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Gefangene der Flammen

Gefangene der Flammen

Titel: Gefangene der Flammen
Autoren: Christine Feehan
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eigenen Führer.
    Annabel zuckte mit den Schultern. »Es ist ein bisschen zu spät für Bedenken. Wir haben den Entschluss gefasst, zusammen zu reisen, und jetzt haben wir sie eben am Hals. Machen wir das Beste daraus!«
    Das war ihre Mutter, ruhig wie stets angesichts eines sich zusammenbrauenden Gewitters. Riley war keine Hellseherin, aber das brauchte sie auch nicht zu sein, um vorauszusehen, dass es Ärger geben würde. Das Gefühl wurde von Stunde zu Stunde stärker. Sie warf einen Blick auf ihre Mutter, die wie immer gelassen wirkte. Riley käme sich ein bisschen dumm vor, wenn sie ihre Besorgnis in Worte fassen würde, obwohl Annabel doch schon so viele andere Dinge im Kopf hatte.
    Weston, der noch immer wegen des weggeworfenen Insektensprays herummeckerte, zeigte Shelton den Mittelfinger. »Die Dose war leer. Es müssen noch mehr da sein.«
    »Sie war nicht leer«, stellte Mack Shelton angewidert fest. »Du wolltest bloß diesem Kaiman was an den Kopf werfen.«
    »Und deine Zielgenauigkeit war nicht besser als dein dämliches Geplapper«, warf Ben Charger, der dritte Ingenieur, ein.
    Ben war der stillste von allen. Er hörte nie auf, sich mit ruhelosen Augen umzublicken. Riley war sich noch nicht schlüssig über ihn. Rein äußerlich war er der Unauffälligste der drei Ingenieure, von durchschnittlicher Größe, durchschnittlichem Gewicht und mit einem ebenso durchschnittlichen, unscheinbaren Gesicht. Nichts an ihm fiel auf. Er bewegte sich auf leisen Sohlen, schien immer irgendwie aus dem Nichts heraus aufzutauchen und beobachtete wie Mack Shelton alles und jeden, als erwartete er Schwierigkeiten. Riley glaubte nicht, dass er ein Partner von Weston und Shelton war. Die anderen beiden hockten stets zusammen und kannten sich anscheinend schon länger, während Charger mehr ein Einzelgänger zu sein schien. Riley war sich nicht einmal sicher, dass er die beiden Männer mochte.
    Am linken Ufer bemerkte sie eine sich schnell dahinbewegende Wolke, die manchmal in allen Regenbogenfarben schillerte und dann wieder nur perlmuttfarben war, während sie sich immer mehr zusammenballte und eine Decke aus lebenden Insekten bildete.
    »Verpiss dich, Charger!«, fauchte Weston.
    »Und du pass auf, was du sagst!«, riet Ben Charger mit so leiser Stimme, dass Don Weston zurücktrat und sogar ein bisschen blass wurde.
    Sein Blick glitt über das Boot und fiel auf Riley, die er dabei ertappte, dass sie ihn beobachtete. »Warum kommst du nicht herüber – oder besser noch deine Mommy –, um mir den Schweiß abzulecken? Vielleicht hilft das ja.« Er streckte ihr die Zunge heraus, wahrscheinlich in der Hoffnung, sexy zu erscheinen, aber es brachte ihm nur einen Mundvoll Insekten ein und endete damit, dass er hustete und fluchend Ungeziefer ausspuckte.
    Für einen schrecklichen Moment, als er ihre Mutter »Mommy« nannte und seinen ekelhaften Vorschlag machte, war Riley drauf und dran gewesen, sich auf ihn zu stürzen und ihn tatsächlich über Bord zu stoßen. Doch dann hörte sie das leise Kichern ihrer Mutter, und ihre Wut verflog, weil nun auch ihr Humor die Oberhand gewann. »Im Ernst?«, fragte sie und brach in schallendes Gelächter aus. »Bist du wirklich so eingebildet, dass du nicht weißt, dass ich eher einem Affen den Schweiß ablecken würde? Du bist einfach nur eklig, Weston.«
    Aus dem Augenwinkel sah sie, dass die perlmuttfarbene Wolke von Insekten näher kam und sich verbreiterte, als die Tiere wie in geschlossener Formation über das Wasser flogen. Rileys Magen krampfte sich vor Furcht zusammen, und sie zwang sich, ganz tief durchzuatmen. Sie war nicht der Typ, der leicht erschrak, nicht einmal früher, als sie noch ein Kind gewesen war. Aber das hier …
    Weston grinste lüstern. »Ha! Ich merk’s, wenn eine Frau mich will, und du, Süße, kannst nicht aufhören, mich anzusehen. Und wie du angezogen bist! Das tust du doch auch nur, um mich anzumachen.« Dann ließ er wie eine Schlange seine Zunge hin- und herschnellen und sah in dem Moment auch tatsächlich wie eine aus.
    »Lass sie verdammt noch mal in Ruhe, Weston!«, blaffte Jubal Sanders ihn verärgert an. »Wirst du es denn niemals leid, dich selbst zu hören?«
    Jubal, einer der beiden Pflanzenforscher, sah nicht aus wie jemand, der viel Zeit in einem Labor verbrachte. Er wirkte sogar ausgesprochen fit und war eindeutig ein Mann, der das Leben in der freien Natur gewöhnt war. Außerdem strahlte er großes Selbstvertrauen aus und bewegte sich wie ein
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