Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gefangene der Leidenschaft

Titel: Gefangene der Leidenschaft
Autoren: Ruth Langan
Vom Netzwerk:
Wänden warfen Leuchter mit Fackeln ihr warmes Licht. Die Stiefel der Männer schrammten auf dem Steinboden, als die Soldaten sich lärmend an die langen Holztische setzten.
    Die Engländer saßen am einen Ende des Saals, die Schotten
    an dem anderen. Der Raum hallte von derben Worten und rauem Gelächter wider, als die Männer, Gegner seit Jahrhunderten, sich gegenseitig abschätzten.
    Kaum hatten jedoch die beiden jungen Frauen die Halle betreten, trat sofort Stille ein. Mit zusammengekniffenen Augen nahm Morgan die ältere ins Visier.
    Brenna trug ein Gewand aus lavendelfarbenem Samt. Es lag eng um ihre festen Brüste und ihre zierliche Taille und fiel dann in weichen Falten auf die Spitzen ihrer bestickten Schuhe. Die mit Hermelin besetzten Ärmel schlossen sich eng um ihre Handgelenke. Bänder aus Satin waren in ihr dunkles Haar geflochten, das ihr weich über die eine Schulter fiel.
    Ihre Schwester war in makelloses Weiß gekleidet. Die Fülle ihres goldblonden Haars lag schwer auf ihren Schultern. Sie wirkte fast wie ein Kind, doch in dem Blick, mit dem sie die fremden Soldaten musterte, lag nichts Kindliches. Wieder verbarg sie nicht ihren Abscheu.
    Während die beiden zu ihren Plätzen an der Stirnseite des Tisches schritten, erhoben sich die schottischen Soldaten respektvoll. Die Engländer folgten zögernd ihrem Beispiel.
    „Mylord.“ Eine junge Dienerin ging auf Morgan zu. Als er sie mit unverhohlenem Interesse musterte, senkte sie scheu den Blick. „Mylady bittet Euch, an ihrer Tafel zu speisen!“
    Er nickte kurz und folgte ihr zum Tisch der Schotten. Brenna MacAlpin empfing ihn mit dem hoheitsvollen Blick ihres königlichen Vorfahren. „Ich habe versäumt, Euch meine Schwester vorzustellen. Megan ist die jüngste der MacAlpins.“
    Er neigte sich über die Hand des jungen Mädchens und spürte ihren misstrauischen Blick. Als er ihre Hand ergriff und mit den Lippen streifte, fühlte er, wie Megan zusammenzuckte. „Ihr braucht Euch nicht zu fürchten. Ich trage keine Waffen, Mylady.“
    Die Andeutung eines Lächelns ging über sein Gesicht, aber Megan war nicht zum Lächeln zu Mute. „Das ist sehr klug, Mylord. Denn ich hielt es für ratsam, dem Wort eines Engländers nicht zu trauen.“
    Sie berührte den Knauf des Dolches, der in ihrem Gürtel steckte.
    Morgans Lächeln verschwand.
    Brenna legte ihrer Schwester die Hand auf den Arm und bedeutete ihr, zu schweigen. Dann wandte sie sich Morgan zu, um ihn zu beschwichtigen. „Wir sind es nicht gewohnt, englische Soldaten zu bewirten.“
    „Für mich ist es auch eine neue Erfahrung, Mylady.“
    „Bitte ...“ - sie war darauf bedacht, dieses Mahl nicht in einen offenen Kampf ausarten zu lassen - „lasst uns unsere Plätze an der Tafel einnehmen.“
    Als Morgan sich setzte, berührte sein Schenkel den Brennas. Ihre Blicke trafen sich - seiner belustigt, ihrer ärgerlich.
    Er sah die kühle Verachtung in ihren Augen und blickte fort. Auch wenn Lady Brenna ihrer Pflicht als Gastgeberin nachkam, so empfand sie das offensichtlich als entwürdigend. Sie befanden sich beide in einer ähnlichen Lage. Auch er, Morgan, führte lediglich den Befehl seiner Königin aus und erduldete die Situation. Doch er hatte durchaus Lust, die Burg dieser eisigen Lady einzunehmen.
    Brenna holte tief Atem, um ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen. Obwohl sie sich den Anschein gab, gelassen und beherrscht zu sein, waren ihre Nerven gespannt wie die Saiten einer Laute. Der Mann an ihrer Seite hatte etwas an sich, das sie völlig durcheinander brachte.
    „Haben meine Diener für Eure Unterbringung gesorgt, Mylord?“
    „Ja, Mylady.“ Morgan ergriff den Krug, den ihm eine Magd reichte, und trank in tiefen Zügen, bevor er ihn absetzte. Er wusste nicht, warum, aber diese Frau verunsicherte ihn.
    Als eine andere Dienerin eine Platte mit gesottenem Geflügel brachte, bedeutete Brenna dem Gast, sich zuerst zu bedienen. Sie beobachtete, wie er sich ein großes Stück Fleisch nahm und es in kleinere Portionen zerlegte. Wie groß seine Hände waren! Welch eine Kraft sie verrieten! Ein Schauer rieselte Brenna über den Rücken, und sie fragte sich, warum solch ein Gedanke ihr durch den Kopf ging.
    „Für Euch nichts, Mylady?“
    „Ich ...“ Sie spürte, dass sie errötete. „Ich fürchte, ich habe
    heute Abend nur wenig Appetit.“
    „Ich bin geradezu ausgehungert.“ Morgan bediente sich von neuem. Jetzt wurden Platten mit Wild, Rebhühnern und Lachs aufgetragen. Er langte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher