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Geheimcode Misty Hazard (German Edition)

Geheimcode Misty Hazard (German Edition)

Titel: Geheimcode Misty Hazard (German Edition)
Autoren: Martin Kay
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bemächtigt hatte, zurück in die knallharte Realität. »Rose!«
    Spears sprang auf. Er wankte und hielt sich am Gerüst fest. Er blieb eine Minute stehen und streckte dann eine Hand nach der Leiter aus, die an der Außenseite des Turmes nach oben zu einem Geländer führte. Mit Anstrengung zog er sich hoch, nahm eine Stufe nach der anderen. Der Aufstieg war mühsam. Als er endlich oben ankam, fühlte er sich wie nach einem Marathonlauf. Ausgelaugt. Wie eine ausgepresste Zitrone. Er schwitzte nicht einmal, als wäre ihm sämtliche Flüssigkeit aus dem Körper gezogen worden. Seine Lippen waren trocken, die Kehle rau, seine Gedanken taub. Er merkte, wie seine Knie zitterten und er sich an dem Geländer, das rings um den Turm führte, festhalten musste. Langsam tastete er sich vor, immer einen Schritt nach dem anderen, einen rasselnden Atemzug nach dem nächsten. Spears wünschte sich, der Wasserturm würde seinem Namen noch alle Ehre machen und könnte ein Quell der Erfrischung für ihn werden. Er wäre einfach hineingesprungen und hätte sich im Wasser treiben lassen, um die Feuchtigkeit zurückzugewinnen, die Hitze und Feuer ihm geraubt hatten.
    Stattdessen stand er am Geländer und blickte nach Westen. In vielleicht einer Meile Entfernung sah er das ländliche McCune, eine Knapp-450-Seelen-Gemeinde mit vielleicht 180 Haushalten. Ein Fleck auf der Landkarte, zehn Meilen von der nächstgrößeren Siedlung Parsons im Westen entfernt. Nach Nordosten bis Pittsburg, Kansas, waren es vielleicht fünfzehn Meilen. Im Norden und Süden lange Zeit nichts. Nur Weizenfelder, Prärie oder Wüste. Irgendwann traf man nördlich auf Kansas City, die drittgrößte Stadt des Bundesstaates. Im Süden streifte man nach einigen Meilen bereits Oklahoma, dessen Tulsa von hier aus näher lag als das etwa hundert Meilen nach Westen entfernte Wichita.
    McCune. 450 Einwohner. Ein Lebensmittelladen, der nicht mal ansatzweise als Supermarkt bezeichnet werden konnte. Keine Bankfiliale. Eine Tankstelle ohne Werkstatt. Zwei Diner, eine Kirche. Wer Geld abheben oder seinen Wagen reparieren musste, durfte bis nach Parsons oder Pittsburg fahren – oder überquerte die Staatsgrenze zu Missouri und kehrte in Joplin ein.
    McCune. Hier gab es absolut nichts zu holen. Warum zum Teufel interessierte sich die U.S. Army für dieses Nest in der Mitte von Nirgendwo?
    Reno Spears sah die Hubschrauber am Himmel. Die Humvees und Motorräder. Lastwagen, die auf die Ortschaft zufuhren. Kreisende Jets am Himmel. Ein Dorf in Flammen. Aus vielen Häusern stiegen Rauchwolken auf. Spears bezweifelte nicht, dass man die Einwohner ebenso niedergeschossen hatte wie die Zugreisenden. Um sich lästiger Zeugen zu entledigen. Aber was sollte das Ganze?
    Rose.
    Sie war irgendwo dort unter dem Rauch. Vielleicht schon tot. Spears durfte keine Zeit verlieren. Er musste sie herausholen. Aber wer war er, dass er es mit der Army aufnahm? Er brauchte Hilfe. Wen konnte er anrufen? Den County-Sheriff von Girard? Die würden ihn umnieten. Wer immer da unten das Sagen hatte, schreckte vor nichts zurück. Spears hatte selbst in der Army gedient, um zu wissen, dass man nicht so ohne Weiteres die Kontrolle über eine Einheit bekam und Jets anfordern konnte, um einen amerikanischen Zug und eine ebensolche Kleinstadt bombardieren zu können. Die Befehle mussten von ganz oben gekommen sein. Pentagon-Ebene.
    »Verfluchte Scheiße!«
    Spears holte tief Luft und fuhr sich durch das dichte, schwarze Haar. Ja, er hatte gelernt, mit einer Waffe umzugehen. Aber er war Bauarbeiter, kein Soldat. Was immer er tat, um seine Frau dort herauszuholen, er würde es niemals alleine schaffen. Also blieb nur eines übrig: zunächst Aufklärungsarbeit zu leisten.
    Er gab sich einen Ruck, lief zur Rückseite des Rundstegs und ließ sich an der Leiter des Wasserturms wieder hinunter. Unten angekommen wog er seine Chancen ab. Die Humvees hatten sich nach McCune verzogen. Bei den ausgebrannten Waggons hielten sich keine Soldaten mehr auf. Allerdings kreisten in der Nähe noch hier und dort Hubschrauber herum. Und die Jets machten Spears nervös. Er musste es versuchen.
    Trotz der Schmerzen in seinem geschundenen Körper kam er jetzt schneller voran. Das Adrenalin, das ihn bei dem Gedanken an seine Ehefrau durchströmte, ließ ihn alle Qualen vergessen. Er schaffte es bis zu dem umgestürzten Waggon und ließ sich dahinter auf die Knie fallen. Ein Schatten sauste über ihn hinweg, gefolgt von dem tiefen Hämmern der
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