Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefürchtet

Titel: Gefürchtet
Autoren: Heyne
Vom Netzwerk:
wischte mir den Regen aus dem Gesicht. »Schau mich an.«
    Sein Blick wanderte zu mir und gleich wieder weg. Sei ne Pupillen waren unnatürlich geweitet.
    »Was hast du intus?«
    Achselzucken.
    »Koks? Speed?«
    Die Mädchen schnappten sich ihren Mixer und ergriffen die Flucht. PJ antwortete nicht. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände.
    »Wie viel, PJ?«
    Seine Haut brannte, das Regenwasser unter meinen Handflächen fühlte sich warm an. Er war nicht so groß wie Jesse und hatte nicht dessen Schultern, aber ansonsten waren sich die beiden so ähnlich, dass es mir ei nen Stich versetzte, wenn ich an alles dachte, was sie trennte.
    Ich schüttelte ihn.
    »Ein bisschen Ecstasy«, sagte er. »Und ein paar Nasen Koks.«
    Ich atmete tief durch und ließ die Hände sinken. »Was ist hier passiert? Erzähl mir, was los war.«
    Wieder starrte er nach draußen. »Ich weiß nicht. Ich war in der Küche, aber überall waren Leute. Ich hab es gar nicht richtig gesehen.«
    »Was hast du denn gesehen?«
    »Irgendwas war drau ßen auf dem Balkon, Stimmen oder so. Aber es war so laut, die Musik … Und die Schiebetür war zu, und das Licht hat sich in der Scheibe gespiegelt. Der Regen auf dem Glas war unglaublich hell.« Sei ne Knie fingen
an zu zucken. »Ich weiß auch nicht. Ich hatte einfach Angst.«
    Er stand so unter Strom, dass seine Haarspitzen geradezu Funken sprühten, und drohte völlig hysterisch zu werden. Und ich wusste immer noch nicht, ob er Halluzinationen gehabt hatte oder nicht.
    Er zitterte. »Das war unheimlich. Richtig unheimlich.«
    Ich schaute mich in der Küche um. Das Telefon war aus der Wand gerissen und hatte ein klaffendes Loch hinterlassen. Keinen Kafee mehr für Alex, hatte jemand mit Marker daruntergeschrieben.
    »Gib mir mein Handy, PJ.«
    Er umklammerte es wie ein Kind sein Lieblingsspielzeug. »Du rufst aber nicht an, oder?«
    »Nein.«
    Langsam überreichte er mir das Gerät. Ich hielt es fest in der Hand und wartete, bis es klingelte. Es war der Rückruf der Notrufzentrale.
    »Eine Frau ist vom Balkon gefallen«, sagte ich und gab die Adresse durch. Von PJ sah ich nur noch, wie er sich durch die Menge zur Tür drängte.
     
    Behalt dein Ding in der Hose! Verklemmte Zicke. Sonst fiel ihr bei dem Anblick nichts ein? Die war garantiert frigide.
    Alles war nach Plan gelaufen.
    Er zog sich die Kapuze des Sweatshirts tief ins Gesicht und ließ den Kopf gesenkt, obwohl er sich am liebsten die Kleider vom Leib gerissen und gelacht und gesungen hätte. Der prasselnde Regen fühlte sich an wie donnernder Applaus. Es war einfach perfekt gewesen.
    Nur dass er dieser Frau über den Weg gelaufen war. Der
Eiskönigin. Wettbewerb für das peinlichste Homevideo. Das fand sie wohl komisch.
    Aber der Witz ging auf ihre Kosten. Sie hatte nur gesehen, was sie sehen sollte, und zwar in allen Einzelheiten. Wenn du dein Ding rausholst, achtet keiner mehr auf das Gesicht. So ein Schwengel vernebelt den Leuten den Verstand.
    Er ballte die Fäuste. Sie waren nicht richtig glitschig, eher klebrig. Er streckte sie aus, spreizte die Finger und ließ sie vom Regen waschen. Hoffentlich hatte er sich sei nen Schwanz nicht eingesaut, als er gegen das Auto pinkelte. Es juckte ihn zwischen den Beinen, aber er konnte schlecht die Hose runterlassen, um das Zeug im Regen wegzuspülen. Nicht auf der Straße. War ja auch nur Blut.
    Im Gehen spürte er, wie seine Hände immer sauberer wurden. Perfekt, ja, einfach perfekt. Nur leider so schnell vorbei.
    Er hätte es filmen sollen.

2. Kapitel
    Der Kegel des Suchscheinwerfers tauchte den schwarzen Ozean in weißes Licht. Ein Feuerwehrmann stand am Geländer des Balkons und ließ den Scheinwerfer über das tosende Wasser wandern. Zwei Jetskis der Wasserwacht kreuzten durch die Brandung und suchten nach dem verunglückten Mädchen.
    Der Einsatzleiter trat vom Balkon herein. Sein Helm und die beschichtete gelbe Jacke glänzten vom Regenwasser. Er bewegte sich wie ein Roboter. Das Funkgerät in seiner Hand quäkte.
    »Ma’am?«
    Ich hatte mich an den Küchentisch gesetzt. Jetzt sah ich zu ihm auf. »Irgendeine Spur von ihr?«
    Die Stereoanlage lief immer noch, aber das Haus hatte sich geleert. Ein Feuerwehreinsatz ist ein echter Partykiller. Vor allem, wenn auch noch die Polizei dabei ist.
    Der Einsatzleiter wischte sich mit dem Hand rücken über die Stirn. »Können Sie bitte noch mal von vorn anfangen? Warum genau haben Sie bei uns angerufen?«
    »Ein Freund hat mir erzählt, eine Frau
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher