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Geheimauftrag: Liebe

Geheimauftrag: Liebe

Titel: Geheimauftrag: Liebe
Autoren: Stephanie Laurens
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seine Muskeln sich anspannten, doch er blieb sitzen.
    Sie erreichte die Tür und atmete langsam durch.

    » Mon ange …«
    Sie erstarrte. Er hatte sie erst ein Mal so gerufen. Eine Drohung lag in seinem Tonfall, unausgesprochen, aber unmissverständlich.
    Sie wartete einen Herzschlag lang. Als er nicht weitersprach, drehte sie den Kopf in seine Richtung. Er hatte sich nicht bewegt; starrte in die Kerze. Er wandte sich nicht zu ihr um.
    Er konnte ihr nicht ins Gesicht schauen …
    Der Knoten in ihr löste sich; die Spannung ließ nach. Sie lächelte sanft, wusste, dass er es nicht sehen konnte. »Du kannst dir die Mühe sparen, es ist vergeblich. Ich kenne dich, schon vergessen? Du bist nicht der Typ Mann, der das tun würde.«
    Sie wartete noch einen Moment, dann sagte sie leise »Gute Nacht«.
    Er antwortete nicht, rührte sich nicht. Sie wandte sich ab und entfernte sich über den Flur.
    Charles lauschte ihren verklingenden Schritten und fragte sich, welches böswillige Schicksal beschlossen hatte, dass er sich mit so etwas konfrontiert sah. Er und kein Mann, der eine Dame erpressen würde? Sie hatte ja keine Ahnung. Mehr als zehn Jahre lang war er exakt ein solcher Mann gewesen.
    Er hörte, wie sie die Eingangshalle erreichte, und atmete aus, langsam und tief. Sie kannte beileibe nicht nur einen kleinen Teil des Puzzles, sondern hatte weitergehende Informationen. Er vertraute ihrer Intelligenz und war sicher, dass sie nicht überreagierte oder die Geschichte aufbauschte. Aber …
    »Verdammt!« Er stieß sich vom Tisch ab, stand auf und kehrte zur Bibliothek zurück und rief Brutus und Cassius zu sich. Dann verließ er mit ihnen das Haus, um auf den Wällen spazieren zu gehen. Hielt das Gesicht in die frische Nachtluft und die kühle Meeresbrise, um die Spinnweben der alten Erinnerungen aus seinem Kopf zu vertreiben. Er konnte es nicht
gebrauchen, wenn sie seine Urteilskraft behinderten, besonders jetzt nicht.
    Die Erdwälle waren vor langer Zeit um die Abbey herum aufgeschüttet worden und umgaben die Gärten im Süden. Von der breiten grasbewachsenen Kuppe aus konnte man fast den ganzen Mündungsarm des Fowey überblicken. Und an klaren Tagen sah man sogar das Meer, das verlockend in der Ferne glitzerte.
    Er schritt aus, versuchte an Alltägliches zu denken, spielte mit den Wolfshunden, die übermütig um ihn herumtollten, mal ein Stück vorausliefen, um eine Spur aufzunehmen, dann wieder an seine Seite zurückkehrten. Seine ersten Hunde hatte er mit acht Jahren bekommen, und beide waren erst im hohen Alter gestorben, ein paar Monate bevor er der Garde beitrat. Nach seiner ersten Heimkehr vor zwei Jahren hatte er diese beiden erstanden, nicht damit rechnend, noch einmal zurückbeordert zu werden. Doch als Napoleon aus Elba geflohen war, musste er zurück auf seinen Posten, und Lydia kümmerte sich um Cassius und Brutus.
    Obwohl seine Schwester das liebevoll getan hatte, waren die beiden Rüden mit fliegenden Fahnen wieder zu ihm gewechselt, als er das nächste Mal heimkam. Zu Lydias Enttäusching, aber trotzdem steckte sie den beiden immer noch Leckereien zu.
    Was sollte er nur mit Penny anstellen?
    Schlagartig konnte er an nichts anderes mehr denken. Er blieb stehen, legte den Kopf in den Nacken, füllte seine Lungen mit der kühlen, salzigen Nachtluft. Schloss dann die Augen und ließ sich alles durch den Kopf gehen, was er von der erwachsenen Penny wusste – von der Frau, die sie jetzt war.
    Bei seiner Ankunft zu Hause hatte seine Mutter ihm ungefragt mitgeteilt, dass sie nicht verheiratet sei, obwohl sie vier überaus erfolgreiche Londoner Saisons hinter sich habe, und
überdies als Tochter des verstorbenen Earl über eine ansehnliche Mitgift verfüge. Zwar konnte man Penny nicht gerade als überwältigende Schönheit bezeichnen, doch ihre zarten Züge, die makellose Haut und das lange flachsblonde Haar, dazu die sturmgrauen Augen – das alles zusammen ließ sie mehr als nur einigermaßen hübsch aussehen. Sie war in einer aparten Weise höchst attraktiv. Einen gewissen Makel indes stellte zumindest für einige ihre beachtliche Größe dar, denn sie war nur einen halben Kopf kleiner als er und überragte nicht wenige Männer. Und sie war ziemlich dünn, wobei er lieber von schlank und biegsam sprach, aber manch einem fehlten bei ihr die üppigen, weiblichen Rundungen.
    Auch ihre Intelligenz und ihre oft scharfe Zunge waren nicht jedermanns Sache – nicht wenn man auf der Suche nach einer fügsamen Frau
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