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Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten

Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten

Titel: Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten
Autoren: Rigor Mortis
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wundervoll und für Sie sicherlich ein Sprungbrett, es werden ausländische Geschäftsmänner da sein. Zudem diese Kulisse. Sehen Sie die Malereien und die Ausstattung?“ Immer wieder tippte Duncan auf den Prospekt und hielt ihn Jerad unter die Nase.
    „Was tun Sie da?“, unterbrach ihn eine Frau, mittleren Alters. Blonde Locken flossen über ihre Schultern, ihre grünen Augen funkelten ihn regelrecht an.
    „Hallo Mum, dieser Mann will mich gerade von dem Ambiente überzeugen, er möchte mich buchen. Mister Stone, das ist meine Mutter“, lächelte Jerad immer noch und sah geradewegs durch die beiden vor ihm stehenden hindurch.
    „Sie sollten meinem Sohn eher was hören lassen, als ihm was zeigen zu wollen. Er muss den Klang wahrnehmen, um sich entscheiden zu können, ob er auftreten möchte.“
    Verwirrt und leicht verärgert über diese Forderung fischte Duncan sein Handy aus der Jacke und suchte ein Klangbeispiel von dem alten Opernhaus.
    Endlich hatte er ein angemessenes gefunden und spielte es ab, den Bildschirm netterweise Jerad zugewandt, der jedoch die Augen schloss und den Klängen lauschte. „Leicht verzerrt, was allerdings auch an dem Handy liegen kann. Der Widerhall scheint sehr gut zu sein, dämpft nicht zu viel. Gefällt mir wirklich gut.“
    „Und die Kulisse?“, forderte Duncan endlich ein Wort des Lobes. Nicht umsonst hatte er das Opernhaus gekauft und restaurieren lassen. Es hatte ihn fast eine halbe Million gekostet.
    Jerads Mutter räusperte sich und lächelte sanft. „Mister Stone, ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, doch mein Sohn ist fast blind. Er sieht lediglich schemenhafte Umrisse.“
    Duncans Mund war auf einmal staubtrocken, selten war er sich so unterbelichtet vorgekommen. Wieso hatte er das nicht bemerkt? Erst jetzt sah er Jerad in die Augen, die einen leichten, weißen Schleier vorwiesen und doch dem Grün in keiner Weise an Intensität nahmen. Sie ähnelten einem Smaragd, intensiv und dunkel. „Es tut mir leid, dessen war ich mir nicht bewusst“, entkam es ihm mit leicht irritierter Stimme.
    Jerad lachte in sich hinein, dieser eben noch so überzeugte Mann knickte ein wie eine Blume, die unter einen Fuß geraten war.
    Amüsant und doch eine gewohnte Situation für ihn. Selten bemerkte es jemand. Immer wieder hielt man ihm Dinge vor die Nase, die er sich ansehen sollte, und so gern er es getan hätte, es war nicht möglich. Doch manchmal schätzte er es, nicht sehen zu können, denn er hatte andere Möglichkeiten Dinge wahrzunehmen. Nicht oberflächlich wie manch anderer, er sah tiefer, intensiver.
    „Nach dieser Klangprobe würde ich das Opernhaus gerne einmal besuchen, wenn es möglich wäre.“ Er sah zu der großen Schattierung, die Duncan Stone war. Dieser lächelte, unbemerkt von seinem Gegenüber, erleichtert. „Das ist schön, herzlichen Dank. Wann darf ich Sie abholen lassen?“
    Während Jerads Mutter alles Weitere besprach, versuchte ihr Sohn diesen Mann besser sehen zu können. Er hatte ihn gerochen, alle Nuancen, und doch hätte er nun zu gerne das Gesicht gesehen, seine Augen, sein Erscheinungsbild. Duncan schien von sich überzeugt und sehr selbstbewusst. Irgendetwas schien an ihm zu sein, dass er sich was auf sein Aussehen einbilden konnte, und genau das hätte Jerad gern gesehen. Doch so musste er warten, bis seine Mutter mit ihm alleine war.
    Duncan ließ sich erschöpft in seinen Wagen sinken, fuhr mit seiner Hand über das lederbezogene Lenkrad und schloss die Augen. Zum ersten Mal ertastete er das Leder, versuchte, es zu fühlen, doch schon bald war es ihm zu dumm, denn wieso hatte er Augen, wenn nicht zum Sehen?
    Jerad dagegen lehnte sich in seinem Sitz zurück, während seine Mutter das Auto lenkte. „Wie sah dieser Mister Stone aus?“
    Das Schmunzeln hörte er sofort aus ihrer Stimme heraus. „Recht attraktiv und sehr geschäftsmäßig. Teure Uhr, teurer Anzug, sehr imposant.“
    „Seine Augen?“ Das interessierte Jerad mehr.
    „Ein wunderschönes Braun, wie Bernstein. Es klingt wie ein sanfter Bass, geht in den Körper und verankert sich dort.“ Das liebte er an seiner Mutter, sie konnte ihm erklären, wie etwas aussah. Als Kind hatte er noch mehr gesehen, doch das war zu lange her. Farben verband er nur noch mit Klängen. „Er gefällt dir?“, erkundigte sich Linda Moore bei ihrem Sohn.
    Sein Blick ging aus dem Seitenfenster, eine komische Angewohnheit, die er noch aus seiner Kindheit hatte. „Er hat etwas Interessantes an sich.
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