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Gefuehlschaos inklusive

Gefuehlschaos inklusive

Titel: Gefuehlschaos inklusive
Autoren: Sabine Richling
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brauchst mir nichts mehr zu sagen. Es ist alles gesagt worden.“ Ich reiße mich von ihm los und stecke den Umschlag mit der Kündigung in meine Tasche.
    „Wenn du meinst“, sagt Christian verstimmt. „Dann lass uns darüber sprechen, wann wir zu deinen Eltern fahren wollen.“ Das ist ja unglaublich! Er besitzt tatsächlich noch die Frechheit, mich zu meinen Eltern begleiten zu wollen! Nach allem, was passiert ist!
    „Ich fahre allein.“
    „Das kommt nicht infrage. Sie haben uns beide eingeladen und ich werde sie nicht enttäuschen.“
    „Schade, dass du dir nicht dasselbe Ziel für mich gesteckt hast. Denn mich hast du gleich zweimal enttäuscht.“
    Christian schüttelt mit dem Kopf, was mich rasend macht. Er hat kein Recht dazu. Glaubt er etwa ernsthaft, er hätte alles richtig gemacht?
    „Also gut. Ich hol dich dann um achtzehn Uhr ab“, schlägt er vor und erwidert nichts weiter auf meine letzten Worte.
    „Bitte schön! Wenn du darauf bestehst. Aber danach will ich dich nie wiedersehen!“
    Ich stürme aus den Büroräumen und fahre zu Ullrichs Wohnung. Auf der Fahrt verebbt die größte Wut allmählich und ich versuche, mir einzureden, dass ich Christian hassen würde. Aber das tu ich nicht! Der gestrige Abend wird mir ein Leben lang in Erinnerung bleiben.
    Wahrscheinlich ist es meine Bestimmung, niemals richtig glücklich zu sein. Das Schicksal meint es nicht gut mit mir.
     
    Als ich die Wohnung betrete, die Ullrich und ich einmal zusammen bewohnten, gehe ich nachdenklich durch die Räume und versuche, mich an gemeinsame Erlebnisse mit ihm zu erinnern. Mir fällt auf, wie sehr dieses Leben schon in meiner Erinnerung verblasst ist. Es ist, als läge alles bereits Jahre zurück. Ich ziehe meinen Koffer unterm Bett hervor und nehme meine restlichen Kleidungsstücke aus dem Kleiderschrank. Ich verstaue alle übrigen Gegenstände, die mir wichtig sind, den Rest überlasse ich Ullrich. Ich lege keinen Wert mehr auf Einzelstücke. Dann ziehe ich den Wohnungsschlüssel von meinem Schlüsselbund ab und lege ihn auf die Kommode im Schlafzimmer. Aus meiner Handtasche krame ich den Ring, den mir Ullrich wieder zurückgab und lege ihn dazu.
    So. Das war’s dann. Leb wohl, altes Leben. Leb wohl, Ullrich.
     
    Anschließend fahre ich zu Sandra und gönne mir eine heiße Dusche. Den Rest des Tages gammle ich herum und stelle fest, dass ein Leben ohne Arbeit nichts für mich ist. Ich brauche eine Aufgabe, etwas, das mich ausfüllt. Vielleicht hätte ich Olivers Angebot nicht zu voreilig ablehnen sollen. Für einen Augenblick erwäge ich, ihn anzurufen, verwerfe den Gedanken aber sogleich wieder. Das ist nicht das, was ich mir vorstelle. Die Zusammenarbeit mit Christian hat mir immer Spaß gemacht. Und ich möchte genau das! Jetzt, wo ich es nicht mehr habe, weiß ich es genau. Eventuell könnte ich mich daran gewöhnen, dass Christian eine andere Frau liebt. Nur eine Arbeit ohne ihn, das ist völlig ausgeschlossen.
     
    Christian erscheint pünktlich um achtzehn Uhr. Ich habe es nicht anders erwartet. Zittrig greife ich nach den Schlüsseln und verlasse die Wohnung. Das wird bestimmt kein leichter Abend. Das Treppenhaus ist dunkel, der Hausmeister hat heute Morgen an der Elektrik herumgespielt. Stufe für Stufe schleiche ich mich im Dunkeln nach unten und halte mich verkrampft am Geländer fest. Oder ist es die Angst, Christian gleich zu begegnen?
    „Hallo“, sage ich nur leise, als ich aus der Haustür trete. Christian lächelt müde und führt mich zu seinem Wagen. Während der Fahrt sprechen wir kein einziges Wort miteinander. Mir wäre wohler gewesen, wenn wir uns wenigstens übers Wetter unterhalten hätten. Kurz bevor wir das Haus meiner Eltern erreichen, bremst Christian und lenkt den Wagen in eine Parkbucht.
    „Findest du nicht, dass du mir die Gelegenheit geben solltest, dir einiges zu erklären!“, platzt es aus ihm heraus.
    Aber er hatte doch Gelegenheit genug!
    „Ich wüsste nicht, was wir noch zu bereden hätten“, erwidere ich garstig. Natürlich hätte ich seine Erklärung gern gehört, nur mein Stolz lässt es gerade nicht zu. „Meine Eltern warten.“
    „Gut, dann wollen wir sie mal nicht länger warten lassen“, erwidert er strapaziert und zieht den Zündschlüssel ab.
    Das letzte Stück gehen wir zu Fuß, wobei mir nicht ganz klar ist, warum wir nicht auf dem Grundstück meiner Eltern geparkt haben. Der Vorgarten des Hauses ist mit Hunderten von Stiefmütterchen bepflanzt. Für Blumen
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