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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet
Autoren: Heyne
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Armstrong. Ich antwortete mit einem Luftkuss.
    Ich wohnte im früheren Gästehaus des Anwesens. Der
Sternjasmin vor den Glastüren glitzerte silbern vor Feuchtigkeit. Während ich noch mit dem Schlüssel kämpfte, klingelte das Telefon. Ich flitzte ins Haus und nahm ab.
    »Was auch immer du für heute Morgen vorhattest, kann warten«, sagte die rauchige Stimme von Lavonne Marks.
    Acht Uhr an ei nem Samstagmorgen war selbst für sie früh. »Okay, was ist …«
    »Komm ins Büro, und zwar dalli. Ist Jesse bei dir?«
    »Nein.«
    Wie jeden Samstag trai nierte er eine Kinder-Schwimmmannschaft, die Bla zers. Danach würde er in die Kanz lei fahren, sich in die Arbeit vergraben und sich völlig verausgaben. Hauptsache, er war abgelenkt und konnte den Schmerz und die Erinnerung an den gewaltsamen Tod seiner Freunde vergessen.
    »Ich komm gerade aus dem Fitnessstudio, lass mich …«
    »Sofort.« Damit legte sie auf.
     
    Die Kanzlei Sanchez Marks nahm das Obergeschoss eines Gebäudes im spanischen Stil in der Nähe des Gerichts ein. Als ich die Lobby betrat, hingen am Himmel hinter den raumhohen Fenstern graue, zerzauste Wolken, die schwer auf den roten Ziegeldächern und den durchnässten Palmen lasteten. Ein Schwarm Spatzen flitzte vorüber. In Lavonnes Büro hinten im Gang brannte Licht. Ich kämmte mir mit den Fingern das Haar in dem Versuch, einigermaßen präsentabel zu wirken. Jesse konnte es sich vielleicht leisten, in Räuberzivil mit dem Boss essen zu gehen, aber der hatte seinen Job auch schon. Ich rief ihren Namen.
    »Die Tür ist offen«, schallte es zurück.
    Lavonne stand mit verschränkten Armen am Fenster ihres
Büros. Sie war komplett in Schwarz gekleidet, von der Hose bis zum Rollkragenpullover. Die widerspenstigen schwarzen Locken und die Lesebrille rundeten das Bild ab: großstädtischer Ostküstenlook, der ganz und gar nicht nach Santa Barbara passte. Aber sie lebte auch erst seit fünfundzwanzig Jahren hier.
    Ich strich meine Trainingshose glatt. »Entschuldige mein Outfit. Ich hatte gerade …« Was eigentlich? Den Sandsack verdroschen? Gewichte durch die Gegend geschleudert? Eisenspäne gegessen? »Was gibt’s denn so Dringendes?«
    Lavonne drehte sich um. Warum wollte sie mir die Stelle unbedingt heute anbieten? Und wie würde meine Antwort lauten?
    Sie nahm die Brille ab. »Ich muss dich was fragen, und ich will eine ehrliche Antwort.«
    Das klang nicht gut. Fand sie die Situation zwischen mir und Jesse zu explosiv und konnte sich nicht vorstellen, dass wir Seite an Seite arbeiteten? Ich versuchte, ihre Miene zu deuten. Lavonne hatte nur wenige Schwächen. Dazu gehörten ihr Bücherwurm von einem Ehemann, ihre lebenslustigen Töchter, die von den Fotos auf ihrem Schreibtisch lachten, und - Jesse. Sie bewunderte die Art, wie er sein Leben lebte. Furchtlos und verbissen. Immer im roten Bereich. Falls sie sich je zwischen mir und meinem Liebsten entscheiden musste, hatte ich keine Chance.
    »Das ist doch selbstverständlich«, sagte ich.
    »Kennst du das?«
    Sie reichte mir ein Stück Papier. Es war eine Fotokopie von drei Schecks über hohe Summen. Insgesamt ergab sich ein Betrag von fast fünftausend Dollar. Verwirrt bemerkte ich, dass sie auf Evan Delaney lauteten.

    »Hast du diese Schecks eingelöst?«, fragte Lavonne.
    Mein Puls fing an zu rasen. »Nein.«
    Noch einmal überflog ich die Kopie. Als Begünstigte war eindeutig ich eingetragen. Dann entdeckte ich das bezogene Konto. Datura Incorporated. Mir wurde schlecht.
    »Was ist hier los?«, fragte ich.
    »Diese Schecks sind bei Datura gestohlen worden.«
    Datura war eine wichtige Mandantin. Das war eine üble Geschichte. Ganz übel.
    »Ich habe sie nicht genommen, Lavonne.«
    Sie ließ die Schultern sinken. »Dann erklär mir, wieso dein Name draufsteht.«
    Meine Beine fühlten sich an wie Pudding. »Das kann ich nicht.«
    Datura Incorporated war die Firma, die die Geschäfte für Karen Jimson und ihren Ehemann Ricky führte, der seinerzeit unter dem Namen Slink als Frontmann der Rockband Jimsonweed bekannt geworden waren. Die beiden waren Hardrock-Millionäre. Sie lebten abgeschirmt auf einem Anwesen in Montecito, wo Karen Rickys Geld investierte und Ricky seine nächste Comeback-Tournee plante.
    Das konnte kein Zufall sein. Ich hatte soeben noch ein paar Meter Boden unter den Füßen verloren.
    »Karen hat mich vor einer Stunde angerufen«, sagte Lavonne. »Die beiden geben mir genau eine Chance, die Sache ohne Anzeige zu regeln. Falls du
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