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Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne

Titel: Gefangener der Sinne - Singh, N: Gefangener der Sinne
Autoren: Nalini Singh
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beendet war – es war eine ihrer besten Arbeiten gewesen.
    Aber, dachte sie und unterbrach für einen Augenblick die Untersuchung an den vor ihr stehenden Kulturen, im Großen und Ganzen war noch nicht alles verloren. Sie hatte Möglichkeiten, an Gewebeproben zu gelangen – sie musste nur dafür sorgen, dass sich während der Entnahme niemand infizierte. Eine minderwertige Linie durfte nicht entstehen, solange es ihr möglich war, Perfektion zu erreichen.
    Sie überprüfte eine weitere Verbindung. Ashaya war noch am Leben. Wunderbar. Nur sie verfügte über die geistige Brillanz, den Wert von Amaras Arbeiten zu begreifen. Alle anderen wussten zu wenig und verstanden noch weniger.
    Alles war noch in Ordnung, zufrieden wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu.

 
    3
    Ich bin sicher, er war kurz davor, mich zu erschießen – dieser Scharfschütze, der Jonquil Duchslaya und Noor Hassan rettete. Er steht auf der Seite der Guten, beschützt Kinder, aber ich bin mir fast hundertprozentig sicher, dass er heute Nacht beinahe abgedrückt und mein Leben beendet hätte.
    Vielleicht geht er mir deshalb nicht aus dem Kopf.
    – aus den verschlüsselten Aufzeichnungen Ashaya Aleines
    Ashaya legte sich auf den schräg gestellten Untersuchungstisch und richtete die Augen auf die Decke. Sie sah noch scharf, aber ihre Fingerspitzen waren bereits taub. Nun spürte sie ein Kribbeln in den Unterarmen, doch ihr Herz schlug weiterhin regelmäßig.
    Menschen und Gestaltwandler hatten es leichter, dachte sie, während die Mediziner ihre Instrumente zurechtlegten und ihr das Vorgehen erklärten. Diesen beiden Arten standen viele Möglichkeiten zur Verfügung, den eigenen Tod vorzutäuschen – sie konnten einen Wagen über die Klippen ins Meer stürzen lassen, Blutlachen hinterlassen oder einen Selbstmord ankündigen und in der Menge verschwinden.
    Mediale hingegen waren unwiderruflich an das Medialnet gebunden, es war lebensnotwendig, aber gleichzeitig eine Fessel. Wenn sie ihren Wagen eine Klippe hinunterstürzen ließ, würde niemand annehmen, sie sei tot – jedenfalls nicht, solange ihr Stern im Medialnet strahlte. Selbst Mediale im Koma hielten diese Leben spendende Verbindung aufrecht, ihre Körper kämpften geradezu darum.
    Ashaya spürte, wie ihr Herzschlag ins Stolpern geriet und ihr Sehvermögen sich trübte, als das Gift sich wie ein tödliches Krebsgeschwür in ihrem Körper ausbreitete. Doch dieser Krebs konnte ihr Leben retten. Wenn alles gut ging, würde sie einen Zustand erreichen, der mehr als ein Koma war.
    Manche hätten diesen Zustand vielleicht Winterschlaf genannt, aber das war nicht die korrekte Bezeichnung – der Winterschlaf täuschte den Tod vor, weil nur sehr wenig Sauerstoff im Körper zirkulierte. Doch Ashaya wollte nicht nur tot scheinen. Sie musste eine Zeitlang tatsächlich tot sein. Dafür gab es nur eine bekannte Möglichkeit: einfrieren.
    Alle Körperfunktionen wurden buchstäblich auf Eis gelegt. Wirklich alles, sogar die Hirntätigkeit … und wenn das Gehirn nicht mehr arbeitete, konnte auch keine geistige Verbindung mehr aufrechterhalten werden. Eine einfache, praktikable Lösung, es war relativ leicht, jemanden einzufrieren, allerdings war bislang niemand, auch kein Angehöriger ihres Volkes, aus diesem Kälteschlaf erfolgreich wiederbelebt worden – es sei denn, man wertete ein Dahinvegetieren ohne Bewusstsein als Erfolg.
    Auch Ashaya hatte nicht den medizinischen Durchbruch des Jahrhunderts geschafft und einen sicheren Weg gefunden, der ein Einfrieren rückgängig machen konnte. Stattdessen hatte sie sich die Prinzipien dieser Methode zu eigen gemacht und auf andere Weise angewandt. Um den Herzschlag und die Hirntätigkeit abzusenken, benutzte sie nicht Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, sondern das Nervengift einer gefährlichen australischen Zeckenart, das sie bei jedem ihrer Versuche ein wenig veränderte, so lange, bis sie die perfekte Zusammensetzung hatte. Es würde alle Körperfunktionen lahmlegen, auch das Gehirn – und somit ihre Verbindung zum Medialnet beenden. Wenn es wie gewünscht funktionierte, würde sie aus diesem totenähnlichen Zustand nach genau zehn Stunden wieder erwachen. Falls nicht … das Risiko musste sie eben eingehen.
    Die wahre Prüfung würde jedoch erst nach dem Erwachen kommen. Sobald ihr Gehirn wieder anfangen würde zu arbeiten, würde es instinktiv versuchen, sich erneut mit dem Medialnet zu verbinden. Ashaya hatte keine Möglichkeit, das zu verhindern. Sie
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