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Geheimauftrag: Liebe

Geheimauftrag: Liebe

Titel: Geheimauftrag: Liebe
Autoren: Stephanie Laurens
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Blick über den Schwung ihrer Hüften, und am liebsten hätte er sie umfasst, doch er hielt sich mit eiserner Entschlossenheit zurück, nickte stattdessen dankend, nahm die Tasse zwischen beide Hände und trank einen Schluck, bevor er weitersprach.
    »Sobald klarwurde, dass ich mir problemlos Zutritt zu den höchsten militärischen und gesellschaftlichen Kreisen verschaffen konnte, stand mehr auf dem Spiel. Die Stadt zu verlassen wurde zu riskant. Die Franzosen mussten glauben, dass ich mich ständig dort aufhielt, oder zumindest brauchte ich einen guten Vorwand, wenn ich woandershin wollte. Nicht der leiseste Zweifel durfte aufkommen, dass ich nicht ein ganz normaler französischer Bürger war.«
    Sie stellte die Teekanne auf die Spüle und kehrte zu ihrem Stuhl zurück. »Daher bist du also nicht zu James’ Beerdigung gekommen.«
    »Es ist mir gelungen, Frankreich zu verlassen und herzureisen, als Papa und Frederick starben, aber zu dem Zeitpunkt, als das Unglück mit James passierte, rückten Wellingtons Truppen
gerade heran und standen dicht vor Toulouse. Es war wichtiger denn je zuvor, dass ich vor Ort blieb.« Frederick, sein ältester Bruder, hatte sich das Genick bei einem Reitunfall auf der Jagd gebrochen; James, der Zweitgeborene, war Frederick als Earl nachgefolgt, nur um kurze Zeit später bei einem Bootsunfall zu ertrinken. Charles war der dritte Sohn des sechsten Earl und nun offiziell der neunte Earl of Lostwithiel. Es war einer der üblen Streiche, die das Schicksal ihm gespielt hatte.
    Sie nickte; ihr Blick ging in die Ferne. Langsam hob sie ihre Tasse an die Lippen und nippte.
    Schließlich sah sie wieder ihn an. »Warst du in Waterloo dabei?«
    Er zögerte, aber er wollte die Wahrheit – die ganze Wahrheit – von ihr hören. »Ja, aber hinter den französischen Linien. Ich habe ein paar andere Halbfranzosen angeführt, damit wir uns einer Abordnung aus Toulouse anschließen. Sie haben die Artillerie auf einem Hügel oberhalb des Schlachtfelds bewacht.«
    »Du hast den Beschuss eingestellt?«
    »Zu dem Zweck waren wir da.«
    Ihr Blick blieb fest auf sein Gesicht gerichtet. »Um das Abschlachten der britischen Truppen zu beenden.«
    Indem andere abgeschlachtet wurden, dachte er, doch das blieb ungesagt.
    »Aber nach Waterloo bist du aus dem Dienst ausgeschieden.«
    »Es gab keine weitere Verwendung für uns – für Agenten, wie ich einer war. Außerdem warteten auf mich andere Verpflichtungen.«
    Ihre Lippen verzogen sich. »Pflichten, von denen du und alle anderen nie gedacht hätten, dass du sie je würdest übernehmen müssen.«
    Allerdings. Der Titel eines Earl war ihm zugefallen, dem wildesten
und anscheinend am wenigsten geeigneten der drei Söhne – und zudem dem in keiner Weise auf diese Würde und die damit verbundenen Pflichten vorbereiteten.
    Sie betrachtete ihn weiter, und nach einem Moment fragte sie: »Wie fühlt es sich an, Earl zu sein?«
    Sie hatte immer schon die verblüffende Fähigkeit besessen, die empfindlichste Stelle zu treffen. »Seltsam.« Er setzte sich auf seinem Stuhl anders hin, starrte in seine halb leere Tasse.
    Er war nicht imstande, das Gefühl zu beschreiben, das ihn erfasst hatte, als er vor ein paar Stunden die Eingangsstufen hochgestiegen und durch die imposante Eingangstür getreten war. Der Titel und die Abbey gehörten nun ihm, aber nicht nur sie. Auch die ausgedehnten Ländereien und die Verantwortung, die sie mit sich brachten, waren auf ihn übergegangen. Er hatte das Erbe seiner Familie angetreten, denn die Abbey war nicht nur das Zuhause seiner Kindheit, sondern auch der Sitz seiner Ahnen, der Ort, wo sein Geschlecht verwurzelt war. Und er musste dafür sorgen, dass dies auch so blieb und der Besitz unbeschadet an die nächste Generation weitergegeben werden konnte – nicht nur ungeschmälert, sondern nach Möglichkeit besser, schöner und größer.
    Das Gefühl war verlockend wie der Ruf eines Jagdhorns, doch was genau in ihm dadurch geweckt wurde, das blieb nebulös für ihn. Was ihm zunächst auch zweitrangig erschien, denn seine vordringlichste Aufgabe bestand darin, sich eine passende Countess zu suchen und in seiner alten Umgebung wieder heimisch zu werden.
    »Es kommt mir immer noch komisch vor, wenn Filchett und Crewther mich mit ›Mylord‹ anreden.« Filchett und Crewther waren seine Butler, der eine hier und der andere in der Stadt.
    Charles fand, dass er ihr genug erzählt hatte. Er leerte seine Tasse und wollte mit seinen Fragen
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