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Gefährtin Der Finsternis

Titel: Gefährtin Der Finsternis
Autoren: Lucy Blue
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fielen, die Höhlenwand stürzte ein, und das Fenster zum Kelch war verloren.
    »Isabel!« Simon lief zu ihr, zerrte ihre Fesseln fort und riss sie in seine Arme, als sie fiel. Ihr Kopf sank über seinen Arm, der Schnitt, den Kivar an ihrer Kehle hinterlassen hatte, war vor der totenähnlichen Blässe ihrer Haut lebhaft purpurn. Er drückte sie fester an sich, lauschte mit seinen Vampir-Sinnen, verzweifelt vor Angst, und schließlich hörte er es, das zarte Pochen ihres Herzens.
    Isabel spürte die Arme ihres Engels um sich und lächelte. Dieses eine Mal fühlte er sich warm an. Sie wollte mit ihm sprechen, sich an ihm festhalten und ihm sagen, dass alles gut würde, aber sie konnte sich anscheinend überhaupt nicht regen, geschweige denn reden. Schließlich schloss sie die Augen und ergab sich der Dunkelheit.

15
    Der Abgesandte des Königs hatte den größten Teil des langen Spätsommernachmittags im Sonnenraum von Schloss Charmot gewartet, so lange, dass er sich schon zu fragen begonnen hatte, ob der Schlossherr und die Lady überhaupt da seien. Aber gerade als die Sonne allmählich unterging, öffnete sich die Tür, und er konnte sich beruhigen.
    »Guten Abend, Mylord«, sagte die Lady und vollführte einen Hofknicks vor ihm, während er sich von seinem Sitzplatz erhob. »Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich Euch warten ließ. Ich bin Isabel von Charmot.«
    »Mylady«, antwortete er eher benommen, während sie Platz nahm. Die legendäre Schönheit dieses verfluchten Rittergutes war noch erlesener, als ihr Mythos es behauptete – er hatte noch nie eine so modisch blasse Frau gesehen. »Eure Anwesenheit ist höchst … bezaubernd. Aber um ehrlich zu sein, muss ich Euren Ehemann sprechen.«
    »Mein Ehemann ist noch anderweitig beschäftigt.« Sie bedeutete ihm lächelnd, erneut Platz zu nehmen. »Aber er wird sich uns in Kürze anschließen.« Sie nahm eine Näharbeit hoch, das perfekte Abbild häuslicher Beschaulichkeit. »War der König ungehalten über unseren Tribut?«
    »Oh, nein, das Geld war willkommen«, antwortete der Abgesandte. Als früherer Schreiber hatte er seinen Titel nur aufgrund der Vorzüge seines Verstandes errungen. Die Umgangsformen und Nettigkeiten dieser geborenen Adligen machten ihn noch immer eher nervös. »Aber Seine Majestät ist ein wenig um Eure Sicherheit besorgt.«
    »Wie überaus freundlich.« In Wahrheit klang sie nicht beeindruckt. »Ihr dürft ihm versichern, dass ich vollkommen beschützt bin.«
    »Ja, aber … was ist mit dem Schwarzen Ritter?« Er erwartete, dass sie bei der Erwähnung des Dämons, der sie so lange gefangen gehalten hatte, schreien, in Ohnmacht fallen oder zumindest in Tränen ausbrechen würde, aber sie schien keinen Stich in ihrer Näharbeit zu verfehlen.
    »Mein Ehemann hat ihn bezwungen«, antwortete sie mit einem weiteren gelassenen Lächeln. »Offensichtlich.«
    »Ja, natürlich.« Er machte sich an seinen Papieren zu schaffen. »Wunderbar … wir sind alle recht erfreut.« Er zögerte, so einem erfreulichen Wesen gegenüber solch eine unerfreuliche Angelegenheit aufzubringen, aber das war schließlich der Hauptzweck seiner Mission, so dass es vermutlich keinen Ausweg gab. »Aber da ist immer noch die Angelegenheit der Identität Eures Ehemannes, Mylady. Oder sollte ich sagen, Euer Gnaden.«
    »Das solltet Ihr tatsächlich.« Der Mann, der nun im Eingang stand, passte perfekt zu seiner Lady, zumindest was die Schönheit betraf, und der Abgesandte dachte, er könne es sicher mit jedem aus der Hölle befreiten Dämon aufnehmen. »Sie ist die Herzogin von Lyan.«
    »Sei nicht verärgert, Liebling«, schalt seine Lady mit einem weiteren angedeuteten Lächeln sanft. »Du musst zugeben, dass das alles eher verwirrend ist.«
    »Verwirrend, ja«, sagte der Abgesandte des Königs eifrig. Der sogenannte Herzog sah ihn mit einem Blick an, unter dem sich seine Eingeweide ganz plötzlich wie Pudding anfühlten. »Das ist genau das richtige Wort.« Simon setzte sich neben seine Frau. »Seine Majestät erinnert sich aus seiner Jugendzeit mit großer Zuneigung des Herzogs von Lyan.« Er breitete eine Schriftrolle mit der Auflistung der Adligen auf dem Tisch vor ihnen aus und deutete hin, mied dabei den Blick des anderen Mannes. »Aber anscheinend hat er England – oder eher Irland – vor ungefähr fünfzehn Jahren auf einem Kreuzzug verlassen. Es gibt keine Aufzeichnungen darüber, dass es noch Nachkommen von ihm gäbe, oder dass …« Er schaute in die
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