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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis
Autoren: Lucy Blue
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gekleideter Junge stand und das Podium beobachtete. »Du musst, Roxanna.« Ein weiterer Wächter, der hinter dem Jungen stand, legte bei diesen Worten eine Hand schwer auf dessen Schulter.
    »Roxanna«, wiederholte der Herzog in übertrieben herzlichem Tonfall, ohne das Kind zu beachten. Er sah das Mädchen auf die gleiche Art an, wie er die Edelsteine angesehen hatte, als könnte er sein großes Glück kaum fassen. »Was für ein wunderschöner Name.« Er streckte eine Hand aus, und sie nahm sie mit einem einzigen Blick zu Kivar, und ihre Wächter ließen sie los. »Ihr braucht keine Angst zu haben«, sagte der Herzog freundlich. »Was auch immer Ihr über Christen oder Engländer denkt, ich verspreche Euch, dass Ihr niemals misshandelt werdet.«
    »Ihr seid zu gut, Christ«, sagte sie und schaute zu ihrem Vater, der noch immer sein schmales, kleines Lächeln zeigte. »Ich habe keine Angst.«
    Aber ich, dachte Simon mit bitterem Humor, und sein Herz schlug schneller. Das Mädchen fürchtete ihren Vater, nicht den Herzog. Und der kleine Junge war eine Geisel. Aber warum bedrohte Kivar seine eigene Tochter? Er trat näher ans Podium heran, drängte sich an seinen Gefährten vorbei und versuchte, seinen Herrn zu erreichen.
    »Euer Brief war ein vollständiges Kapitulationsangebot«, sagte Francis, der Herzog von Lyan, gerade.
    »Und so soll es auch sein«, bestätigte der Kalif. »Wie Ihr seht, sind meine Wächter unbewaffnet.« Er schaute zu Simon hinab, während er näher kam, und lächelte. »Anders als die Euren.«
    Eine weitere Gestalt trat hinter den Vorhängen hervor – ein weiteres Kind, wie Simon zunächst dachte. Aber obwohl die Gestalt nicht größer war als der Junge in der Nische, war es dennoch ein Mann, mit einem bärtigen Gesicht und sehr muskulösen Armen. Er wirkte älter als Simon, viel älter. Er blieb im Schatten, so als wollte er nicht gesehen werden, aber als Simon seinen Blick auffing, blinzelte er, als teilten sie ein Geheimnis.
    »Habt Ihr Euren christlichen Priester mitgebracht, wie ich es gefordert habe?«, fragte Kivar den Herzog.
    »Ja, natürlich«, antwortete Francis, der noch immer Roxanna betrachtete. Der runzelige Mönch, den sie in Damaskus gefunden hatten, eilte vorwärts, und seine schwarze Robe flatterte um seine spindeldürren Knöchel. Die Braut wirkte entsetzt. Ihre dunklen Augen wurden noch dunkler und nahmen dann einen rötlichen Ton an, so dass Simon vor elendiger Angst eine Gänsehaut bekam. Sie weinte, wie er sah, aber die Tränen, die ihre Wangen hinabliefen, waren nicht klar, sie waren rot. Ihre Tränen waren aus Blut.
    »Sollen wir beginnen?«, fragte der Priester und öffnete sein Gebetbuch.
    »Nein!« Simon trat den letzten Schritt vor und packte den Herzog am Arm. »Euer Gnaden, seht sie Euch an – seht Euch ihr Gesicht an!«
    Der Herzog wandte sich, offensichtlich verärgert, zu ihm um, aber bevor er sprechen konnte, wurde seine Miene ausdruckslos, seine Augen waren geweitet, aber leer. Blut rann aus seinem Mundwinkel, als er vornüber in Simons Arme stürzte. »Vergebt mir«, sagte Roxanna leise, die den blutigen Dolch noch mit der Faust umklammerte.
    »Euer Gnaden!«, rief Simon und sank neben dem leblosen Körper des Herzogs auf die Knie, während in der Halle Chaos ausbrach. »Francis!« Aber der Herzog hörte nichts mehr.
    »Dummes Mädchen«, sagte Kivar und schlug Roxanna, während seine Untergebenen hinter ihnen die englischen Ritter angriffen. Simon ließ den Herzog sinken und sprang wieder auf, gerade als ein heidnischer Wächter auf ihn zustürzte. Der Mann schürzte die Lippen, und Simon sah seine grausigen Zähne, lang und gebogen wie die Reißzähne eines Wolfes. Er streckte sich gierig nach Simons Kehle aus und kam immer näher, obwohl der irische Ritter das Schwert in seiner Seite versenkte.
    »Der Kopf!«, rief Roxanna. »Ihr müsst ihm den Kopf abschlagen!« Das Wesen legte eine Hand unter Simons Kinn, um seinen Kopf nach hinten zu drücken und seine Kehle offenzulegen, während Simon mit dem Schwert auf ihn einhackte, schwerfällig, aber entschlossen. Schließlich traf die Klinge die Kehle des Ungeheuers, gerade als es sich zurücklehnte, um zuzubeißen, und hieb ihm den Kopf von den Schultern.
    »Tötet ihn!«, brüllte der Kalif, während sich Simon wieder aufrichtete, und der Ritter wandte sich rasch um, bereit für einen neuen Angriff. Aber Kivar hatte eine andere Beute im Sinn. Der Wächter, der den kleinen Jungen festhielt, riss das Kind
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