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Geheimcode Misty Hazard (German Edition)

Geheimcode Misty Hazard (German Edition)

Titel: Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
Autoren: Martin Kay
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dem Absatz gegen das Knie. Der Wurf saß. Mit einem dumpfen Klonk prallte der Stein gegen die Stirn des Soldaten direkt unter dem Helmansatz. Der Tritt gegen das Bein holte ihn von den Füßen. Spears kam  hoch. Der zweite Mann wirbelte herum und brachte seine Waffe in Anschlag. Durchladen und Zielen waren eine Bewegung. Spears starrte in die Mündung, sah, wie der Finger des Mannes sich um den Abzug krümmte, hörte das Krachen des Schusses und zuckte zusammen. Er fragte sich, an welcher Stelle seines Körpers die Kugel eingedrungen war. Wann kam der Schmerz? Noch während er den Gedanken dachte, bemerkte er den Schwall Blut, den der Soldat ausspuckte, ehe dieser vornüberkippte und reglos im Staub liegen blieb. In seinem Rücken gähnte ein Loch. Ein großkalibriges Geschoss hatte die Splitterschutzweste durchschlagen.
    Ungläubig blickte Spears auf die Leiche, dann sah er hoch und versuchte, den Schützen auszumachen. Dieser ließ nicht lange auf sich warten. Er kam auf einem Pferd hinter den Gleisen hervor, in der Hand ein Gewehr mit aufgestecktem Zielfernrohr. Der Gaul galoppierte über die Bahnschwellen und schien nicht anhalten zu wollen, obwohl er direkt auf Spears zuraste. Erst im letzten Moment zog der Reiter die Zügel an und veranlasste das Pferd zu stoppen. Es stellte sich wiehernd auf die Hinterbeine, schnaubte und blieb neben Spears stehen.
    Der Reiter rutschte aus dem Sattel, versetzte dem Tier einen Klaps auf die Flanken. Es machte einen Satz und preschte nach Süden davon. Dann drehte sich der Mann mit dem Gewehr zu Spears um. Er trug einen alten, vergammelten Stetson, eine Wildlederjacke mit fransigen Ärmeln und eine verwaschene Jeans, deren ursprüngliche Farbe man nicht einmal mehr erahnen konnte. Sein Vollbart war zottelig, die Nase ein wahrer Zinken, aufgequollen und rot. Der Mann schien gern einen über den Durst zu trinken, eine Vermutung, die auch durch den wässerigen Blick seiner Augen untermauert wurde.
    »Was ist, Sohn? Hast du dir in die Hosen gemacht?« Seine Stimme klang rau und krächzend. Gleichzeitig hatte er einen nuschelnden, texanischen Slang drauf.
    »Wer zum Henker sind Sie?«
    »Niemand, den du erwartet hast.« Sein Retter spie einen Priem von Kautabak in den Sand und rümpfte lautstark die Nase. »Wenn wir nicht bald hier verschwinden, enden wir wie der da.«
    Er deutete mit dem Lauf seines Gewehres auf den toten Soldaten. Spears folgte der Geste, blickte dann zu dem Mann, den er mit dem Stein gefällt hatte. Er regte sich noch immer nicht und lag halb auf dem Bauch, halb auf der Seite neben dem Waggon. Sein Gesicht sah ziemlich übel zugerichtet aus. Spears machte einen Schritt auf ihn zu und wollte in die Hocke gehen, um den Puls des Soldaten zu fühlen.
    »Eh-eh«, meckerte der Mann mit der Flinte. »Das lässt du mal hübsch bleiben. Die Schwuchteln müssen sich regelmäßig bei ihrem Chef melden. Wenn wir nicht in einer Minute verschwunden sind, wird es hier gleich von Hubschraubern nur so wimmeln.«
    Spears drehte sich zu dem Mann um. Er hatte vermutlich recht.
    »Shit, ich hätte nicht gedacht, dass es dir gleich die Sprache verschlägt.« Der Alte drehte sich um und schlurfte zum Humvee hinüber. Der Schlüssel steckte und der Motor lief noch. Er schob das Gewehr auf den Rücksitz und pflanzte sich selbst auf den Platz des Beifahrers. Bevor er die Tür zuzog, rief er Spears zu: »Na, los doch! Dein Versuch, hier Wurzeln zu schlagen, fruchtet eh nicht. Auf dieser Seite der Gleise wächst und gedeiht nichts.«
    Die Tür knallte. Offenbar bedurfte es dieses Geräusches, um Spears wieder in die harte Wirklichkeit zurückzuholen. Das Gefühl, die Umgebung wie durch einen dichten Schleier zu betrachten, verschwand urplötzlich. Er merkte, wie das flaue Gefühl im Magen langsam die Oberhand gewann. Innerhalb weniger Minuten war er zum zweiten Mal knapp mit dem Leben davongekommen. Der G. I. hätte ihn einfach über den Haufen geknallt, wenn dieser Festus-Hagen-Verschnitt nicht gewesen wäre und ihn gerettet hätte.
    Spears umrundete den Humvee und klemmte sich hinter das Steuer. Nachdem er die Tür zugezogen hatte, drehte er sich zu dem Alten um.
    »Danke, Mann.« Er streckte ihm die Hand entgegen.
    »Drauf geschissen.« Der Retter rülpste. »Sehen wir zu, dass wir Land gewinnen, sonst pumpen die uns so mit Blei voll, dass wir erstklassiges Strahlungsdämmmaterial abgeben.«
    Spears nickte. Er setzte den Automatikhebel auf D und trat das Gaspedal durch. Der Motor des
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