Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheime Versuchung

Geheime Versuchung

Titel: Geheime Versuchung
Autoren: Nalini Singh
Vom Netzwerk:
abends miteinander sprachen, nachdem die Kinder zu Bett gebracht waren.
    Fast war sie schon überzeugt davon, dass ihre Befürchtungen überflüssig gewesen waren, als es doch passierte.
    Zwei Tage vor der Feier für Hawke und Sienna, mitten in einer neuerlichen genauen Diagnose von Alice’ Zustand spürte Lara ein Stottern in dem pulsierenden Band zu Walker.
    Dann war es ganz still, geradezu eiskalt.
    Völlig außer sich durch die völlige Abwesenheit von Gefühlen rannte sie zu der kleinen Kommunikationseinheit auf dem Schreibtisch und rief ihn auf dem Satellitentelefon an. Nach dem Klingeln meldete sich sofort der Anrufbeantworter, aber Walker hob nicht ab, was Lara keineswegs beruhigte. Er hatte gesagt, er wollte am Nachmittag mit einer Gruppe seiner Kinder wandern, um ein neues Projekt in einer stressfreien Umgebung zu entwickeln.
    Niemals würde er Kinder einem Risiko aussetzen, indem er mit ihnen in eine Gegend ging, die noch nicht von den Wolfssoldaten für sicher erklärt worden war, und es hatte auch keinen Alarm gegeben. Dennoch war Walker hinter einer eisernen Kontrolle verschwunden, sodass es sich anfühlte, als wäre die Verbindung zwischen ihnen abgewürgt worden.
    Lara konnte nur mit Mühe atmen, musste sich zum ruhigen Nachdenken zwingen und beschloss, dem Band zu folgen, um Walker zu suchen. Es konnte sich als etwas ganz Harmloses herausstellen, doch … »Nein, daran will ich gar nicht denken.« Sie schaffte es gerade noch, Lucy Bescheid zu sagen, und rannte hinaus.
    Mitten in der Weißen Zone, dem sicheren Spielareal für die jüngsten Wölfe, brach Walker durch die Bäume, lief auf sie zu, den leblosen Körper eines Kindes auf den Armen. Sofort sprangen ihre Heilerinstinkte an. Ohne groß nachzudenken, rannte sie zu ihm hin, so schnell sie konnte.
    »Was ist passiert?« Der Junge hieß Tyler, auf der dunklen Haut schimmerte Schweiß, der »krank« roch.
    »Soweit ich es beurteilen kann, ist es eine allergische Reaktion«, sagte Walker. Er atmete schwer vom schnellen Lauf. »Ein Insektenstich, vielleicht auch der Kontakt mit einer Pflanze. Tyler klagte erst über Schwierigkeiten beim Atmen und Benommenheit – kaum dreißig Sekunden später brach er dann zusammen.«
    Das Rudel lebte schon so lange in dieser Umgebung, dass die Gefahr einer allergischen Reaktion sehr gering war, doch vielleicht hatte sich der Junge bislang eher in der Nähe der Höhle aufgehalten. »Leg ihn auf den Boden.« Sie konzentrierte sich ganz auf den Jungen, legte die Hände an seinen Hals und öffnete so die Luftröhre, die sich fast völlig geschlossen hatte. Wenn Walker den Jungen nicht sofort zu ihr gebracht, sondern auf Hilfe gewartet hätte, wäre Tyler vermutlich nicht mehr am Leben.
    »Die Atemwege sind erst einmal frei.« Sie hatte ihm kurzfristig Erleichterung verschafft und suchte nun nach Hinweisen, was die beinahe tödliche allergische Reaktion hervorgerufen haben könnte. Insektenbisse oder Schlangengifte erforderten eine andere Behandlung als pflanzliche Auslöser.
    »Hier.« Am Knöchel über dem Sockenrand. »Da ist ein Stich.«
    Lara sorgte weiter dafür, dass der Junge atmen konnte und sein Herz weiterschlug, und bat Walker, ihn zur Krankenstation zu tragen. »Wo ist Judd?« Walker hätte sicher seinen Bruder alarmiert und für eine schnelle Teleportation gesorgt, wenn es möglich gewesen wäre.
    »Bis heute Abend um acht am anderen Ende des Landes. Es hätte ihn völlig ausgelaugt, herzukommen, seine Energiereserven sind erschöpft. Er hätte Tyler nicht helfen können.«
    »Ich glaube nicht, dass ein TK-Medialer ihn schneller zu mir gebracht hätte als du.« Lara holte den Scanner, und Walker legte Tyler auf die Behandlungsliege.
    Er sah Lara an. »Ich muss los, die Jungen sind allein und stehen unter Schock.«
    Lara nickte, sie war ganz auf ihren Patienten konzentriert. »Dann geh. Ich sage dir Bescheid, wenn er außer Gefahr ist.«
    Walker ging, nicht ohne Tyler noch einmal über die schwarzen Locken zu streichen und die Hand kurz an Laras Wange zu legen. Als die Eltern des Jungen kamen, sorgte Lucy dafür, dass sie Lara nicht störten.
    Denn diese verstand zwar die Sorge der Eltern, musste sich jetzt aber ausschließlich um den Jungen kümmern. Der Scanner hatte ihren Verdacht bestätigt, dass Insektengift den allergischen Schock ausgelöst hatte. Eine solch heftige Reaktion hatte sie noch nie erlebt. Normalerweise spürten Gestaltwandler, selbst wenn sie noch Kinder waren, höchstens den Stich und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher