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Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Titel: Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien
Autoren: Aufbau
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erreichen.
    Sechs zischt anmutig durchs Wasser und berührt dabei wie ein Insekt nur flüchtig die Oberfläche. Doppelt so schnell durchpflügt neben ihr ein schnabeltierähnliches Wesen mit langem blonden Haar und Bart das Wasser — ich habe keine Ahnung, welches Tier Bernie Kosar hier gerade kopiert.
    Sechs spürt meine Anwesenheit, kommt zum Beckenrand geschwommen und stützt sich mit den Ellbogen darauf ab. Bernie Kosar springt aus dem Wasser und nimmt wieder seine übliche Beagle-Form an. Als er sich schüttelt, macht er mich total nass. Es ist angenehm erfrischend und plötzlich muss ich daran denken, wie schön es ist, wieder im Süden der USA zu sein.
    »Du solltest meinen armen Hund hier besser nicht so quälen«, sage ich und ertappe mich dabei, wie ich auf ihre schlanken Schultern und ihren perfekt geformten Hals starre. Vielleicht hat Sam recht. Vielleicht betrachte ich sie ja genauso wie er. Mehr als je zuvor möchte ich zurück in mein Zimmer laufen, das Telefon einschalten und Sarahs Stimme hören.
    »Fragt sich, wer hier wen quält. Dieser kleine Kerl schwimmt, als ob er wieder völlig gesund wäre. Da wir gerade davon sprechen — wie geht es deinem Kopf?«
    »Er tut noch weh«, sage ich und streiche mit der Hand darüber. »Aber alles nicht so schlimm. Morgen kann ich wieder trainieren, wenn du deswegen fragst.«
    »Gut«, erwidert sie. »Ich werde langsam kribbelig. Lange her, dass ich mit jemandem trainiert habe.«
    »Willst du wirklich mit mir üben? Du weißt doch, dass du dich dabei verletzen könntest, oder?«
    Sie lacht und spuckt einen Mund voll Wasser in meine |115| Richtung. »Oh, sieh mal«, sage ich, stelle mir in Gedanken die Oberfläche des Pools vor und fabriziere einen Windstoß. Das Wasser steigt zu ihrem Gesicht auf. Sie taucht unter, um der Welle zu entkommen. Als sie wieder auftaucht, reitet sie auf dem Gipfel einer hohen Woge, die in ihrer Wucht beinahe den ganzen Pool leert, sie aber zu mir hinbefördert. Bevor ich reagieren kann, springt sie ab, doch die Woge rollt weiter, haut mich glatt um und wirft mich bis ans Haus zurück. Ich höre sie lachen. Das Wasser strömt in den Pool zurück. Ich stehe da und versuche, sie wieder ins Wasser zu schubsen. Sie wehrt meine Telekinese ab. Plötzlich finde ich mich segelnd in der Luft wieder, wo ich auf dem Kopf stehe und hilflos mit den Armen rudere.
    »Um Himmels willen, was treibt ihr denn hier draußen?«, möchte Sam wissen. Er steht vor der gläsernen Schiebetür.
    »Ähm, Sechs hat totalen Blödsinn geredet und da hab ich ihr mal gezeigt, wo ihr Platz ist. Siehst du das nicht?«
    Ich schwebe noch immer einen Meter über der Mitte des Pools. Ich kann förmlich spüren, wie Sechs mich an meinem rechten Knöchel festhält. Es fühlt sich an, als würde es nicht telekinetisch, sondern tatsächlich passieren.
    »Oh ja, absolut. Du hast sie genau da, wo du sie haben wolltest.«
    »Ich wollte gerade zum entscheidenden Schlag ausholen, weißt du. Musste nur den passenden Moment abwarten.«
    »Was meinst du, Sam?«, fragt Sechs. »Soll er seine Chance bekommen?«
    Sams Mund verzieht sich zu einem Grinsen. »Nimm das da weg!«
    »Hey, wartet mal!«, kann ich gerade noch rufen, bevor sie mich loslässt und ich kopfüber ins Wasser falle. Als ich wieder an die Oberfläche komme, sind Sam und Sechs in einen hysterischen Lachanfall ausgebrochen.
    »Das war bloß Runde Nummer eins«, sage ich und klettere aus dem Schwimmbecken. Dann ziehe ich mir mein T-Shirt aus und werfe es auf den Boden. »Ich war lediglich abgelenkt. |116| Wartet ab!
    »Wie ist das jetzt mit >cool und abgebrüht    »Strategie«, erwidere ich. »Ich wiege sie in Sicherheit, und wenn sie dann glaubt, dass alles in schönster Ordnung ist, ziehe ich ihr den Boden unter den Füßen weg.«
    »Ha! Ja, genau«, sagt Sam und fügt dann hinzu: »Gott, ich wünschte, ich hätte ein Erbe.«
    Sechs steht in einem einteiligen schwarzen Badeanzug zwischen uns. Sie lacht immer noch. Als sie sich nach vorn beugt, um ihr Haar auszuwringen, laufen Wassertropfen an ihren Armen und Beinen hinab. Die Narbe an ihrem Knöchel ist immer noch verfärbt, aber längst nicht mehr so violett wie noch vor einer Woche. Sie richtet sich wieder auf und lässt dabei schwungvoll das Haar über den Kopf nach hinten fallen.
    Sam und ich sind völlig fasziniert.
    »Dann also Training heute Nachmittag?«, fragt Sechs. »Oder hast du immer
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