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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen
Autoren: Christine Feehan
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fünfhundert Jahren nicht mehr ausgebrochen ist, habe ich manchmal den Verdacht, dass er drauf und dran ist zu erwachen, wenn auch hauptsächlich wegen des Geredes der Einheimischen darüber. Es gibt eine Geschichte über diesen Berg, die von verschiedenen einheimischen Stämmen weitergegeben wurde, und darum meiden ihn die meisten. Es ist schwer, einen Führer zu finden, der bereit ist, einen dorthinauf zu bringen.« Sie runzelte die Stirn. »Und der Berg hat auch wirklich etwas Abschreckendes. Je höher man steigt, desto stärker wird das Unwohlsein, das einen beschleicht.«
    Ben fuhr sich in einer nervösen Geste mit den Händen durch das Haar. »Diese ganze Seite des Regenwaldes scheint von Legenden und Mythen heimgesucht zu sein. Niemand will mit Außenseitern darüber reden, und all diese Geschichten scheinen mit irgendeiner Kreatur zusammenzuhängen, die sich vom Fleisch und Blut der Lebenden ernährt.«
    Riley zuckte mit den Schultern. »Das ist verständlich. Praktisch alles hier im Regenwald ist auf dein Blut aus. Ich habe die Gerüchte natürlich auch gehört, und unser Führer sagte uns, es wären weder die Inkas noch die Spanier gewesen, die das Volk der Wolkenmenschen vernichteten. Die Einheimischen und ihre Nachkommen munkeln über etwas von Grund auf Böses, das nachts Menschen mordete, ihnen das Blut aussaugte und Familien entzweite. Die Wolkenmenschen waren gnadenlos im Kampf und friedfertig in ihrem Privatleben, doch angeblich unterlagen sie einer nach dem anderen oder flohen vor den Inkas aus dem Dorf. Als die Inkas kamen, um die Waldbewohner zu unterwerfen, waren die meisten der Krieger offenbar schon tot. Gerüchten zufolge erlitten die Inkas, die hier lebten, übrigens das gleiche Schicksal. Ihre tapfersten Krieger starben als Erste.«
    »Das steht so aber nicht in den Geschichtsbüchern«, meinte Ben.
    Trotzdem hatte Riley das Gefühl, dass er nicht überrascht war und auch diese Version, die man sich hinter vorgehaltener Hand erzählte, schon kannte. Natürlich gab es viele solcher Erzählungen, und eine war beängstigender als die andere. Geschichten von blutleeren Körpern und den Foltern und Qualen, die die Opfer vor ihrer Ermordung ausgestanden hatten.
    »Sprichst du von Vampiren?«
    Riley blinzelte, erstaunt darüber, wie beiläufig er diese Frage eingeworfen hatte. Zu beiläufig. Ben Charger war mit gewichtigeren Zielen als der Suche nach Bodenschätzen in diese bisher noch kaum erforschte Region gekommen. Alte Legenden? Wollte er vielleicht darüber schreiben? Was auch immer seine Gründe waren, Riley war sicher, dass sie mit Bergbau nichts zu tun hatten. Unwillkürlich runzelte sie die Stirn, als sie darüber nachdachte. Könnte das viel besprochene Böse ein Vampir sein? Der Mythos des Vampirs schien in allen alten Kulturen existiert zu haben.
    »Ich habe wirklich keine Ahnung. Ich habe nie gehört, dass das Wesen als Vampir bezeichnet wurde, doch die Sprache hat sich über die Jahre so verändert, dass in der Übersetzung einiges verloren gegangen ist. Möglich wäre es, denke ich. Vampirfledermäuse spielen eine wichtige Rolle in der Kultur der Inkas und auch für die Chachapoyas. Zumindest aufgrund dessen, was meine Mutter mir erzählt hat und was ich selbst darüber erfahren konnte. Es gibt nicht viele Anhaltspunkte.«
    »Faszinierend«, sagte Ben. »Bei Gelegenheit würde ich gern mehr darüber hören. Alte Kulturen interessieren mich, und hier, in diesem Teil des Regenwaldes, scheinen die Stämme und Geschichten sehr geheimnisumwoben zu sein, was mich noch viel neugieriger macht. Ich bin so etwas wie ein Amateurschriftsteller und nehme jede Gelegenheit wahr, wenn ich eine neue Region erforsche, so viel wie möglich über alte Mythen herauszufinden. Und wohin ich auch gehe, mir fällt immer wieder auf, dass bestimmte legendäre Kreaturen sich überall auf der Welt in die Kulturen eingeschlichen haben. Erstaunlich, nicht?«
    Als Riley hinter sich ein Geräusch vernahm, drehte sie sich um und sah, dass ihre Mutter in der Nähe stand, das Gesicht geschwollen von Insektenstichen. Da sie sich unbeobachtet wähnte, ruhten Annabels Augen wachsam und sehr argwöhnisch auf Ben. Riley starrte sie verwundert an. Ihre Mutter war die offenherzigste und liebenswürdigste Frau, die Riley kannte. An ihr war kein Arg, kein Misstrauen. In der Regel teilte sie gern ihre Informationen und war so ungezwungen im Umgang mit anderen, dass die meisten Menschen sich zu ihr hingezogen fühlten. Riley
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