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Gefährliches Spiel

Gefährliches Spiel

Titel: Gefährliches Spiel
Autoren: Lisa Marie Rice
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Aktenkoffer und nahm einen kleinen Geigerzähler heraus. Er schaltete ihn ein, ging zur Ladeluke und bewegte ihn über dem Container hin und her. Sie hörten beide das beruhigende Geräusch eines sanften, leisen Tickens. Der Geigerzähler maß die Umgebungsstrahlung, die hier in der Nähe des Atomkraftwerks zwar leicht erhöht war, aber nicht mehr als das.
    Der Pilot nickte zufrieden und begab sich ohne ein weiteres Wort ins Cockpit. Arkady ging die Stufen zur Startbahn hinunter. Es gab noch eine Sache, um die er sich kümmern musste: Er musste dem Wor Bescheid geben, dass die erste Phase der Operation ohne Probleme verlaufen war.
    Wenn diese Reise insgesamt erfolgreich sein würde, würde es in Zukunft viele weitere geben. Sein Wor, ein schon jetzt wohlhabender und einflussreicher Mann, würde einer der mächtigsten Männer der Weltgeschichte werden.
    Arkady holte das grüne Handy hervor. Er hatte drei, je eins für jede Etappe. Drei brandneue Handys für den einmaligen Gebrauch. Er wählte eine lange Nummer, die ihn mit einem einsam gelegenen Landhaus in Vermont im Norden der USA verband.
    Das Handy benutzte keinerlei Verschlüsselung. Wenn es eine Sache gab, die garantiert die Aufmerksamkeit der NSA auf sich zog, Amerikas erschreckend effektiver Nationalen Sicherheitsbehörde, die für die Überwachung von elektronischer Kommunikation zuständig war, dann waren es verschlüsselte Telefongespräche in die USA. Also gab es keine Verschlüsselung und keinen Unsinn über Pakete, die auf dem Weg waren, oder Liefertermine.
    Die endlose Reihe der NSA-Supercomputer, die sich unermüdlich und täglich weltweit durch Terabytes von Daten wühlte, war auf einige Schlüsselworte programmiert – Paket und Lieferung waren zwei davon – und hätte diese Ausdrücke sofort vermerkt.
    Das Geld des Wors hatte die Dienste eines der unteren NSA-Angestellten erkauft und damit eine Liste der Wörter. Der Wor dachte an alles. Keine Pakete, keine Lieferungen. Ihr Code war das Wetter.
    Das Gespräch wurde am anderen Ende der Leitung sofort angenommen. Auch dort war ein Handy für den einmaligen Gebrauch im Einsatz, das nach dem Telefonat sofort zerstört werden würde. Arkady kannte jede der einmalig zu benutzenden Handynummern des Wors auswendig, auch wenn sie alle zwölf Ziffern lang waren.
    Eine lächerlich einfache Aufgabe. Kinderkram. In Kolyma hatten ihn Zahlen vor dem Wahnsinn gerettet. Er hatte sich Pi bis zur dreißigsten Stelle nach dem Komma und die ersten fünfhundert Primzahlen eingeprägt und im Kopf die Risikokalkulationsmethode perfektioniert, die der Wor bis heute benutzte.
    Der Wor, ein literarisches Genie, hatte jedes Wort von Puschkins Pique Dame auswendig gelernt. Wassily Worontzoff, der mächtigste Mann der Welt. Der Mann, der in Kolyma sein Leben und, vielleicht noch wichtiger, seinen Verstand gerettet hatte. Sein Wor.
    „ Slushayu .“ Ich höre. Die tiefe Stimme des Wors mit seinem kultivierten Moskauer Akzent vermittelte Arkady auf grundlegende Art das Gefühl, dass in seiner Welt alles in Ordnung war.
    „Guten Tag“, antwortete er und sah zu den dunklen Wolken hinauf, die über den Himmel jagten. Ein wilder sibirischer Wind blies sie vor sich her, und die Temperatur war unter dem Gefrierpunkt. Er hüllte sich enger in die Schaffelljacke, die ihm der Wor gekauft hatte. „Ich dachte, Sie würden sicher wissen wollen, dass das Wetter hier einfach wunderbar ist. Sonne. Sehr warm.“
    „Hervorragend“, antwortete der Wor. „Viel Glück, mein Freund.“
    Zufrieden, dass dieses enorm wichtige Projekt einen guten Anfang genommen hatte, entfernte Arkady die SIM-Karte seines Handys, warf sie in den Wald, wo sie mit dem leisen Flüstern raschelnder Blätter im dichten Unterholz verschwand, und zertrat die Plastikhülle des Handys unter seinem schweren Stiefel.
    Arkady ging die Stufen wieder hinauf, setzte sich auf seinen Ledersitz, schnallte sich an und machte es sich auf dem Platz bequem. Dies war der erste Abschnitt einer sehr langen Reise.
    In der Kabine war es ruhig, und sie war sehr komfortabel. Der Pilot hatte gut gewählt. Die Tu-154 würde von der Kiespiste des verlassenen Militärflugfelds abheben und über dem Rest des russischen Flugverkehrs fliegen können.
    Sie befanden sich im südlichen Teil Sibiriens, der größten unbewohnten Landmasse der Erde. Sie würden ihr Ziel – ein abgelegenes Flugfeld nahe Odessa – mit nur einem Tankstopp in etwa zwölf Stunden erreichen. Dann ging es mit dem Bus weiter
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