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Gefechte der Leidenschaft

Titel: Gefechte der Leidenschaft
Autoren: Jennifer Blake
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sei für eine Dame natürlich besonders bedauerlich, obwohl die Narbe beim Ausgehen vom Handschuh verdeckt würde.
    Irgendwann, während man sie versorgte, verließen Caid und die anderen das Zimmer. Lisette hörte, wie sie gingen, vermochte sie jedoch nicht aufzuhalten. Als sie dann endlich allein war, lag sie lange regungslos da und starrte gegen den Betthimmel. Ihr war klar, dass es nur der nachlassenden Spannung zuzuschreiben war, dennoch konnte sie nicht verhindern, dass unablässig Tränen aus ihren Augenwinkeln sickerten und feuchte Spuren in ihrem Haar hinterließen.
    An einem warmen, sonnigen Tag eine Woche später, als der Duft der Pfingstnelken und des duftenden Ölbaums durch die Straßen und über die Mauern der Innenhöfe wehte, trat Lisette aus ihrem Stadthaus und folgte energischen Schrittes der Rue Royale in Richtung Place de la Bourse, der Straße der Fechtmeister. An ihrer Seite trabte Agatha einher, deren anhaltende Proteste ungehört verhallten, während sie beide immer wieder den Lastwagen auswichen, die Holz für die Baustelle des neuen St.-Louis-Hotels herbeischafften.
    Die ganze vergangene Woche über hatte die Verletzte, in ein schlichtes Neglige gekleidet, in ihrem Salon darauf gewartet, dass ihre Freunde sie besuchen kämen, doch nur wenige waren erschienen. Celina und Rio, Gräfin und Graf von Lerida, hatten auf ihrem Weg zu dem Schiff, das sie nach Spanien bringen sollte, hereingeschaut. Denys Vallier hatte ihr in Begleitung seiner Freunde Hippolyte und Armand einen kurzen Besuch abgestattet und ihr bei dieser Gelegenheit mit einer etwas linkischen Verbeugung ein Gedicht mit dem Titel >Die tapfere Lady< überreicht, was Lisette aus vielerlei Gründen zu Tränen rührte. Maurelle hatte Treibhausveilchen geschickt, dazu kandierte Rosenblätter, eine Reihe Bücher aus dem Fremaux'schen Buchladen um die Ecke und eine Schachtel Pralinen. Dann war sie selbst für ein Stündchen gekommen und hatte den neuesten Klatsch der ganzen Stadt mitgebracht.
    Doch das war alles.
    Zumindest hatte Maurelle ihr über die mehr als zwanzig Duelle im Anschluss an das Turnier berichtet und darüber, wer gewonnen und verloren hatte, wer verwundet worden war und wessen Grabstein nun die Aufschrift >Er starb für seine Ehre< trug. Zwischen den Fechtmeistern Poulaga und Thimecourt war es zu einem besonders blutigen Treffen gekommen. Der französische Kavallerieoffizier, so hieß es, habe sich nicht zufrieden gegeben, bis er Poulaga in Stücke gehackt hatte, und für sein rachsüchtiges Verhalten schlug ihm nun viel Abneigung entgegen.
    Und schließlich war Maurelle mit einem Skandal he-rausgerückt, der Lisette besonders nahe ging und sie letztlich dazu bewog, nicht länger vergeblich auf Besuche zu warten, sondern sich ihrerseits auf den Weg zu machen.
    Anfangs war sie gekränkt gewesen, dass die maitres d'armes sie im Stich gelassen hatten, doch sie hatte versucht, sie damit zu entschuldigen, dass sie sicher nach dem Turnier sehr beschäftigt waren. Die vielen Duellanten würden vor ihren Kämpfen noch Übungsstunden nehmen wollen und außerdem hatte der Wettkampf bei vielen jungen Männern eine Welle der Begeisterung für die Fechtkunst ausgelöst. Dann hatte sie sich selbst davon zu überzeugen versucht, dass es besser für sie sei, wenn sie keinen Kontakt mehr zu diesen Männern pflegte. Doch Maurelles Besuch hatte ihr die Augen geöffnet und nun war sie über die Treulosigkeit der Fechter eher verärgert als traurig.
    Aber das war noch nicht alles. Sie hatte Caid eine Nachricht geschickt und ihn gebeten, zu ihr zu kommen.
    Er hatte sie nicht beachtet.
    Nun reichte es Lisette.
    Es war einer der Tage, an denen Caids Studio geöffnet war. Die Fenster im ersten Stock, wo sich die Fechtbahnen befanden, standen offen und ließen den linden Luftzug ungehindert ins Haus strömen. Das Gewirr von Männerstimmen, ab und an unterbrochen von gerufenen Anweisungen, drang aus einem Dutzend ähnlicher Etablissements und erfüllte den von Arkaden überschatteten Fußweg. Auf den Baikonen der Fechtsalons standen Männer, tranken Wein und ließen den Rauch ihrer Zigarren in den klaren, blauen Himmel steigen. Beim Anblick von Lisette und Agatha verstummten alle schlagartig.
    »Man starrt uns an«, sagte Agatha mit gepresster Stimme. »Was habe ich dir gesagt? «
    »Das tut uns doch nicht weh.« Die Augen geradeaus gerichtet marschierte Lisette weiter. »Aber wenn es dich so sehr stört, kannst du ja zurückgehen.«
    »Als ob ich
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