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Gegen Vaters Willen

Gegen Vaters Willen

Titel: Gegen Vaters Willen
Autoren: J. Dankert
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sich einfach viel zu oft und immer wieder provozieren.
    Sobald der Staub sich gelegt hatte, öffnete Ryan das Fenster. Mit einer dunkelblauen Schlafanzughose bekleidet und einem Handtuch über der Schulter, betrat er anschließend das Badezimmer, für das er so lange gekämpft hatte, bis sein Vater sich hatte erweichen lassen und es in dem leeren Raum eingebaut hatte, welches neben Ryans Zimmer unter dem Dach lag.
    Vor dem Waschbecken blieb er stehen, zog sich sein Shirt aus und sah in den Spiegel, während er mit den Händen durch sein wirres Haar fuhr, sich selbst in die dunkelbraunen Augen blickte, bevor er sich abwandte. Geistesabwesend kratzte er sich am linken Schulterblatt, auf dem sich eine schwarze Tätowierung befand. Es war ihm nicht schwer gefallen zu Beginn des Sommers zu entscheiden, was er sich stechen lassen wollte. Der schwarze, Feuer speiende Fantasydrache war für ihn in diesem Moment die einzige Möglichkeit gewesen. Er stand einfach auf Drachen. Sie waren wild, gefährlich und unbezähmbar; ein wenig, wie er selbst, wenn er näher darüber nachdachte.
    Er trat unter die Dusche und blieb einige Minuten unter dem leicht kühlen Wasser stehen, während seine Gedanken zu dem Traum glitten, den er in der letzten Nacht gehabt hatte. Es war nichts Schlimmes gewesen. Nur ein Traum, der in seiner Schule spielte, doch als er erwachte, wurde ihm bewusst, dass die Sommerferien tatsächlich vorbei waren. Irgendwie war sich Ryan nicht sicher, ob er sich darüber freuen sollte oder nicht. Einerseits machte ihm die Schule Spaß, denn er war ein guter Schüler und er war dort nicht den Launen seines Vaters ausgesetzt. Doch andererseits hieß Schule auch, dass er all die Leute wiedersehen würde, die er im Sommer wahrlich nicht vermisst hatte.
    Das Wasser perlte auf seiner sonnengebräunten Haut ab und er griff nach der Flasche Duschgel. Noch immer tief in Gedanken wusch er sich und trat dann auf das Handtuch, welches den Boden bedeckte. Mit den Fingern strich er sich die nassen Haare aus der Stirn, putzte die Zähne und überlegte, ob er sich heute rasieren musste, nachdem er sich abgetrocknet hatte und in seine Shorts geschlüpft war. Er entschied sich dagegen, denn er hatte einfach keine Lust darauf. Der dunkle Drei-Tage-Bart gab ihm ein ziemlich freches Aussehen, wie er selbst fand und das wiederum unterstrich seinen Charakter.
    Eigentlich war Ryan nicht eitel und trotzdem stand er recht lange vor seinem Kleiderschrank, aus dem er schließlich eine dunkelblaue, verwaschene Jeans herauszog, dazu noch ein schwarzes T-Shirt - und fertig war er. Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er noch viel Zeit hatte, doch seine Mutter freute sich immer, wenn sie ein paar Minuten mit ihrem Sohn allein sein konnte. Schnell schnappte er sich seinen Rucksack, warf Stifte, einen Block, das Handy und seine Zigaretten hinein, schlug die Zimmertür hinter sich zu und sprang die Treppe hinunter.
    In der Küche angekommen, begrüßte Ryan seine Mutter, die an dem rustikalen Holztisch stand und sich dann lächelnd zu ihm umdrehte.
    „Guten Morgen, mein Schatz. Du bist aber früh dran.”
    „Ja, ich weiß. Ich habe Dad wegfahren sehen und dachte, ich komm runter.”
    Seine Mutter nickte und wandte sich erneut der Schale mit Karotten zu, die sie schon eifrig putzte. Eileen arbeitete genauso hart wie jeder andere in dieser Familie, doch sein Vater war zu arrogant, um es ihr auch nur einmal zu danken. Für ihn war es selbstverständlich, dass hier jeder seinen Teil der Arbeit erledigte, genau so wie Jonathan McCoy es wollte.
    Seine Mutter, eine zierliche Frau, mit hüftlangem, dunkelbraunem Haar, welches zu einem straffen Zopf geflochten war und den gleichen schokoladenbraunen Augen wie ihr Sohn, kümmerte sich um das Haus, das Essen und den Gemüsegarten. Mit Grünzeug, wie sein Vater es nannte, konnte er absolut nichts anfangen, Hauptsache es stand auf dem Tisch, obwohl er selbst ein großes Steak bevorzugte. Wenn Ryan Zeit fand, half er ihr gerne, überall dort wo er konnte, doch im Grunde hatte er keine Zeit. Er ging zur Schule und war dann bis zum späten Abend mit seiner eigenen, ihm auferlegten Arbeit beschäftigt. Er war ja schon froh, wenn er seine Hausaufgaben und vielleicht hin und wieder ein Treffen mit seinen Freunden einschieben konnte.
    Doch dieses Jahr würde alles anders werden, das hatte er schon im Sommer bemerkt. Er ließ sich einfach nicht mehr alles gefallen. Ryan nahm sich eine Tasse Kaffee, eine Scheibe Toast und
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