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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen
Autoren: Christine Feehan
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und schwieg, weil sie Zeit brauchte, um nachzudenken. Sie war fünfundzwanzig Jahre alt und bereits viermal in den Anden gewesen, ihre Geburt in dem dortigen Nebelwald nicht mitgezählt. Dies war die fünfte Reise, an die sie sich erinnerte. Der Marsch durch den Regenwald war sehr strapaziös gewesen, doch sie hatte niemals solche Angst empfunden wie diesmal. Es war zu spät, um umzukehren, und nach dem zu urteilen, was ihre Mutter sagte, hatten sie auch keine andere Wahl. Sie würde Annabel zur Ruhe kommen lassen, und dann mussten sie miteinander reden. Riley hatte noch so viele offene Fragen zu dem Warum und Weshalb dieser Reise zu den Anden.
    Sowie ihre Mutter eingeschlafen zu sein schien, schlüpfte Riley um das Laken herum, das ihnen als Vorhang diente, aufs Deck hinaus. Raul, der Träger, warf ihr einen Blick zu und wandte sich schnell wieder ab. Die Anwesenheit der beiden Frauen an Bord schien ihm Unbehagen zu bereiten. Eine Gänsehaut kroch über Rileys Arme. Sie rieb sie weg und ging an der Reling entlang, um ein wenig Abstand zwischen sich und die anderen Passagiere zu bringen. Sie brauchte einfach ein wenig Raum für sich.
    Aber es war nicht genug Platz auf dem Boot, um ein stilles Eckchen zu finden. Jubal und Gary, die beiden Botaniker, saßen an einer der weniger geschützten Stellen, und nach ihrem Gesichtsausdruck zu urteilen, waren sie nicht besonders gut gelaunt. Riley machte einen großen Bogen um sie, der sie jedoch dummerweise zu Ben Charger führte, dem dritten Ingenieur, über den sie sich noch nicht ganz schlüssig war. Er war immer höflich zu ihrer Mutter und ihr, und wie Jubal und Gary schien auch er eine beschützerische Ader für sie zu entdecken.
    Ben nickte ihr zu. »Geht es deiner Mom besser?«
    »Ich glaube schon«, antwortete Riley mit einem unsicheren Lächeln. »Ich habe ihr ein Antihistaminikum gegeben. Damit und mit der Tinktur von Gary wird der Juckreiz hoffentlich ein wenig nachlassen. Diese Mücken sind böse kleine Biester.«
    »Sie muss etwas an sich gehabt haben, was sie angelockt hat«, meinte Ben. »Ein Parfum vielleicht?«
    Riley wusste, dass ihre Mutter nie Parfum benutzte, aber es war eine gute Erklärung, und deshalb nickte sie langsam. »Es war ein so bizarrer Angriff, dass ich daran noch gar nicht gedacht hatte.«
    Ben sah ihr so aufmerksam und prüfend ins Gesicht, dass sie ganz nervös wurde unter seinem Blick. »Ich habe gehört, dass du und deine Mom nicht zum ersten Mal hier seid. Habt ihr so etwas wie das schon mal erlebt?«
    Riley schüttelte den Kopf, froh, dass sie die Wahrheit sagen konnte. »Noch nie.«
    »Warum kommt ihr eigentlich an so einen gefährlichen Ort?«, fragte Ben neugierig. Wieder war sein Blick völlig unbewegt und wich nicht von ihrem Gesicht. Er starrte sie an, als verhörte er sie. »Soviel ich weiß, sind nicht einmal die Führer je auf diesem Berg gewesen. Sie mussten sich die Wegbeschreibung von ein paar anderen aus dem Dorf besorgen. Was für ein merkwürdiges Reiseziel für Frauen! Es gibt ja nicht mal Dörfer auf dem Berg, also bist du gewiss nicht wegen Sprachforschungen hier.«
    Riley schenkte ihm ein schwaches Lächeln. »Mutters Arbeit als Gartenbauingenieurin und Kämpferin für den Schutz der Regenwälder führt uns an alle möglichen Orte. Aber wir kommen auch hierher, weil wir Nachfahren der Wolkenmenschen sind und meine Mutter möchte, dass wir so viel wie möglich über diese uralte Kultur lernen, damit sie nicht in Vergessenheit gerät.« Sie presste die Lippen zusammen und legte verteidigend eine Hand an ihre Brust. »Das klingt gemein. Ich liebe den Regenwald, und die Reisen mit meiner Mutter machen mir großen Spaß. Ich wurde sogar im Nebelwald geboren, und deshalb glaube ich, dass meine Mom es für eine schöne Tradition hält, alle paar Jahre wieder herzukommen.« Sie warf einen Blick zu dem Führer und senkte die Stimme. »Da wir uns jedoch nicht sicher waren, dass diese Männer den Weg tatsächlich kennen, hielten wir es für sicherer, uns mit euch anderen zusammenzutun.«
    »Ich bin hier noch nie gewesen«, gab Ben zu. »Zwar war ich schon in vielen Regenwäldern, aber noch nie in der Nähe dieses Berges. Ich weiß nicht, warum Don sagte, wir wären alle schon mal hier gewesen. Er bildet sich gern ein, über alles genau Bescheid zu wissen. Ist der Dschungel so gefährlich, wie die Leute behaupten?«
    Riley nickte. »Sehr wenige Menschen haben diesen Gipfel je bestiegen. Es ist ein Vulkan, und obwohl er seit über
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