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Gefürchtet

Titel: Gefürchtet
Autoren: Heyne
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also was zu sagen hast, sag es jetzt. Sie müssen gleich hier sein.«
    Ich zwang mich, ruhig zu atmen. »Gut. Dann können wir das ja sofort klären.« Aber meine Lippen waren wie betäubt. Der letzte Mensch, dem ich an einem Samstagmorgen um acht begegnen wollte, war Karen Jimson, die eiserne Elfe.

    »Du warst doch vor drei Wochen draußen bei ihnen?«.
    »Das stimmt. Mit den Vertragsentwürfen für das Embarcadero-Konsortium.« Ich versuchte, das Datum auf den Schecks zu erkennen, aber es verschwamm vor mei nen Augen. »Wurden die Schecks damals gestohlen?«
    Der Aufzug in der Lobby klingelte. Einen Augenblick später hörten wir einen aufgebrachten Sopran.
    »Ja, ist hier denn nie mand?« Stiefelabsätze klapperten über den Hartholzboden im Gang.
    Lavonne setzte ihre Brille auf. »Hier.«
    Karen Jimson erschien in der Tür. Bei meinem Anblick verschränkte sie die Arme und lehnte sich mit vorgeschobener Hüfte an den Türstock.
    »Manche Leute haben wirklich Nerven.«
    Kaugummi kauend schlenderte sie ins Zimmer. »Wir haben die Schecks gestern von der Bank zurückgekriegt. Eine tolle Art, das Wochenende zu beginnen, das kann ich euch sagen.«
    Ich drehte mich zu ihr um. »Ich habe sie nicht gestohlen.«
    »Sehr über zeugend. Das kannst du jemand anders erzählen, Schätzchen.«
    Karen Jimson bestand aus einem Meter fünfzig purem Stahl. Stupsnäschen, Kurzhaarschnitt, Rehaugen und ein abgeschnittenes weißes Armee-T-Shirt, das ihre durchtrainierten Bauchmuskeln zeigte. Sie trug ei nen Saphirring mit einem Stein von der Größe eines Gummibärchens und war so entgegenkommend wie eine Brechstange.
    »Nur damit es keine Missverständnisse gibt«, begann sie. »Evan war am 20. Januar bei uns im Haus. Diese Schecks sind auf den 21. Januar datiert. Keine Ahnung, was ihr dazu meint, aber ich kann zwei und zwei zusammenzählen.«

    »Moment mal«, sagte ich. »Ich war ganze zehn Minuten im Haus, um die Embarcadero-Verträge von euch unterschreiben zu lassen. Und dabei war immer einer von euch beiden anwesend.«
    »Ein Zauberkunststück.« Ihre Geste war eindeutig: Sie hielt mich für eine Taschendiebin. »Du hast eben flinke Finger.«
    »Guter Punkt. Hast du dafür gesorgt, dass die Fingerabdrücke auf den Schecks sichergestellt werden?«
    Sie verzog verächtlich das Gesicht. »Jetzt noch? Da werden mittlerweile mehr als genug drauf sein. Ich hab die Schecks angefasst, Ricky, der Kassierer bei der Bank, wer auch immer die Dinger an uns zurückgeschickt hat …«
    »Aber ich nicht.«
    »Schätzchen, vergiss es. Die Fingerabdrücke hättest du in dreißig Sekunden beseitigen können.«
    »Karen …«
    »Hör gut zu. Du zahlst das Geld zurück.« Sie wandte sich an Lavonne. »Und Sanchez Marks trennt sich von ihr. Dauerhaft.« Der Kaugummi schmatzte zwischen ihren Zähnen. »Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, bin ich bereit, die Sache auf sich beruhen zu lassen.« Sie beäugte mich. »Bis Montagnachmittag.«
    Ich öffnete den Mund, aber die Worte blieben mir in der Kehle stecken. Karens Kiefer mahlten.
    »Lass mich kurz unter vier Augen mit Evan sprechen«, sagte Lavonne.
    »Das wird auch nötig sein. Wo ist eure Kaffeemaschine? Ich brauche meine Dosis.«
    Damit verschwand sie. Lavonne schloss die Tür. »Du hast es g ehört. Montagnachmittag.«

    »Das kann ich nicht.«
    »Karen verschafft dir eine Chance. Sie dreht sich um und zählt bis zehn, und wenn danach alles wieder an seinem Platz ist, verzichten die Jimsons darauf, die Polizei einzuschalten. Oder die Anwaltskammer.«
    »Lavonne, ich habe das Geld nicht gestohlen. Du kannst das doch nicht wirklich glauben.«
    Sie rührte sich nicht, aber sie knisterte geradezu vor Anspannung. »Was ich glaube, ist irrelevant. Ich brauche Beweise.«
    Das war ein Angebot. »Was willst du?«
    »Belege.« Sie warf die Brille auf den Schreibtisch. »Bis Montagmorgen. Wenn du mir Beweise bringst, rede ich mit den Jimsons.«
     
    Die Fotokopie in der Hand stürmte ich aus dem Büro in den Gang. Als ich fluchend um die Ecke in die Lobby bog, stand Ricky Jimson am Fenster und sprach in sein Handy.
    »Total schlampig, Mann. Ich sag dir, der Track ist Schrott.«
    Seine Arme waren spindeldürr, die Jeans schlotterten ihm um den Hintern, und aus der Nähe konnte ich die grauen Strähnen in seiner blonden Mähne sehen.
    »Das Schlag zeug hängt nach, und der Gitarrenrhythmus hat überhaupt keinen Ausdruck«, sagte er. »Ich hab mir das Zeug im Auto angehört. Das klingt sogar auf dem
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