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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen
Autoren: Christine Feehan
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durch dich bewegt, und …«
    »Dir wird schon nichts passieren, Mom«, widersprach Riley, deren Furcht nun blanker Panik wich. Die Augen ihrer Mutter spiegelten einen inneren Aufruhr wider, irgendein instinktives Wissen um eine Gefahr, das Riley fehlte – und zudem noch eine furchtbare Verletzlichkeit, die Riley bei Annabel noch nie gesehen hatte. Die Eheleute in ihrer Familie überlebten nie sehr lange den Verlust ihres Partners, doch Riley war fest entschlossen, dass ihre Mutter die Ausnahme sein würde. Sie hatte Annabel mit Argusaugen beobachtet, seit ihr Vater, Daniel Parker, nach einem Herzanfall im Krankenhaus verstorben war. Annabel hatte um ihn getrauert, doch bis jetzt hatte sie weder mutlos noch schicksalsergeben gewirkt. »Hör auf, so zu reden, du machst mir Angst, Mom!«
    Annabel setzte sich mühsam auf. »Ich werde dir die nötigen Informationen geben, Riley, wie meine Mutter sie einst mir gab und ihre Mutter ihr. Falls ich nicht zu dem Berg gelange, fällt dir die Bürde zu. Du bist Teil eines uralten Geschlechts, und uns wurde eine Verpflichtung auferlegt, die seit Jahrhunderten von der Mutter an die Tochter weitergegeben wurde. Meine Mom brachte mich zu diesem Berg, genau wie ihre eigene Mutter sie hinbrachte. Und ich habe dich dorthin geführt. Du bist ein Kind des Nebelwaldes, Riley, und geboren, wo auch ich das Licht der Welt erblickte. Du hast deinen ersten Atemzug auf diesem Berg getan, ihn in deine Lunge eingesogen und mit ihm den Wald und alles, was mit lebendigen, wachsenden Dingen zusammenhängt.«
    Wieder erschauerte Annabel und griff nach dem Fläschchen, das Riley in der Hand hielt. Mit zitternden Händen zog sie ihren Rock hoch. Noch viele der winzigen Stechmücken hingen an ihrem Bauch, und Annabel versuchte, sie mit zitternden Fingern abzustreifen. Riley öffnete das Fläschchen und begann, die lindernde Tinktur auf die Stiche aufzutragen.
    »Als meine Mutter mir all diese Dinge sagte, dachte ich, sie übertriebe, und machte mich über sie lustig«, fuhr Annabel fort. »Nicht in ihrer Gegenwart natürlich, aber ich hielt meine Mom für sehr alt und abergläubisch. Natürlich hatte ich die Geschichten von den Bergen schon gehört. Wir lebten in Peru, und einige der älteren Leute in unserem Dorf sprachen noch immer von dem großen Unheil, das vor den Inkas kam und nicht vertrieben werden konnte, nicht einmal von ihren besten Kriegern. Es waren schreckliche, beängstigende Geschichten, die über Generationen weitergegeben worden waren. Ich dachte, sie seien vor allem deshalb weitererzählt worden, um den Kindern Angst einzujagen und sie davon abzuhalten, sich zu weit von der Sicherheit des Dorfes zu entfernen. Doch nach dem Tod meiner Mutter wurde ich eines Besseren belehrt. Irgendetwas ist dort oben in dem Berg, Riley – etwas durch und durch Böses. Und es ist unsere Aufgabe, es darin festzuhalten.«
    Riley hätte gern geglaubt, dass es die Schmerzen waren, die ihre Mutter fantasieren ließen, aber ihre Augen waren klar – und das Schlimmste war die Furcht darin. Annabel meinte selbst jedes ihrer Worte ernst, und sie war nie der Typ gewesen, der zu Hirngespinsten neigte. Um ihre Mutter zu beruhigen, nickte Riley, auch wenn sie nicht wirklich diesen Unsinn über etwas Böses innerhalb eines Berges glaubte.
    »Dir wird es bald besser gehen«, versprach sie. »Wir sind schon auf früheren Reisen von der Manta Blanca gestochen worden. Sie ist nicht giftig. Dir wird nichts geschehen, Mom.« Riley wollte einfach, dass es so war. »Es war nur ein seltsamer Zwischenfall. Wir wissen, dass alles Mögliche im Regenwald passieren kann …«
    »Nein, Riley.« Annabel ergriff wieder die Hand ihrer Tochter und hielt sie fest. »All die Verzögerungen … all die Probleme seit unserer Ankunft … Irgendetwas ist im Gange. Das Böse in dem Berg versucht mit voller Absicht, mich aufzuhalten. Es ist schon dicht unter der Oberfläche und verursacht Unfälle und Krankheit. Wir müssen realistisch sein, Riley.« Wieder erschauderte sie heftig.
    Riley durchwühlte ihren Rucksack und förderte ein Päckchen Tabletten zutage. »Das ist ein Antihistaminikum, Mom. Nimm zwei davon. Wahrscheinlich schläfst du davon ein, aber zumindest wird das Jucken für eine Weile aufhören.«
    Annabel nickte und schluckte die Tabletten mit etwas Wasser. »Vertrau niemandem, Riley! Jeder dieser Männer könnte unser Feind sein. Wir müssen so bald wie möglich unserer eigenen Wege gehen.«
    Riley biss sich auf die Lippe
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