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Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Titel: Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien
Autoren: Aufbau
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immer ein kleines Stückchen voraus, so, wie ich es am liebsten habe. Wir holen uns unser Frühstück aus der Cafeteria und treten in die kühle Morgenluft. Auf dem Weg zur Schule esse ich einen Apfel. Ella folgt meinem Beispiel. Ich bin heute Morgen zehn Minuten früher dran, was es mir möglich macht, ins Internet zu gehen, um nach neuen Nachrichten über John Smith zu suchen. Der Gedanke an ihn lässt mich lächeln.
    »Warum lachst du? Freust du dich auf die Schule?«, fragt Ella. Ich sehe zu ihr hinüber. Der halb aufgegessene Apfel sieht in ihrer kleinen Hand riesengroß aus.
    »Es ist ein schöner Morgen«, erwidere ich. »Und außerdem habe ich heute nette Gesellschaft.«
    Wir laufen die Straße entlang, während die Verkäufer im Dorf ihre Stände aufbauen. Der Schnee ist noch nicht geschmolzen und türmt sich zu beiden Seiten am Rand der Calle Principal auf, aber die Straße selbst ist geräumt. Vor uns auf der rechten Seite öffnet sich die Haustür von Héctor Ricardo. Er schiebt seine Mutter hinaus, die in einem Rollstuhl sitzt. Seit langer Zeit leidet sie an der Parkinson-Krankheit. Fünf Jahre sitzt sie bereits im Rollstuhl, seit drei Jahren kann sie nicht mehr sprechen. Héctor stellt den Rollstuhl in die Sonne und zieht die Radbremse fest. Die Sonne scheint seiner Mutter gut zu tun. Héctor selbst schleicht in den Schatten und lässt sich mit gesenktem Kopf auf einen Stuhl fallen.
    |104| »Guten Morgen, Héctor! «, rufe ich ihm zu.
    Er hebt den Kopf und blinzelt mit einem Auge. Dann winkt er mir mit einer zitternden Hand zu. »Marina wie die Königin der Meere«, erwidert er krächzend. »Nur die Zweifel von heute beschränken den morgigen Tag.«
    Ich bleibe stehen und lächle ihn an. Ella bleibt ebenfalls stehen. »Das ist ja mal eine deiner klügeren Weisheiten.«
    »Lass dich von Héctor nicht täuschen. Er hat noch immer was Besseres auf Lager«, sagt er.
    »Geht es dir gut?«
    »Stärke, Vertrauen, Bescheidenheit und Liebe. Héctor Ricardos vier Grundsätze für ein glückliches Leben«, antwortet er. Seine Worte stehen zwar in keinem Zusammenhang mit meiner Frage, geben mir aber dennoch ein gutes Gefühl. Héctor richtet seinen Blick auf Ella. »Und wer ist dieser kleine Engel?« Ella fasst meine Hand und versteckt sich hinter mir.
    »Ihr Name ist Ella«, sage ich und schaue auf sie hinab. »Das ist Héctor. Er ist mein Freund.«
    »Héctor ist einer von den Guten«, fügt er hinzu, doch Ella drückt sich immer noch an mich.
    Während wir unseren Weg zur Schule fortsetzen, winkt uns Héctor noch einmal zu.
    »Weißt du, wohin du musst?«, frage ich sie.
    »Ich gehe in die Klasse von Señora Lopez«, erwidert sie lächelnd.
    »Aah, du hast Glück. Ich war auch bei ihr. Sie ist einer der guten Menschen in der Stadt, so wie Héctor«, sage ich.
    ***
    Ich bin am Boden zerstört. Alle drei Schulcomputer sind besetzt. Drei jüngere Mädchen aus der Stadt versuchen verzweifelt, eine naturwissenschaftliche Aufgabe zu beenden. Ihre Finger fliegen über die Tastatur. Ich gleite durch den Tag und bleibe für mich allein, während mich ein einziger Gedanke beschäftigt: |105| John Smith, der in Amerika auf der Flucht ist und irgendwie den Gesetzeshütern entkommt, während ich hier in Santa Teresa feststecke, einer alten, muffigen Stadt, wo nichts passiert. Ich habe immer gedacht, dass ich hier weggehen würde, sobald ich achtzehn bin. Doch weil John Smith jetzt da draußen ist und gejagt wird, muss ich Santa Teresa so schnell wie möglich verlassen und mich ihm anschließen. Die Frage ist nur, wie ich ihn finden kann.
    Meine letzte Stunde ist Spanische Geschichte. Die Lehrerin leiert irgendwas über General Francisco Franco und den Bürgerkrieg in den 1930er Jahren herunter. Ich blende sie aus und schreibe stattdessen die Einzelheiten des aktuellsten Artikels, den ich über John gelesen habe, in mein Notizbuch.
     
    John Smith
    Lebte 4 Monate in Paradise/Ohio
    Wurde von einem Polizisten in Tennessee angehalten, als er in einem Truck mitten in der Nacht Richtung Westen fuhr. Zwei ungefähr gleichaltrige Personen waren bei ihm. Wo fuhren sie hin?
    Einer seiner Begleiter war angeblich Sam Goode aus Paradise. Man vermutete zuerst, dass er gekidnappt wurde, geht aber jetzt davon aus, dass er ein Komplize ist. Wer ist die dritte Person? Ein schwarzhaariges Mädchen. Das Mädchen in meinem Traum hatte schwarzes Haar. Wo ist Henri?
    Wie konnten sie zwei Helikoptern und 35 Polizisten entkommen? Warum sind die
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