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Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Titel: Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien
Autoren: Aufbau
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und ich glaube, niemand hat so oft gewonnen wie Bonita.
    Ich wollte dieses Spiel —
La Reina del Muelle
oder Königin des Decks — gar nicht spielen. Ich war zufrieden, am Rand zu sitzen und die Füße ins Wasser baumeln zu lassen.
    Aber Bonita stieß mich kräftig von hinten an und schickte mich kopfüber in den See. »Spiel mit oder schwimm zurück zum Strand!«, rief sie und warf ihr Haar über die Schulter.
    Ich kletterte wieder hoch und stürzte direkt auf sie zu. So fest es ging drückte ich sie beiseite, bis sie rückwärts in den See fiel.
    Ich hörte La Gorda nicht und plötzlich waren da zwei kräftige Hände, die mir in den Rücken stießen. Ich rutschte auf dem feuchten Holz aus. Mein Kopf und meine Schulter knallten gegen den Rand des Schwimmdecks und plötzlich sah ich Sterne. Für ein paar Sekunden war ich ohnmächtig. Als ich meine Augen wieder öffnete, war ich unter Wasser. Nichts als Dunkelheit umgab mich. Instinktiv kämpfte ich mich nach oben und ruderte mit den Armen, um die Wasseroberfläche zu erreichen. Aber mein Kopf stieß gegen die Unterseite des Decks. Mir wurde plötzlich klar, dass es zwischen dem Wasser und den hölzernen Planken nur ein paar Zentimeter Platz gab. Ich versuchte, meinen Kopf nach hinten zu legen, um Mund und Nase über die Wasseroberfläche zu bekommen, doch sofort lief mir das Wasser in die Nase. Meine Lungen brannten, ich wurde völlig panisch. Ich versuchte, mich seitwärts zu bewegen, aber es gab keinen Platz. Ich war zwischen den Plastikfässern unter dem Dock eingeklemmt. Das Wasser geriet in meine Lungen, während mir der Gedanke durch den Kopf schoss, wie absurd es wäre, durch Ertrinken zu sterben. Ich dachte an die anderen und sah förmlich vor mir, wie sich die Narben in ihre Knöchel brannten. Würden sie glauben, dass Nummer Drei getötet worden war oder würden sie irgendwie verstehen, dass es sich |102| um mich handelte? Ich überlegte, ob anhand der Narbenform wohl erkennbar wäre, ob ich durch die Mogadori getötet worden oder durch meine eigene Dummheit gestorben war. Meine Augen schlossen sich langsam, ich sank hinunter. Gerade als ich die letzten Luftblasen über meine Lippen dringen spürte, klappten meine Augen wieder auf und eine seltsame Ruhe überkam mich. Meine Lungen brannten nicht länger.
    Ich atmete.
    Das Wasser kitzelte in meinen Lungen und erfüllte gleichwohl den verzweifelten Wunsch nach Sauerstoff. In diesem Augenblick entdeckte ich mein zweites Erbe: die Fähigkeit, unter Wasser atmen zu können. Und ich hatte es nur deshalb entdeckt, weil ich an die Schwelle des Todes gestoßen worden war.
    Die Mädchen suchten nach mir, doch so schnell wollte ich nicht gefunden werden. Ich ließ mich auf den Grund des Bergsees herab, bis sich die Welt um mich herum immer mehr verdunkelte und meine Füße schließlich den kühlen Schlamm in der Tiefe berührten. Nachdem sich meine Augen daran gewöhnt hatten, konnte ich durch das schmutzigbraune Wasser hindurchsehen. Zehn Minuten vergingen. Dann zwanzig.
    Schließlich verließen die Mädchen das Deck, vermutlich weil die Glocke sie zum Mittagessen rief. Ich wartete, bis ich sicher war, dass alle verschwunden waren. Dann lief ich über den Grund des Sees auf das Ufer zu, wobei meine Füße immer tiefer in den Schlamm einsanken. Nach einer Weile wurde das eisige Wasser wärmer und klarer, der Schlamm wurde von Felsen und dann Sand abgelöst. Schließlich tauchte mein Kopf aus dem Wasser. Ich hörte die Mädchen, einschließlich La Gorda und Bonita, erleichtert aufschreien und sah sie auf mich zustürzen. Am Strand angekommen ließ ich einen prüfenden Blick über meinen Körper gleiten und entdeckte einen Kratzer an meiner Schulter. Ein paar Blutstropfen liefen mir am Arm herab und formten ein zartes S.
    Die Schwestern ließen mich den Rest des Nachmittags an einem Tisch unter einem Baum sitzen, doch es war mir egal. |103| Ich hatte ein weiteres Erbe.
    Im Badezimmerspiegel sieht Ella, wie ich die an ihrem Arm herablaufende Zahnpasta beobachte. Sie fühlt sich irgendwie ertappt. Als sie versucht, meine Art des Zähneputzens zu kopieren, tropft noch mehr schäumende Zahnpasta aus ihrem Mund.
    »Du bist ja die reinste Schaumfabrik«, sage ich lächelnd und fasse nach einem Handtuch, um ihr alles abzuwischen.
    Wir verlassen das Badezimmer, als die anderen Mädchen hereinkommen, ziehen uns schnell an und gehen nach draußen, während die ersten wieder in den Schlafraum zurückkommen. Wir sind der Gruppe
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