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Geheimagentin Nikki Price

Geheimagentin Nikki Price

Titel: Geheimagentin Nikki Price
Autoren: Linda Randall Wisdom
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kurz davor stehst, aufzurücken."
    Nikki antwortete nicht. Sie nahm ihren Aktenkoffer und ging zur Tür. Dann blickte sie zurück zu Harvey, der während ihrer aufblühenden Militärkarriere ihr Mentor gewesen war.
    Schließlich wandte sie sich an den anderen Offizier, der sie mit einem verächtlichen Blick musterte.
    "Ich hätte wissen sollen, daß du nicht durchhältst, wenn es hart auf hart kommt. Du hast einfach nicht das Zeug dazu."
    Ein schwaches Lächeln spielte um ihre ungeschminkten Lippen. "Weißt du was? Ich fasse es als Kompliment auf. Du brauchst nicht zu befürchten, daß ich deiner Karriere schade. Ich werde dir nicht einmal eine Karte zum Vatertag schicken, weil ich den Eindruck habe, daß du soeben deine einzige Tochter verstoßen hast."
    Ohne einen Blick zurück verließ sie das Büro.

1.KAPITEL
    Mit einer Mischung aus Freude und Bangigkeit musterte Nikki den Mann ihr gegenüber. Was konnte er nach all der Zeit von ihr wollen? "Ausnahmsweise trifft mein Horoskop zu. Es besagt, daß ich einem Geist aus meiner Vergangenheit begegne."
    Harvey Larsen lächelte. "Ich dachte, du glaubst nicht an Astrologie."
    "Ich tue inzwischen vieles, was ich früher nicht getan habe."
    Sie griff in eine pinkfarbene Sporttasche und nahm ein blaues Sweatshirt heraus, das zu ihrem Gymnastikanzug paßte. Sie zog es sich über den Kopf und musterte Harveys makellosen, grauen Anzug, das schneeweiße Hemd und die unauffällige Krawatte.
    "Urlaub bedeutet, daß man seine Anzüge zu Hause lassen kann.
    Wußtest du das nicht? Aber wann machst du schon mal Urlaub?"
    Alle Achtung, dachte Harvey. Sie zeigte keinerlei
    Überraschung oder Unruhe über sein unerwartetes Auftauchen.
    Andererseits kannte er sie gut genug, um zu wissen, daß wenige Dinge Nikki aus der Ruhe bringen konnten, und er bezweifelte, daß sie sich in den vergangenen fünf Jahren grundlegend geändert hatte.
    Er musterte sie eingehend. Sie war dünner als früher. Ihr kaffeebraunes Haar war länger und lockiger und wies einen kupfernen Glanz auf. Er vermutete sogar, daß sie
    Wimperntusche und farbigen Lip gloss trug. Er fragte sich, ob die Jahre ohne militärische Einschränkung und die noch härteren Einschränkungen ihres Vaters gestattet hatten, daß der Schmetterling sich endlich entpuppte. Sie mochte mittlerweile fünf Jahre älter sein, aber sie wirkte um Jahre jünger.
    "Genau wie du tue ich inzwischen Dinge, die ich früher nicht erwogen habe. Trotzdem hätte ich nicht gedacht, daß es als Verbrechen gilt, meine Patentochter zu besuchen." Er breitete die Arme aus.
    Sie warf einen Bück auf seine makellose Aufmachung und schüttelte den Kopf. Es war heiß und schwül in Louisiana, doch Harveys Hemd wies keinerlei Knitterfalten auf, während sie sich nach ihrer Aerobicstunde für Fortgeschrittene keineswegs frisch fühlte. "Ich glaube nicht, daß du mich umarmen willst, bevor ich geduscht habe."
    Er ließ die Arme sinken. "Gut, dann geh' duschen, und danach führe ich dich zum Dinner aus. Deine Chefin hat gesagt, daß es deine letzte Stunde für heute sei."
    Nikki nahm das Tuch ab, das sie sich für den Unterricht um den Kopf geknotet hatte, und schüttelte die Locken aus. Es überraschte sie nicht, daß Harvey ihren Terminkalender überprüft hatte. Er hatte schon immer gern gewußt, was ihn erwartete. "Eine so charmante Einladung kann ich kaum ablehnen. Aber vorher möchte ich wissen, wie du mich gefunden hast."
    "Es war nicht leicht. Du hast deine Spuren gut verwischt. Du hast dir ja sogar eine neue Sozialversicherungsnummer geben lassen. Ich bin erst weitergekommen, als du durch die Gefangennahme eines Vergewaltigers Schlagzeilen gemacht hast."
    "Ach, diese Geschichte ist doch ein alter Hut."
    "Alt schon, aber nicht vergessen. Ich habe den Polizeibericht gelesen. Wärst du nicht gewesen, würde dieser Schuft noch immer frei herumlaufen."
    "Ein Glück, daß ich das Schwein geschnappt habe.
    Seinetwegen haben sich die Frauen abends kaum noch auf die Straße getraut, obwohl ich sie in Selbstverteidigung unterrichte.
    Ich habe der Polizei gesagt, daß ihre Lockvögel wie Lockvögel aussehen statt wie mögliche Opfer, aber die Beamten haben mir nicht geglaubt. Also bin ich in der richtigen Aufmachung auf die Straße gegangen und habe ihn geschnappt. So einfach war das."
    Harvey schmunzelte. "Ich nehme an, er bereut es seitdem, dich als sein Opfer auserkoren zu haben."
    Sie blickte sehr selbstzufrieden drein. "Es hat ihn zwei Zähne gekostet und ihm einen
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