Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefangene der Sehnsucht

Gefangene der Sehnsucht

Titel: Gefangene der Sehnsucht
Autoren: Kris Kennedy
Vom Netzwerk:
Woche würde er eine Tür aufstoßen, um einem Mann gegenüberzutreten, den er einst verraten hatte und der ihn jetzt tot sehen wollte.
    Sicherlich brauchte er weniger Eintönigkeit in seinem Leben.
    Er drehte den Riegel und stieß die Tür auf. Der König schaute herüber. Er stand am Fenster. Lebend. Und Eva … Eva war an seiner Seite.
    Jamie empfand eine so große Erleichterung, dass er nicht wusste, was er damit anfangen sollte. Ihre Blicke trafen sich für einen raschen, machtvollen Moment, dann schaute Jamie zu dem Tisch in der Mitte des Kabinetts. Um ihn herum saß ein halbes Dutzend Edler und deren Unterhändler und starrten ihn mit harten Augen an.
    »Lost«, sagten einige und nickten respektvoll, aber andere schwiegen, den wütenden Blick auf den gefürchtetsten Lieutenant des Königs gerichtet.
    Der König stieß sich von der Wand ab und zog sein Schwert. Eva stand reglos einige Schritte weit zurück, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt.
    Mit langsamen Bewegungen legte Jamie sein Schwert auf den Boden. Der König verharrte, sein Schwert halb aus der Scheide gezogen. Er warf einen raschen Blick zur Tür, wo Roger und Ry und Angus standen, vielleicht waren Pfeile auf ihre Herzen gerichtet. Der König wandte sich an Jamie.
    »Ich habe von Eurem Verrat gehört.«
    Jamie richtete sich auf. »Cig lügt.«
    »Nicht Cigogné.« Der König trat einen Schritt näher. »Robert FitzWalter. Euer Mentor.«
    Jamie schwieg.
    »Lügt FitzWalter? Sagt mir, dass es eine Lüge ist. Sagt mir, dass Ihr nicht sein Mann gewesen seid, als Ihr zu mir gekommen seid, um mir zu dienen.«
    Jamie schüttelte den Kopf, sein Kinn war angespannt. »Das kann ich nicht, Mylord. Es ist die Wahrheit.«
    John warf den Kopf in den Nacken und stieß einen Wutschrei aus. Die um den Tisch sitzenden Männer sprangen auf.
    »Ich werde aus Euch eine Warnung für alle Verräter machen, Jamie Lost«, bellte der König. »Gestreckt, gevierteilt und aufgehängt bis zum Tod, das wird Eurem Verbrechen kaum gerecht. Wie konntet Ihr das tun? «
    Jamie sagte ruhig: »Euch dienen, Mylord? Es war nicht einfach. Aber ich habe es getan, jeden Tag.«
    Johns Gesicht färbte sich rot. »Ihr habt mich verraten.«
    »Ich habe Robert FitzWalter verraten, Sire. Ich habe nicht Euch verraten.«
    »Ihr habt Treue geschworen, als Ihr in meine Dienste tratet!«, schrie der König. »Dann habt Ihr die Seiten gewechselt.«
    Und das war es, was John am meisten fürchtete. Es war, was er sein Leben lang mit seinen verrückten, paranoiden Verschwörungen auszulöschen versucht hatte: dass seine engsten Verbündeten und Vertrauten sich als nicht vertrauenswürdige, ränkeschmiedende Feinde entpuppten.
    Jamie war Johns lebendig gewordener Albtraum.
    »Im entscheidenden Augenblick habe ich Euch gewählt«, sagte Jamie ruhig.
    Für einen Moment starrte John ihn nur an, er atmete schwer. »Ich habe Männer für Geringeres als das getötet.«
    »Ich weiß.«
    Etwas Dunkles lag in Jamies Worten. Jeder hörte es. Es ließ den König innehalten; dann beugte er sich vor bis zu Jamies Gesicht, sein kurzes schwarzes Haar war nur wenige Zoll entfernt.
    »Ich werde Euch auf der Stelle erstechen, Lost.«
    »Wie meinen Vater?«
    John zuckte zurück. Seine Augen verengten sich, dann weiteten sie sich. Er wurde bleich, die Kinnlade fiel herunter. Es war, als sähe er alles – den Waffenrock, den Ring, die Ähnlichkeit – auf einen Streich. Verblüffung und Ungläubigkeit und Wut auf den Schultern, machte der König einen Schritt zurück, dann noch einen, taumelte langsam über den Boden.
    »Heiliger Gott«, flüsterte er. »Ihr seid Everoot.«
    In dem darauf folgenden brüllenden Schweigen hallte sein Flüstern von den Wänden wider.
    »Christus am Kreuz«, murmelte einer der Männer am Tisch. Sie alle standen in Verwirrung und Anspannung da. Nach zwanzig Jahren hatte sich der vermisste Erbe endlich offenbart, und er war die ganze Zeit einer der ihren gewesen? Es war fast zu viel, es zu begreifen. Besonders da einige dieser Männer hergekommen waren, um auf Everoot zu bieten.
    »Wie habe ich das nicht sehen können?« Johns Stimme war nur ein heiseres Flüstern. Sein Blick suchte Jamies Gesicht. »Aber schließlich ist es so viele Jahre her. So viele Jahre, seit Euer Vater starb.«
    »Seit er ermordet wurde.« Jamie beugte sich vor, sodass nur der König sein kehliges Keuchen hören konnte. »Ihr vergesst eines, Mylord: Ich war dort .«
    John zuckte zurück wie vor einem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher