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Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht
Autoren: Kris Kennedy
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Streich.
    »Solltet Ihr etwas brauchen, Eure Erinnerung aufzufrischen, so habe ich etwas für Euch.«
    Jamie zog Peters Zeichnung aus der Tasche und entrollte sie vor des Königs Nase. John erstarrte. Die Schlussfolgerungen lagen dort, ausgebreitet wie Dominosteine: John hatte Jamies Vater ermordet. Und Jamie war Zeuge der Tat gewesen. Jamie konnte Johns Königsherrschaft mit einigen wenigen Worten zerstören. Aus dieser Entfernung, mit einem Dolchstoß.
    Angst breitete sich jetzt auf dem Gesicht des Königs aus. Sie machte ihn schwankend wie eine Brücke an sandigen Gestaden. Angst ließ ihn angreifen.
    Dann kam von Jamies Seite etwas Unerwartetes. »Sire«, sagte eine weibliche Stimme so ruhig, als spräche sie mit einem von Panik erfüllten Tier. »Jamie hat Euch in Gracious Hill seine Treue bewiesen. Und auch davor.«
    Es war Chance, die das sagte.
    Jamie war so kampfbereit, so bereit für den Tod, dass er angesichts der überraschenden Entwicklung, dass Chance ihn verteidigte, nichts empfand. Außer vielleicht das Verlangen, ihr dafür eine Verletzung beizubringen, dass sie für Father Peters Tod verantwortlich war. Aber all das musste warten. Alles musste darauf warten, wie der König darauf reagieren würde, dass einer seiner mächtigsten Magnaten von den Toten zurückgekehrt war.
    »Ich sollte euch töten«, flüsterte der König heiser.
    Jemand hinter ihm trat vor. »Nein, das solltet Ihr nicht.« Brian de Lisle stellte sich neben Jamie. Seine Hand ruhte auf dem Heft seines Schwertes, aber noch hatte er es nicht gezogen. »Wir brauchen Jamie, und wir brauchen Everoot. Den rechtmäßigen.«
    Brian sah Jamie nicht an, und Jamie sah ihn nicht an. Aber sicherlich hatte es eine besänftigende Wirkung auf den Zorn des Königs, dass seine beiden wichtigsten Lieutenants Schulter an Schulter standen und dass der eine von ihnen sich als der rechtmäßige Lord einer der mächtigsten Grafschaften des Königreiches erwiesen hatte.
    Vielleicht half aber auch das Kabinett voller Zeugen.
    Langsam zog Jamie die übrigen Dokumente hervor, die Peter ihm gegeben hatte, und warf die aufgerollten Pergamente auf den Boden. Sie rollten ein Stück weit, vor und zurück, dann lag die Rolle still. Der König starrte darauf.
    Schweigen breitete sich aus, bis in die Ecken des Kabinetts.
    »Ich kann Euch nie wieder vertrauen, Jamie«, sagte der König, während er aufschaute.
    Jamie verschränkte die Arme und lächelte fast. »Mylord, ich bin der Einzige, dem Ihr vertrauen könnt. Ich hatte Euer Leben tausende Male in meinen Händen. Hätte ich Euren Tod gewollt, würdet Ihr tot sein.« Vom Tisch kamen Rufe des Erschreckens, das Scharren von Stiefeln war zu hören. Johns Kinn spannte sich an, aber er unterbrach Jamie nicht. »Das macht mich zur sichersten Person der Welt für Euch, Sire.«
    Der König sah zu den um den Tisch sitzenden Edelleuten, dann zurück zu Jamie. »Wenn ich Euch mit Everoot belehne, werdet Ihr Euch dann in gutem und aufrichtigem Willen mit mir verbinden?«, fragte er vorsichtig.
    Jamie ließ die Arme sinken. »Wenn Ihr mir gebt, was ich haben will.«
    John sah verwirrt aus. »Ich werde Euch Everoot geben.«
    Jamie beugte leicht den Kopf, ein Nicken zu seinem König, eine Anerkenntnis der Autorität. Aber seine nächsten Worte beantworteten jede Frage darüber, ob Jamie Forderungen oder Bedingungen stellte.
    »Ich erhebe Anspruch auf Everoot, Mylord. Ich verlange nur eines als Gegenleistung.«
    »Was?«
    »Eva.«
    John holte hörbar Luft, dann begann er langsam freudlos zu lächeln. Jamie konnte sehen, wie der Schatzmeister in John zu rechnen begann, Gewinn und Verlust abwägte, wenn er Eva mit dem Erben von Everoot verheiratete. Ein mächtiger Lord verheiratet mit einer königlichen Prinzessin, die angekratzte Geschichte von Königstreue, tödlich. Es musste eine schwere Entscheidung sein.
    Der König sah Eva an. Ebenso Jamie. Wie jeder im Kabinett, und er musste zugeben, dass sie sahen, was er sah: eine schlanke, blasse Frau mit fließendem dunklen Haar in einem blauen Kleid, deren Augen sich nie von seinen abwandten, als sie ihm die Hand darbot.
    »Ihr werdet mir dienen?«, sagte der König ruhig. »Treu?«
    »Ich habe Euch immer treu gedient, Mylord«, sagte Jamie, der schon durch das Kabinett ging. Er bat nicht um Erlaubnis, und er schaute nicht zurück. Er bot Eva die Hand dar. Sie ging auf ihn zu, und er zog sie an sich. Jamie war überzeugt, dass die Männer mit ihm sprachen, aber das alles war unter der
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