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Gegen Vaters Willen

Gegen Vaters Willen

Titel: Gegen Vaters Willen
Autoren: J. Dankert
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gestern im Supermarkt gesehen. In einem sehr kurzen Rock.”
    Beide lachten, doch McCoys Stimme unterbrach sie ziemlich rüde. „Lucas, du wirst nicht fürs quatschen bezahlt!”
    Toby warf Ryan einen gestressten Blick zu, drückte ihm Chantals Zügel in die Hand und machte, dass er wieder an seine Arbeit kam.
    „Ryan, verschwinde jetzt. Halt die Leute hier nicht von der Arbeit ab.”
    „Tu ich doch gar nicht!”, gab er mürrisch zurück, dann schwang er sich auf den Rücken der schwarz-weiß gefleckten Stute und warf seinem Vater noch einen bösen Blick zu. Sobald er außer Sichtweite war, zündete er sich eine Zigarette an, hielt Chantal ein Stück Karotte vors Maul, von denen er sich noch ein paar bei seiner Mutter in der Küche geholt hatte und ritt Richtung Westen.
    Wenn er schon arbeiten musste, waren das seine schönsten Momente. Auf dem Rücken eines Pferdes, weit weg vom Haus, allein und vor allem ohne das überhebliche Gebaren seines Vaters. Er hoffte, dass es nicht zu lange dauern würde, die Tränke zu reparieren, denn dann könnte er mit Chantal noch etwas runter zum Bach, eine seiner Lieblingsstellen auf der großen Farm.
    Als er die Weide erreicht hatte, ließ er seinen Blick über die Rinderherde schweifen, die träge in der Sonne lag. Er glitt von Chantals Rücken herunter, band sie an den Zaun und verfütterte noch ein Karottenstück an sie, bevor er sich abwandte.
    Auf dem Weg zur Tränke streichelte er hier und da über einen Rinderrücken. So sehr ihn die Arbeit auch ankotzte, er liebte die Tiere und machte einen weiten Bogen um den Abdecker, der regelmäßig bei ihnen vorbeischaute.
    Joe Steiger war ein schmieriger, spindeldürrer Typ, mit halblangem, fettigem Haar und Ryan war sich sicher, dass nicht alle Gelder, die zwischen Steiger und seinem Vater hin und her gingen, wirklich legal waren. Es war nicht so, dass Ryan kein Fleisch aß und völlig gegen das Abschlachten von Tieren war. Er liebte Steaks und Burger, doch dass es Steiger so viel Spaß machte, die armen Tiere abzuschlachten, widerte ihn an.
    Bei der Tränke angekommen, dauerte es nur einen Moment, bis er das Problem erkannt hatte. Aus dem kleinen Schuppen ganz in der Nähe holte er Werkzeug und hatte die Tränke schnell repariert. Er füllte die Tröge mit klarem Wasser aus einer Wasserpumpe und hatte den Eindruck, dass einige Kühe schon kurz vor dem Verdursten waren. Sie drängten sich regelrecht um das kühle Nass, welches bei dieser Hitze lebensnotwendig war. Bevor Ryan weiterritt, führte er Chantal ebenfalls an die Tränke. Dann schwang er sich auf ihren Rücken und führte sie durch den kühlen Wald bis zu dem kleinen Bach.
    Es war schön hier und Ryan versuchte, zumindest im Sommer, wenigstens einmal täglich hierher zu kommen. Hier war es ruhig. Nur die Vögel zwitscherten, ab und zu quakte ein Frosch, doch im Großen und Ganzen war nichts zu hören. Er ließ sich ins Gras fallen, lag auf dem Rücken, rauchte und schaute zum blauen Himmel hinauf, wo hin und wieder eine kleine weiße Wolke vorbeizog. Plötzlich klingelte sein Handy. Ohne auf die Nummer zu achten, nahm er das Gespräch an.
    „Wo steckst du? Hier ist noch mehr Arbeit!”, brüllte sein Vater ins Telefon.
    „Ja, ich bin ja gleich zurück”, antwortete er nur und legte auf. „Alter Stresser!” Ryan erhob sich widerwillig und setzte sich wieder in den Sattel. Um seinen Vater nicht weiter zu reizen, galoppierte er über die Weide zurück und sprang noch im Trab von Chantals Rücken, die sein Verhalten mit einem Schnauben quittierte.
    „Wird Zeit. Da du ja unbedingt deinen Abschluss machen musst, ist hier eine Kraft weniger, also erwarte ich, dass du nach der Schule etwas mehr tust. Julius hat Feierabend. Toby und Lance verschwinden auch gleich, also wirst du mir helfen”, empfing Mr. McCoy ihn kalt.
    „Dass ich meinen Abschluss machen will, musst du mir nicht täglich vorhalten. Das hatten wir schon zur Genüge. Also quatsch mich nicht voll, sondern sag mir einfach, was ich machen soll!”
    McCoy bedachte seinen Sohn mit einem zornigen Blick. „Du wirst zur Schafherde reiten und zehn Schafe zum Schlachten auswählen. Du weißt-”
    „Oh nein! Vergiss es! Ich werde nicht entscheiden, welches arme Vieh weiterleben darf und welches nicht!”, unterbrach ihn Ryan heftig.
    „Du weißt, nach welchen Kriterien wir sie auswählen, also mach dich an die Arbeit!”, schloss sein Vater, ohne auf Ryans Kommentar einzugehen.
    „Ich mach ja alles, was du sagst.
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