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Gefährlicher Verführer

Gefährlicher Verführer

Titel: Gefährlicher Verführer
Autoren: Christine Feehan
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niemals verletzen würdest.«
    Darius betrachtete das
Gesicht seiner Schwester eingehend. »Nein, das weißt du nicht, Desari, und ich
weiß es auch nicht. Ich bin davon überzeugt, dass ich ohne sie Tod und Zerstörung
über viele bringen würde, ehe man mich vernichtet.«
    Er hörte Desaris
erschrockenes Keuchen. »Ist es so schlimm, Darius? Stehst du so dicht vor dem
Abgrund?« Sie vermied es, die Worte Vampir oder untot zu gebrauchen, denn beide wussten genau, worüber sie
sprachen.
    »Nur Tempest bewahrt
Sterbliche und Unsterbliche davor, vernichtet zu werden. Es ist beinahe so
weit. Halte dich zurück, Desari, ich kann dich nur warnen«, forderte Darius
mit gnadenloser, unerschütterlicher Entschlossenheit.
    Darius war schon immer der
anerkannte Anführer ihrer kleinen Familie gewesen, seit er sie vor dem sicheren
Tod gerettet hatte, als sie alle noch Kinder gewesen waren. Selbst als Junge
hatte er sie bereits beschützt und alles für ihr Wohlergehen getan. Er war der
stärkste, klügste und mächtigste Mann in ihrer Familie. Darius verfügte über
die Gabe, alle Wunden zu heilen. Sie verließen sich auf ihn, auf seine Weisheit
und seine Erfahrung. Jahrhundertelang hatte er für ihre Sicherheit gesorgt,
ohne je etwas für sich selbst zu beanspruchen. Nun bat er seine Schwester um
etwas, und Desari konnte nichts anderes tun, als ihn zu unterstützen. Nein, er
hatte sie nicht gebeten. Er hatte es verlangt. Sie wusste, dass Darius weder
übertrieb noch die Unwahrheit sagte. Das war nicht seine Art. Er meinte jedes
Wort bitterernst.
    Langsam und zögernd nickte
Desari. »Du bist mein Bruder, Darius. Ich stehe auf deiner Seite, was auch
immer du zu tun gedenkst.«
    Sie drehte sich um, als
plötzlich ihr Gefährte neben ihr sichtbar wurde. Julian Savage vermochte es
noch immer, ihr den Atem stocken zu lassen. Er war groß, von athletischer
Gestalt, und seine faszinierenden bernsteinbraunen Augen drückten seine
grenzenlose Liebe zu ihr aus. Durch ihre telepathische Verbindung hatte Julian
Desaris Unruhe gespürt und war sofort von der Jagd zurückgekehrt. Als er seinen
Schwager ansah, wirkten seine Augen kalt. Darius begegnete dem Blick in
gleicher Weise.
    Desari seufzte leise, als
die beiden Männer einander musterten. »Ihr habt mir etwas versprochen.«
    Sofort beugte sich Julian
zu ihr hinunter, und seine Stimme klang ausgesprochen zärtlich. »Gibt es ein
Problem?«
    Darius' Knurren klang tief
und bedrohlich. »Desari ist meine Schwester. Ich habe immer für ihr Wohlergehen
gesorgt.«
    Einen Augenblick lang
funkelten Julians goldbraune Augen. Doch dann ließ er seine Zähne in einem
kalten Lächeln aufblitzen. »Das stimmt, und ich bin dir sehr dankbar dafür.«
    Darius schüttelte leicht
den Kopf. Noch immer hatte er sich nicht daran gewöhnt, die Anwesenheit eines
Mannes zu dulden, der nicht zu seiner Familie gehörte. Es war eine Sache, die
Tatsache zu akzeptieren, dass der Gefährte seiner Schwester mit ihnen reiste.
Aber deshalb musste es ihm noch lange nicht gefallen. Julian war in den
Karpaten aufgewachsen, dem Heimatland ihres Volkes, und obwohl er
jahrhundertelang in Einsamkeit gelebt hatte, war ihm doch die Weisheit und Führungsstärke
der erwachsenen Karpatianer in seinen Jugendjahren zuteil geworden. Darius
wusste, dass Julian über viele Fähigkeiten verfügte und einer der mächtigsten
Vampirjäger seines Volkes war. Er wusste auch, dass Desari bei ihm immer in
Sicherheit sein würde, vermochte jedoch nicht, seine Rolle als ihr Beschützer
vollständig aufzugeben. Dazu hatte er die Rolle des Anführers zu lange
eingenommen, hatte durch eigene Erfahrung und Missgeschicke alles gelernt, was
er wusste.
    Vor vielen Jahrhunderten,
in ihrem beinahe vergessenen Heimatland, hatten Darius und fünf andere
kaipatianische Kinder mit ansehen müssen, wie ihre Eltern von Eindringlingen
ermordet wurden, die sie für Vampire hielten. Man hatte ihnen Holzpflöcke ins
Herz gestoßen, sie enthauptet und ihnen Knoblauchknollen in den Mund gestopft.
Die ottomanischen Türken waren ins Dorf eingefallen, während die Sonne am
höchsten stand, gerade als die Eltern der karpatianischen Kinder am
verletzlichsten gewesen waren. Die Karpatianer hatten versucht, die sterblichen
Dorfbewohner zu retten, und hatten mit ihnen tapfer gegen die Invasion
gekämpft, obwohl die Eindringlinge sie überrascht hatten, während sie geschwächt
gewesen waren. Doch die Sonne stand hoch am Himmel, und die Horden der
einfallenden Türken
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