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Gefährliches Spiel der Versuchung

Gefährliches Spiel der Versuchung

Titel: Gefährliches Spiel der Versuchung
Autoren: Andrea Pickens
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mehrere Minuten, um dem rauchenden Chaos zu entkommen; diese Zeit wollte er nutzen, um dem Feind allein gegenüberzutreten.
    Kein Grund mehr zur Heimlichkeit. Orlov schätzte die Anzahl der Schritte bis zur entfernten Treppe ab, entschied sich dann für eine direkte Herausforderung, um D'Etienne aus der Deckung zu locken.
    »Wie Sie sehen, mon vieux, ist Ihr feiger Mordanschlag misslungen«, rief er. »Wagen Sie es, mir Mann gegen Mann ins Auge zu sehen, oder reicht Ihr Mut gerade aus, um aus der Distanz einen Anschlag auf Frauen und Kinder zu verüben?«
    Dumpf hallten seine Worte von den rußigen Stufen zurück.
    »Ah, nun gut, ich glaube, ich hätte auch Angst, mein Gesicht zu zeigen, wenn ich in einem Zweikampf mit einer Frau unterlegen gewesen wäre.« Er hielt inne. »Vielleicht lässt Ihre Kraft nach.«
    Gelächter drang aus dem verqualmten Turmzimmer zu ihm hinunter. »Ich bin kräftig genug, um Sie zum diable zu schicken, Monsieur, und Ihre Mademoiselle ebenfalls. Ein Jammer, dass ich mich beeilen muss, anstatt Sie für all den Ärger büßen zu lassen, den Sie mir bereitet haben.«
    Orlov strengte sich an, in dem Wirbel aus Nebel und Qualm irgendwelche Bewegungen zu erkennen. Die Nacht brach herein, und das Zwielicht hatte die Heide mit einem violetten Schleier überzogen. Das lodernde Feuer im Turm und die dahinjagenden schwarzen Rußwolken verschluckten alle anderen Geräusche.
    »Umgekehrt! Sie sind es, die uns reichlich Ärger gemacht haben. Sie haben dafür gesorgt, dass ich Sie quer durch Irland und jetzt durch Schottland jagen musste. Langsam bin ich es leid.«
    Über sich vernahm er das Kratzen eines Schuhes, beinahe unhörbar im Knacken des lodernden Feuers. Orlov erlaubte sich ein inneres Lächeln, als er einen Schritt näher an die Hütte kroch. Wenn er dahinter in Deckung ging, konnte er aus einem Winkel ...
    Tapsende Schritte hinter ihm ließen ihn herumwirbeln.
    »Mr. Oliver!« Entsetzt beobachtete er, wie Emma an Shannon vorbeischoss, die kleinen Fäuste ausgestreckt. »Sie haben Ihr Messer vergessen!«
    »Zurück, kleine Elfe!« Aber er stellte fest, dass sein Schrei zu spät kam - Stahl blitzte an dem Geländer des Balkons auf.
    Orlov stürzte sich auf das Kind, das ihm entgegenrannte, fing es mit ausgebreiteten Armen auf und rollte sich zur Seite. Eine Drehung, eine zweite. Die Kugel pfiff an seinem Ohr vorbei, schnitt eine Kerbe in die Schieferschindeln. Gliedmaßen und Röcke wirbelten durcheinander, und irgendwie gelang es ihm, Emma aus der Gefahrenzone zu schubsen, in den Schutz der Mauer des Schuppens.
    Bei seinem verzweifelten Sturz nach vorn hatte er seine Pistole verloren. Sie lag nicht weit entfernt, nur ein paar Zentimeter außerhalb seiner Reichweite. Aber als er danach greifen wollte, wurde ihm schwarz vor Augen.
 
    »Emma!« Weil sie Lady Octavia den Weg hatte leuchten müssen und gleichzeitig den Griff um die Sehne der Armbrust gelockert hatte, war Shannon die Hand des Mädchens entglitten.
    Orlov hatte wie der Blitz reagiert, hatte Emmas kindlich dünnen Körper mit seinem geschützt. In der Sekunde, in der der Schuss knallte, stürzten beide zu Boden. Der Strahl aus der Gewehrmündung erhellte das schmale Gesicht - eine hohe Stirn, die gebogene Nase, die vollen gestrafften Lippen - bevor die Dunkelheit das ungezähmte Lächeln wieder einhüllte.
    »Bleib zurück, Scottie!« Shannon packte den Jungen am Kragen und schob ihn zur Witwe. »Pass auf deine Großmutter auf.«
    Stumm verfluchte sie ihren hinkenden Fuß, als sie die letzte Stufe hinaufeilte. Im rotglühenden Fenster des Turmzimmers erschien D'Etiennes schlanke schwarze Gestalt. Er bewegte sich mit teuflischer Präzision, als er mit einer marmornen Vase direkt auf Orlov zielte.
    Mit ohrenbetäubendem Donner zerschmetterte die Vase nur wenige Zentimeter von seinem Kopf entfernt. Orlov sah die umherfliegenden Scherben, ballte ein letztes Mal die Faust - und sank dann reglos zusammen.
    Emma schrie. Nur das tiefe Gelächter des Franzosen untermalte den gellenden Laut des Mädchens.
    »Sie sind es, der langsam zu kraftlos wird für solche Arbeit, mon ami.« D'Etienne ließ sich Zeit, seine Pistole für den Gnadenschuss zu laden. Den Rücken hatte er Shannon zugewandt. Im Mondlicht und dem dichten Rauch konnte sie nicht viel mehr als den schweren Seesack ausmachen, der ihm über die Schultern hing.
    Verdammt! Shannon stellte die selbst gemachte Harzkerze ab und ließ den Blick am Lauf der alten Armbrust entlangschweifen,
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