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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen
Autoren: Christine Feehan
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aufzuheitern, legte Riley die Hände um den Mund und ahmte den Ruf nach. Aber es brachte ihr nicht das entzückte Lachen ein, das sie sich erhofft hatte. Annabel lächelte nur ein wenig und tätschelte ihr die Hand.
    »Es ist richtig unheimlich, wie du das machst.« Don Weston hatte aufgehört, sich mit den Insekten herumzuschlagen, und starrte Riley jetzt an wie eine Zirkusattraktion. »Kannst du alle Geräusche nachahmen?«
    Trotz ihrer Abneigung gegen den Mann zuckte sie mit den Schultern. »Die meisten. Einige Menschen haben ein fotografisches Gedächtnis für alles, was sie sehen oder lesen, während ich eins habe, das ich ›phonographisches‹ Gedächtnis nenne. Ich kann mich an praktisch jedes Geräusch erinnern, das ich höre, und es nachahmen. Das ist einer der Gründe, warum ich Sprachwissenschaften studiert habe.«
    »Eine bemerkenswerte Fähigkeit!«, warf Gary Jansen ein.
    »Ja, nicht?« Annabel schlang einen Arm um Rileys Taille. »Als sie noch klein war, pflegte sie das Zirpen von Grillen zu imitieren, nur um mich wie verrückt im Haus herumlaufen zu sehen, um sie zu suchen. Und gnade Gott ihrem Vater, wenn ihm in ihrer Gegenwart ein Ausdruck entschlüpfte, der nicht für ihre Ohren bestimmt war! Sie konnte ihn perfekt nachahmen, mit der richtigen Stimmlage und allem Drum und Dran.«
    Riley, der ganz schwer ums Herz wurde angesichts des Kummers und der Liebe in der Stimme ihrer Mutter, zwang sich zu einem leisen Lachen. »Ich konnte auch sehr gut meine Lehrer nachahmen, vor allem die, die ich nicht besonders mochte«, sagte sie mit einem mutwilligen kleinen Lächeln. »Ich konnte aus der Schule anrufen und Mom vorschwärmen, was für eine großartige Schülerin ich war.« Nun lachte ihre Mutter doch, und es zu hören erfüllte Riley mit Erleichterung.
    Für Riley war Annabel eine schöne Frau. Sie war mittelgroß und schlank, hatte welliges, dunkles Haar und noch dunklere Augen, eine makellose Haut und ein Lächeln, das auf alle in ihrer Umgebung eine ansteckende Wirkung hatte. Riley war viel größer und hatte glattes, blauschwarzes Haar, das fast über Nacht nachwuchs, egal, wie oft sie es auch schnitt. Dazu hatte sie eine kurvenreiche Figur, ein Gesicht mit hohen Wangenknochen und heller, nahezu durchsichtiger Haut und große Augen, deren Farbe fast unmöglich zu bestimmen war – grün, braun, Florentiner Gold. Ihre Mutter pflegte zu sagen, bei ihr schlüge das Blut einer seit Langem verstorbenen Vorfahrin durch.
    Soviel sie wusste, war ihre Mutter noch nie im Leben krank gewesen. Sie hatte keine Falten, und Riley hatte auch noch niemals ein graues Haar auf ihrem Kopf gesehen. Doch nun entdeckte sie zum ersten Mal Schwäche in den Augen ihrer Mutter, was fast so beunruhigend war wie die elektrisch aufgeladene Luft, die einen herannahenden Sturm ankündigte. Rileys Vater war erst zwei Wochen zuvor verstorben, und in ihrer Familie überlebten Mann und Frau ihren Partner nie sehr lange. Deswegen war Riley fest entschlossen, ihrer Mutter nicht mehr von der Seite zu weichen. Sie konnte bereits spüren, dass Annabel sich innerlich immer mehr zurückzog und von Tag zu Tag bedrückter wurde. Doch das bestärkte Riley nur noch in ihrer Entschlossenheit, sie nicht zu verlieren. Nicht an Kummer und auch an nichts anderes, was auch immer sie auf diesem Trip verfolgen mochte.
    Am frühen Morgen waren sie auf einen Nebenfluss des Amazonas abgebogen, den sie nun zu ihrem Zielort hinauffuhren, und zwischen den von Schilf überwucherten Ufern wurden die allgegenwärtigen Insekten von Minute zu Minute mehr. Ganze Wolken von Moskitos griffen sie schier unablässig an. Immer mehr flogen auf das Boot zu, als röchen sie frisches Blut. Weston und Shelton drehten fast durch, schlugen auf jedes Fleckchen unbedeckter Haut ein und fluchten wie die Berserker. Erst nach einer Weile, nachdem sie wieder mal Insekten geschluckt hatten, erinnerten sie sich daran, den Mund zu halten. Ben Charger und die beiden Botaniker dagegen folgten dem Beispiel ihres Führers und der Träger und ertrugen den Ansturm der Insekten stoisch.
    Die Einheimischen in ihrer Gruppe machten sich nicht einmal die Mühe, nach dem Getier zu schlagen, als die perlmuttartige Wolke auf sie herunterkam. Riley konnte das Boot vor ihnen sehen, das dem Ufer sogar noch näher war, doch soweit sie erkennen konnte, hatte die Insektenplage dieses Boot bisher verschont. Hinter ihr stieß Annabel einen erschrockenen kleinen Schrei aus, und als Riley herumfuhr, sah sie,
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