Gegengift: Europa stiehlt euch die Zukunft. Wie ihr euch wehrt. (German Edition)

deshalb emotional reagieren.
    Wenn sich wegen eines zu hohen Startpreises niemand für eure Immobilie interessiert, müsst ihr nachbessern. Dann ist die Wohnung zu lange am Markt, was Käufer abschreckt. Sie denken, dass sie einen Haken haben muss. Schlagt also höchstens 15 bis 25 Prozent auf das marktübliche Preisniveau auf, um Verhandlungsspielraum nach unten zu haben.
    Ein Haus, eine Wohnung oder ein Grundstück müsst ihr ebenso nüchtern wieder abstoßen, wenn es wirtschaftlich vernünftig ist, wie eine Aktie oder eine Anleihe. Schließlich handelt es sich nur um eine Immobilie. Euer Lebensglück hängt hoffentlich an Personen und nicht an Dingen.
    Zweitens. Entscheidend beim Immobilienverkauf kann die Jahreszeit sein. Verkauft eine Immobilie nie nach Weihnachten. Wenn Schneestürme über das Land und durch die Städte fegen, kann sich niemand Eindrücke von Fassaden, Grundstücken oder Außenanlagen machen. Das schönste Haus sieht zu dieser Jahreszeit hässlich aus. Mit zehn Prozent Preisabschlag gegenüber einem Verkauf im Sommer seid ihr schon gut dran.
    Ich habe vom Wetterphänomen schon als Käufer profitiert. Meinen besten Makler habe ich im tiefsten Winter in Frankfurt kennengelernt. Ich wollte mir eine kleine Wohnung nahe dem Messegelände ansehen. Wegen Schlechtwetter kam er fast vierzig Minuten zu spät. Ich zitterte vor lauter Kälte im Hauseingang und war ziemlich verärgert, als er schließlich kam. Deshalb bot ich ihm für die 1,5-Zimmer-Wohnung, die rund 50.000 Euro wert gewesen wäre, 39.000. Er musste gute Miene zum bösen Spiel machen und meinte, er werde versuchen, das Angebot beim Eigentümer durchzukriegen. Da es jahreszeitenbedingt das einzige war, gelang ihm das. Heute ist die Wohnung 70.000 Euro wert.
    Das Wetter kann beim Verkauf einer Immobilie eine entscheidende Rolle spielen.
    Drittens. Nehmt euch genug Zeit. Ich kaufe gern, wenn jemand anderer unter Druck ist, verkaufe aber sehr ungern, wenn ich es selbst bin. Ich bin einmal vier Monate auf einer Wohnung sitzen geblieben. Vier Monate, in denen sich kein einziger Interessent gemeldet hat. Trotzdem habe ich den Preis nicht gesenkt. Ich wusste, dass er im Rahmen des Möglichen liegt. Und siehe da, plötzlich kamen Käufer, und zwar gleich vier auf einmal.

Thema zwei
Firmenbeteiligungen
    Ein Reicher oder ein mächtiger Multi kauft sich bei einer Firma ein, um sie auszuquetschen und dabei noch reicher oder noch mächtiger zu werden. So ungefähr sieht eure Vorstellung von einer Firmenbeteiligung aus. Wenn euch jemand vorschlägt, euer eigenes Vermögen und eure eigene wirtschaftliche Macht durch Firmenbeteiligungen zu mehren, haltet ihr ihn für verrückt. Ihr besitzt schließlich keine Millionen und keinen Konzern, denkt ihr dann, ihr seid nur harmlose Privatpersonen.
    Dabei gehören direkte Firmenbeteiligungen auch für Privatpersonen zu den besten und am meisten unterschätzten Anlageformen und mit 20.000 Euro sowie dem wirtschaftlichen Wissen aus den vorangegangenen Kapiteln seid ihr schon dabei. Es muss ja nicht gleich ein Einstieg bei einem Stahlkonzern oder einer Handelskette sein. Für den Anfang tut es auch eine Minderheitsbeteiligung bei einem Kebabstand, einer Boutique, einem kleinen Handwerksbetrieb oder einem Café.
    Investments sind nicht alles, aber alles kann ein Investment sein.
    Die süd- und osteuropäischen Migranten bauen ihre wirtschaftliche Macht und ihr Vermögen in Mitteleuropa mithilfe privater Firmenbeteiligungen auf. Sie machen es schlicht deshalb so, weil ihnen Banken kaum Kredite gewähren. Ich nutze diese Situation für mich aus. Ich beteilige mich an Firmen, wenn sich eine günstige Gelegenheit ergibt. Derzeit besitze ich zehn Beteiligungen. Es sind meine lukrativsten und spannendsten Investments. Mein Ziel ist es, dass jedes Jahr ein bis zwei dazukommen.
    Direkte Firmenbeteiligungen haben vier große Vorteile.
    Erstens. Die Rendite kann deutlich höher als bei anderen Anlagen sein. Sie hängt von der Branche ab, doch zwischen zehn und fünfzig Prozent auf euer eingesetztes Kapital pro Jahr sind realistisch.
    Zweitens. Direkte Firmenbeteiligungen sind vor der Inflation relativ sicher. Wenn ihr zum Beispiel an einer Bäckerei beteiligt seid, kann euch die Inflation wenig anhaben. Mit der Entwertung des Geldes steigt der Preis des Brotes und ihr macht mehr Umsatz und Gewinn. Die Inflation erreicht Unternehmen nur dann, wenn sie als Folge hohen Konkurrenzdrucks notwendige Preiserhöhungen nicht oder nicht