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Geheimcode Misty Hazard (German Edition)

Geheimcode Misty Hazard (German Edition)

Titel: Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
Autoren: Martin Kay
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Sekunden, bis Spears sie als das erkannte, was sie in Wahrheit waren. Aus den Schatten schälten sich die Konturen von Kampfjets, die im Tiefflug über die Prärie von Kansas dahindonnerten. Die Silhouetten der Hubschrauber im Hintergrund bemerkte Spears nicht einmal. Sein Blick war stur auf die beiden Flugzeuge fixiert. Genauer gesagt auf die Tragflächen, an deren Unterseiten es kurz aufblitzte, ehe sich zuerst zwei, dann vier schlanke Körper lösten und schneller als die Jets direkt auf den Zug zurasten.
    Raketen!
    Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte Reno Spears die heranjagenden Geschosse an. Sein Verstand weigerte sich zu glauben, was er dort sah. Er war sowohl körperlich als auch geistig wie gelähmt. Verzweifelt versuchte er zu erfassen, was geschah. Militärische Kampfjets schossen Raketen auf einen zivilen Personenzug ab. Mitten auf amerikanischem Grund und Boden. Das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Zweifelsohne musste es sich bei diesem Szenario um einen Traum handeln. Spears würde jeden Moment vom Rucken und Pfeifen des Zuges geweckt werden und fände sich an der McCune-Station wieder, wo Rose auf ihn wartete und ihn vom Bahnhof abholte.
    Die bitterböse Wahrheit holte ihn jedoch in der nächsten Sekunde ein. Gnadenlos detonierten die Flugkörper in dem fahrenden Zug. Die Explosionen waren mörderisch. Eine grelle Flammenwolke loderte die Fenster entlang. Für eine Sekunde spürte Spears die infernale Hitze, die draußen wütete, als hätte jemand das Tor zur Hölle geöffnet. Nur eine Sekunde darauf wurde er von einer unsichtbaren Hand gepackt, aus dem Sitz gehoben und quer durch die Reihen geschleudert. Er prallte gegen einen festen Körper, rammte die Lehne eines anderen Sitzes und stieß mit einem Passagier, vielleicht vier oder fünf Gruppen hinter seinem ursprünglichen Sitz, zusammen. Spears riss den Mann zu Boden, schlitterte mit ihm über den Filzteppich. Um sie herum tobte das Chaos. Männer und Frauen schrien, stürzten durch das Abteil, wurden in ihre Sitze gepresst oder gegen die Fenster geschleudert. Hier und dort barst das Glas. Koffer und andere Gepäckstücke flogen wirr durch die Luft, trafen Fahrgäste und warfen sie zu Boden oder drückten sie gegen Sitze. Ein Kind weinte. Jemand rief um Hilfe.
    Spears ächzte und stemmte sich hoch. Der Mann, den er mit umgerissen hatte und der noch immer auf dem Boden lag, war bewusstlos.
    Bevor Spears auf die Füße kam, ging ein gewaltiger Ruck durch den Waggon und eine Feuerwalze sprengte die Türen entzwei, schmolz die vorderen Sitzreihen und verschlang die Menschen. Einige gingen in Flammen auf und rannten lebenden Fackeln gleich zwischen den Sitzen her. Andere sprangen aus den geborstenen Fenstern. Spears sah eine Frau auf ihn zurennen, da donnerte eine weitere Explosion durch den Raum. Fenster zerplatzten. Tausende von Scherben sausten wie zerstoßenes Eis durch das Abteil und durchsiebten die Frau, noch bevor sie Spears erreichte. Streben und Rahmen verbogen sich. Die Decke des Waggons stöhnte, ehe sich ein langer Riss hindurchzog. Metall fegte durch die Gegend, schnitt durch menschliches Fleisch. Erneut wurde Spears durch eine Druckwelle angehoben. Er hielt sich an einer Sitzlehne fest, doch der Stoffbezug entglitt seinen Fingern. Ohne dass er es verhindern konnte, wurde er durch ein zersplittertes Fenster nach draußen geschleudert. Im Flug sah er, dass der Waggon kippte und mit der Längsseite auf dem Boden der Prärie landete.
    Spears schlug hart auf und rollte durch das Gras, getragen vom Schwung des Wurfes. Er stieß sich den Kopf an einem Findling an, landete auf dem Bauch und zuckte unkontrolliert. Mit Mühe hielt er für zwei, drei Sekunden lang noch die Augen offen, ehe sich ein schwarzer Mantel über seine Gedanken ausbreitete und ihm den Anblick all der Sterbenden im Waggon ersparte.
    10:51 Uhr
     
    Ein knisterndes Geräusch, begleitet von einem bösartigen Fauchen, weckte ihn. Reno Spears schlug die Augen auf und wünschte sich im selben Moment, er hätte es nicht getan. Grelles Licht stach durch seine Pupillen und brannte sich bis in seinen Schädel hinein. Er kniff die Lider zusammen und ballte die Hände zu Fäusten. Sein Körper schien eine einzige Schmerzzone zu sein. Rücken, Nacken, Gelenke: Alles hämmerte wie wild. Die Knochen fühlten sich an, als würden sie in Flammen stehen. Und der Druck in seinem Kopf wuchs auf ein unerträgliches Maß an. Spears kannte das. Wenn er zu lange auf den Baustellen, auf
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