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Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten

Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten

Titel: Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten
Autoren: Rigor Mortis
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Gesicht ertasten?“, kam es leichthin aus seinem Mund.
    Duncan sah ihn verdutzt an. „Du willst … Wieso?“
    „Ich kann nicht sehen, aber ertasten kann ich. Darf ich?“
    „Ja!“, bekam Jerad als Antwort und schon hob er seine Hände. Zärtlich tasteten sich seine Finger über das Gesicht von Duncan. Erfühlten das leicht raue, ausgeprägte Kinn, die hohen Wangenknochen, die gerade Nase.
    Sein Gesicht fühlte sich ergonomisch perfekt an. Doch dann kam er zu dem Highlight für ihn. Die Lippen seines Gegenübers. Weich und doch fest pressten sie sich aufeinander. Nicht zu wulstig, doch auch nicht zu schmal, luden sie ein, von ihnen zu kosten. Immer wieder ertastete er sie und spürte dann ein sanftes Erzittern des Körpers, den er berührte. Einmal nur wollte er die sanften, festen Lippen mit seinen berühren, doch hielt ihn etwas ab. Ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihm breit, was er nicht zuordnen konnte.
    Zwischen mulmig und wohlig schwankend, konnte Jerad Duncan trauen? Jerad war kein Typ, der auf einmalige Nächte aus war und er ahnte, dass es bei Duncan anders aussah. Dass dieser die gleichen Gedanken in sich trug, das blieb Jerad verborgen. Duncan wollte es so gerne, die Nähe, den Geschmack seines Gegenübers, doch irgendwas sagte ihm, dass Jerad dafür zu schade war. Noch nie hatte er sich gewünscht, irgendwelche Lippen zu spüren, außer auf einer bestimmten erogenen Stelle seines Körpers.
    Dieses Gefühl, Jerad näher kommen zu wollen, ihn in den Armen haltend einzuschlafen, war neu und ungewohnt. Da hielt Duncan es doch wie die meisten heterosexuellen Männer: rauf, rein, runter und raus. Wieso sich mit unnötigem Schnörkel aufhalten, wenn man seinen Trieben auf schnelle Art nachgeben konnte?!
    „Wirst du es tun?“, durchbrach die Stimme von Jerad seine Gedanken. Irritiert runzelte er die Stirn, eine dumme Angewohnheit, wie er fand. „Was meinst du?“
    Mittlerweile ruhten die Hände des jungen Mannes auf den Wangen seines Gegenübers. „Dich verkaufen, an Mister Chi.“
    „Alles in mir schreit nein, aber wenn ich ans Geschäft denke, sind solche Entscheidungen mir mal leichter gefallen“, gab er wahrheitsgemäß zu. Einmal war er bisher in eine solche Lage gekommen und hatte sofort zugeschlagen. Der Mann sah gut aus, ganz sein Geschmack, und diesen zu beglücken war ein Genuss gewesen.
    Jetzt war alles anders, er bekam den Geiger nicht mehr aus dem Kopf, fühlte dessen Nähe und die tat ihm gut. Wünschte sich, weder einen Muskel um sein Glied zu spüren noch seinen geweitet zu bekommen, alles war gut so, wie es war.
    „Was hindert dich jetzt bei einer Entscheidung?“ Jerad ließ seine Hände sinken, mit der Rechten nahm er sein Bier hoch, mit der Linken erfühlte er Duncans Hand.
    „Viele Gedanken.“ Er erwiderte die Berührung, bemerkte die Stromstöße, die seinen Körper durchjagten, und genoss dieses Gefühl.
    Es war Jahre her, dass er so was gespürt hatte, und es hatte in einem Desaster geendet. Gerade achtzehn war er geworden, als die vermeintlich große Liebe auftauchte. In Form eines blonden Adonis, mit grasgrünen Augen.

Kapitel 2
    Schnell verscheuchte er die Gedanken an früher, sie waren es nicht wert, wieder aufgefrischt zu werden.
    „Über was denkst du nach?“ Jerad sah ihn an, was Duncan ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Dieser Blick ließ einen fast vergessen, dass sein Gegenüber nichts sehen konnte.
    „Über mein Leben. Jerad, wärst du sehr enttäuscht, wenn wir heimfahren?“ Ein einfaches Kopfschütteln war die Antwort, und schon erhoben sie sich. Weder der Eine, noch der Andere befanden es für notwendig, die Hände voneinander zu lösen.
    Es war ein ungewohntes und doch sehr angenehmes Gefühl, was sich in ihren Mägen breitmachte. Ein wenig Hoffnung machte sich Duncan, vielleicht musste er die Nacht nicht alleine verbringen. Er hasste die Einsamkeit seiner Wohnung und seines Bettes, auch wenn er es seit damals nicht mehr gewagt hatte, jemanden in sein Herz zu lassen. Die Gefahr, die von Jerad ausging, war ihm durchaus bewusst, nur allzu gegenwärtig und präsent, denn dieser hatte immer noch keinen Anlass gesehen, seine Hand von Duncans zu trennen.
    Im Gegenteil, er hatte sogar damit begonnen, mit dem Daumen in Duncans Handfläche Zeichen zu malen.
    Jerad lächelte in sich hinein, die Müdigkeit trübte seine Sinne, und sicherlich war das Bier auch nicht unschuldig daran. Er wusste, wieso Alkohol ein Tabu war, und doch genoss er dieses
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