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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis
Autoren: Lucy Blue
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strömten Tränen aus Blut ihre Wangen hinab. »Tötet uns alle – durchbohrt das Herz mit Holz oder schlagt den Kopf ab.« Eine der anderen Frauen stürzte schreiend auf sie los, und die beiden rollten, wie kämpfende Katzen, auf dem Boden umher. Simon löste sich aus seiner Starre, er hob erneut sein Schwert und mähte sich durch die Vampire, wie ein Schnitter durch Weizen, während sein eigenes Blut aus einem halben Dutzend klaffender Wunden in seiner Haut strömte.
    Ihr Anführer lachte nicht mehr. Seine blassblauen Augen glühten zuerst rot, dann grün, während er seine Zähne entblößte. Sie waren länger als die der Übrigen und tödlicher, eher wie die Zähne einer Giftschlange als die eines warmblütigen Wesens. Simon stieg auf das Podium, warf sein Schwert in die Luft und fing es verkehrt herum wieder auf, seine Hände fest um das Heft geschlossen, die Spitze zeigte abwärts. »Ihr wolltet mich«, presste er durch zusammengebissene Zähne hervor und trieb das Schwert mit all seiner Kraft direkt in das Herz des Vampirs. »Hier bin ich.«
    Kivar lächelte, die Zähne elfenbeinweiß schimmernd. »Hier seid Ihr.« Er packte den Ritter bei den Schultern, seine Finger wie Klauen, als sie sich in sein Fleisch bohrten, und als das Schwert tiefer drang, riss er Simon in einer tödlichen Umarmung näher an sich. Simon drehte die Klinge, und Kivar schrie vor Schmerz, aber seine Augen glühten noch immer triumphierend. Als sie gemeinsam stürzten, versenkte er seine Zähne lächelnd tief in Simons Kehle.
    Plötzlicher Donner dröhnte in Simons Ohren, und er konnte sich einen Moment lang nicht vorstellen, was es war. Dann erkannte er, dass er seinen eigenen Herzschlag vernahm. Höllenpein überflutete ihn wie nichts, was er je zuvor empfunden hatte, breitete sich so rasch von seiner Kehle aus, dass er sich bald kaum noch spüren konnte. Sein Körper, die Gestalt seiner Glieder oder sein Bewusstsein – das alles bedeutete nichts mehr. Er empfand nur Schmerz, empfand sowohl Feuer als auch Eis. Er zwang sich, das Schwert fester zu umfassen, aber er konnte das Heft nicht mehr zwischen seinen Händen spüren oder es sehen, als er es aus der Brust des Vampirs zog – die ganze Welt war blendendes, blutrotes Licht und Herzklopfen und Schmerz. Erst als er die Klinge anhob, kehrte sein Bewusstsein zurück. Kivar entließ ihn aus dem Biss und hob den Kopf, Simons Blut tropfte aus seinem Mund. »Nein«, stieß er wütend hervor, das Zischen einer Schlange. »Noch nicht.« Er packte mit seiner klauenähnlichen Faust Simons Waffenrock, zog ihn erneut dicht an sich heran und küsste ihn voll auf den Mund.
    Abscheu traf den Ritter wie eine Woge, aber eine weitere Empfindung folgte unmittelbar, eine freudige Wärme, die seine Adern durchströmte, wirksamer als der stärkste Wein. All seine Traurigkeit, all sein Zorn, all seine Angst schienen augenblicklich zu schwinden. Er hätte den Herzog nicht erkannt, wenn er ihn gesehen hätte, hätte einem Fremden nicht einmal seinen eigenen Namen nennen können. Starke Arme umschlossen ihn, hoben ihn wie ein Kind hoch, und in diesem Moment ließ er es zu, zu schwach, um sich zu widersetzen. Er spürte, wie das Brennen von seinen Lippen wich, und er stöhnte, sprachlos, während sich seine Sicht allmählich wieder klärte. Dann wurde etwas anderes, Reineres gegen seinen Mund gepresst, Verzückung rann seine Kehle hinab, und er nährte sich eifrig, saugte wie ein Säugling an der Brust seiner Mutter. Visionen stiegen vor seinen Augen auf, ein Dorf in Flammen, und plötzlich kehrte sein Zorn zurück. Zorn ohne Ziel durchströmte ihn pochend, ein überwältigendes Verlangen zu verletzen, zu töten, das Leid lebender Seelen zu fühlen, sie zu verzehren, wie er nun dieses Blut verzehrte.
    »Halt, Krieger!« Das Mädchen, Roxanna, umklammerte seine Schultern, zerrte an seinen Kleidern. »Halt! Ihr müsst kämpfen!«
    Simon hob das Gesicht von Kivars Kehle, der Zorn durchströmte ihn noch immer und wurde durch die Scham noch verstärkt. Die Kreatur war eine versehrte Hülle, in seinem Gewand dünn wie ein Skelett, seine Brust und Kehle aufgerissen und blutig, sein Gesicht trocken und runzelig wie etwas im Sand Begrabenes, Totes. Aber seine Augen leuchteten wissend, und seine verwüsteten Lippen waren um die Fangzähne zu einem Lächeln verzogen. »Mir«, flüsterte er, wie das Wispern des Windes in den Bäumen. »Du gehörst mir.«
    Simon hob sein Schwert erneut und schlug zu. Der
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