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Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten

Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten

Titel: Gefühltes Herz - sieben homoerotische Geschichten
Autoren: Rigor Mortis
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daran.
    Gegen zehn verabschiedete sich Bastian, versprach zur Vorsicht seine Türe nicht abzuschließen, was ich ebenso nicht tat. So konnte ich schneller nach oben laufen, falls was sein sollte. So war es gedacht, doch es sollte anders kommen. Denn in dieser Nacht lief ich nicht zu ihm, sondern er zu mir. Zum ersten Mal bekam einer meine Albträume mit, in denen ich schrie.
    Was sonst nur mich selbst weckte, hatte auch Bastian aufgeschreckt, was ich, als ich aufwachte, in seinen Augen sah. Besorgt sah er mich an und meine Hand lag in seiner. Kein Mantra war nötig, ich sah ihn einfach an und wusste, dass er mir nichts tut. Es war lächerlich, das war mir bewusst, meinem besten Freund traute es mein Geist zu, aber den Kerl, mit dem ich nur einmal im Bett war und gerade eine Woche verbracht hatte, dem schien ich zu vertrauen. „Alles in Ordnung, Leonard?“
    Ich konnte nicht antworten oder nicken, sah ihn einfach nur an und versank in seinen braunen Augen. Eine Antwort blieb ich ihm schuldig, denn als ich morgens erwachte, wurde mir erst bewusst, dass ich noch einmal eingeschlafen war. Und Bastian? Der saß auf seinen Unterschenkeln neben dem Bett und hielt meine Hand. Sein Kopf lag auf der Matratze und ich konnte mir vorstellen, was für Schmerzen er beim Aufwachen haben musste. Doch im Moment gönnte ich mir den Anblick in sein Gesicht.
    Seine Augen waren entspannt geschlossen, sein lädiertes Auge abermals geschwollen, aber es würde dieses Mal wohl nicht so schlimm werden wie das vorher. An sich sah Bastian noch jung aus, auch wenn uns gerade drei Jahre trennten. Seine Lippen waren in einem sanften Rot getaucht, das mich an Radieschen erinnerte, und schimmerten glänzend, als sei er sich gerade mit der Zunge drüber gefahren. Ich wollte ihn so gerne küssen, seinen Geschmack in mir aufnehmen, und ehe ich mich versah, näherte ich mich ihm. Hauchzart, mehr war die Berührung nicht, und doch öffnete Bastian zeitgleich die Augen. Die Überraschung lag in seinen Augen, doch auch ein Lächeln, bis er sich bewegte, da verzog sich sein Gesicht vor Schmerzen.
    „Du hättest nicht auf dem Boden schlafen müssen!“ Ich sah ihn weiter an, während mir die Röte ins Gesicht schlich.
    „Hab es gar nicht gemerkt, bin einfach eingeschlafen. Aber wenn du mir als Entschädigung einen Kaffee anbieten möchtest, hätte ich nichts dagegen.“
    „Ehrensache!“, erwiderte ich, löste meine Hand aus seiner und sprang aus dem Bett.
    Ich fühlte mich ausgeschlafen, energiegeladen und seit Langem mal wieder wirklich gut. Bei diesen Gedanken stockte ich, sah über meine Schulter auf Bastian, der sich mit knackenden Gelenken aufrichtete. War er der Grund gewesen? Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich wusste schon das nächste Gesprächsthema mit meiner Therapeutin. Mir war bewusst, dass ich mich nur auf mich konzentrieren sollte, und doch war die Nähe zu Bastian eine Wohltat für meine Seele.
    „Und Ihre Frage an mich ist jetzt, ob Sie warten müssen oder ihn sich schnappen dürfen?“ Meine Therapeutin sah mich schmunzelnd an, als ich ihr die Sachlage geschildert hatte. „Herr Silber, wieso wollen Sie mit Bastian zusammen sein?“
    „Er bringt mir eine innere Ruhe, nimmt Rücksicht, ohne zu wissen, was passiert ist. Bastian ist ein gut aussehender Mann und ich fühl mich sehr wohl bei ihm.“ Wie ich solche Sätze aus meinem Mund hasste, diese Frau machte ein Weichei aus mir. Nun gut, es half irgendwie auch, aber das musste ich nicht zugeben.
    „Eine ziemlich egoistische Einstellung, meinen Sie nicht?“ Dabei zog sie ihre Brille auf die Nasenspitze und sah mich über den Rand hinweg an. Ich knickte ein, natürlich war es egoistisch, kein Gedanke war zu Bastian gegangen, ich konnte doch nicht erwarten, dass er mich auch mochte.
    „Aber ich mag ihn so gerne und er mich doch scheinbar auch, oder etwa nicht?“ Angst schlich in mir hoch und ließ mich Professor Georg anblicken.
    „Einen Moment … Unsere Stunde ist vorbei …“ Die Frau war ja wohl die Höhe, wie konnte sie mich jetzt darauf aufmerksam machen?
    „Herr Silber, wo wir hier privat zusammensitzen, sag ich Ihnen was, das ich als Therapeutin nicht sagen würde. Wenn Ihnen Bastian gut tut, dann versuchen Sie es. Aber seien Sie sich bewusst, dass es trotzdem zu ungewollten Reaktionen kommen kann. Nach Ihrer Erzählung kann man wirklich davon ausgehen, dass Bastian Sie mag, und ich hoffe für Sie, dass er Ihr Halt werden kann. Doch seien Sie fair und
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