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Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien

Titel: Geheimakte: Das Vermächtnis von Nummer Sechs - das Erbe von Lorien
Autoren: Aufbau
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schließe die Augen und versuche mir vorzustellen, was sie gerade macht, was sie anhat, mit wem sie spricht. In den Nachrichten hieß es, dass die sechs umliegenden Schulbezirke einen Teil der Schüler aus Paradise aufgenommen haben, bis ein neues Gebäude fertig gestellt ist. Ich frage mich, an welcher Schule Sarah wohl gelandet ist und ob sie weiterhin fotografiert.
    Ich strecke die Hand nach meinem Telefon aus. Es ist ein Prepaid-Handy und unter dem Namen Julius Seazar registriert. |112| Henris Sinn für Humor hat mich oft überrascht. Nach vielen Tagen schalte ich das Handy zum ersten Mal wieder ein. Ich brauche nur ihre Nummer zu wählen und schon könnte ich ihre Stimme hören. So einfach ist das.
    Ich drücke die vertraute Nummernfolge in die Tasten, bis ich zur letzten Nummer komme. Dann schließe ich die Augen, atme tief ein und schalte das Telefon wieder aus. Ich weiß genau, dass ich die zehnte Ziffer nicht drücken kann. Die Angst um Sarahs Sicherheit und ihr Leben — unser aller Leben — hält mich zurück.
    Im Wohnzimmer hockt Sam, hält einen von Henris Laptops auf dem Schoß und sieht sich einen CNN-Beitrag an. Glücklicherweise funktioniert Henris Karte für drahtlosen Internetzugang noch immer, welches Pseudonym er auch immer dafür benutzt haben mag. Sam kritzelt aufgeregt irgendwelche Notizen auf einen Block. Seit den Ereignissen in Tennessee sind erst drei Tage vergangen. Nachdem wir auf drei verschiedene Güterzüge gesprungen waren, von denen uns einer zweihundert Kilometer in die falsche Richtung transportierte, kamen wir schließlich gestern Abend hier in Florida an. Ohne die Anwendung unseres Erbes — unserer Geschwindigkeit und der Unsichtbarkeit von Sechs — hätten wir es nie geschafft. Jetzt wollen wir erst mal eine Weile den Ball flach halten und Gras über die Geschichte wachsen lassen. Wir formieren uns neu, beginnen wieder mit unserem Training und versuchen unter allen Umständen solche Vorfälle wie mit den Helikoptern zu vermeiden. Erster Auftrag: ein neues Auto suchen. Zweiter Auftrag: rausfinden, was als Nächstes zu tun ist. Keiner von uns weiß es genau. Wieder einmal spüre ich deutlich, wie sehr ich Henri vermisse.
    »Wo ist Sechs?«, frage ich und stolpere ins Wohnzimmer.
    »Draußen schwimmen gegangen oder so«, erwidert Sam.
    Das Tolle an unserem neuen Haus ist der Swimmingpool, den Sechs augenblicklich mit Wasser füllte, indem sie einen ordentlichen Regensturm herbeirief.
    |113| »Ich dachte, du würdest Sechs nur zu gern im Badeanzug sehen«, ärgere ich Sam.
    Sein Gesicht wird knallrot. »Halt die Klappe. Ich muss die Nachrichten checken. Du weißt schon: was Nützliches tun.«
    »Gibt’s was Neues?«
    »Abgesehen davon, dass ich jetzt als Komplize gelte und das Kopfgeld auf eine halbe Million Dollar raufgesetzt wurde?«
    »Ach, komm schon. Das findest du doch bestimmt total abgefahren.«
    »Ja, ziemlich coole Sache.« Er grinst. »Ansonsten nein, nichts Neues. Ich verstehe gar nicht, wie Henri hier den Überblick behalten konnte. Jeden Tag gibt es buchstäblich tausende solcher Geschichten.«
    »Henri hat nie geschlafen.«
    »Willst du nicht vielleicht mal rausgehen und dir Sechs im Badeanzug anschauen?«, fragt Sam und wendet sich wieder dem Computer zu. Erstaunlicherweise gibt es kein Quäntchen Sarkasmus in seiner Stimme. Er weiß, was ich für Sarah empfinde. Und ich weiß, was er für Sechs empfindet.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich kann sehen, wie du sie anschaust«, sagt Sam. Er klickt einen Link über einen Flugzeugabsturz in Kenia an. Eine Überlebende.
    »Und wie schaue ich sie bitte an, Sam?«
    »Schon gut.« Die Überlebende ist eine alte Frau. Mit Sicherheit keine von uns.
    »Die Loriener verlieben sich für das ganze Leben, Sam. Und ich liebe Sarah. Das weißt du doch.«
    Sam sieht über den Rand seines Laptops. »Das weiß ich in der Tat. Es ist nur, dass ... ach, keine Ahnung. Du bist so ein Typ, der ihr bestimmt gefällt. Nicht so ein Mathematik-Nerd, der vom Weltraum und von Aliens besessen ist. Ich wüsste nicht, wie sich Sechs in jemanden wie mich verlieben könnte.«
    »Du bist ein Wahnsinnstyp, Sam. Vergiss das nicht.«
    Ich schiebe die rückwärtige Glastür auf, die den Weg zum |114| Pool versperrt.
    Hinter dem Pool liegt ein zugewucherter Hof, der von dicken Steinmauern umgeben ist und vor neugierigen Blicken schützt. Der nächste Nachbar ist einen halben Kilometer entfernt. Die nächstgelegene Stadt ist nach zehn Minuten Autofahrt zu
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