee hatte die Idee gehabt, Toby und seine Freunde hatten die Formen aus Holz ausgesägt und zusammengeleimt, und Marlee hatte sie zusammen mit Sienna, Evie, Brenna und ein paar jüngeren Gefährten bemalt, unter ihnen auch der wilde, recht talentierte Ben.
    »Schau dir bloß an, was mein Kleiner fabriziert hat«, hatte Ava am frühen Abend gesagt und auf einen Schmetterling gezeigt, der beinahe lebendig schien. »Das künstlerische Talent der Stones setzt sich durch.«
    Nun glänzten die Schmetterlinge im Schein der Lichterketten in der Dämmerung, die Stimmen der
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