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Gefährlicher Verführer

Gefährlicher Verführer

Titel: Gefährlicher Verführer
Autoren: Christine Feehan
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schienen schier endlos zu sein. Sie ermordeten beinahe alle
Dorfbewohner.
    Die Plünderer der
türkischen Armee trieben die Kinder, sterbliche und unsterbliche, zusammen und sperrten
sie in einen Stall, den sie dann anzündeten, sodass die Kinder bei lebendigem
Leibe verbrannten. Es gelang Darius damals, eine Illusion heraufzubeschwören,
die die Anwesenheit einiger Kinder vor den Soldaten verbarg. Für einen
karpatianischen Jungen in seinem Alter war das eine außerordentliche Leistung.
Dann entdeckte er eine Bauersfrau, die den blutrünstigen Soldaten entkommen
war, und verbarg auch ihre Anwesenheit vor den Türken. Durch einen
telepathischen Befehl pflanzte er der Frau den drängenden Wunsch ein, zu
fliehen und die karpatianischen Kinder mit sich zu nehmen.
    Die Frau führte sie ins
Tal, wo ihr Liebhaber mit einem Boot auf sie wartete. In jener Zeit kam es
nicht oft vor, dass man versuchte, aufs offene Meer hinaus zu segeln, da es viele
Legenden von Seeschlangen gab und man befürchtete, vom Rand der vermeintlich
flachen Erdscheibe zu stürzen. Doch die Grausamkeit der türkischen Armeen wäre
ein viel schlimmeres Schicksal gewesen. Also segelte das Boot mit der kleinen
Besatzung aufs Meer hinaus, um vor den Soldaten zu fliehen.
    Die Kinder kauerten sich
auf dem kleinen, schwankenden Boot zusammen, verängstigt und schockiert vom
schrecklichen Tod ihrer Eltern. Selbst Desari, damals noch ein Kleinkind,
ahnte bereits instinktiv, was geschehen war. Darius sorgte für sie und
wiederholte immer wieder, dass sie es schaffen würden, wenn sie nur
zusammenhielten. Doch dann kam ein schrecklicher Sturm auf, bei dem die meisten
der Matrosen und die Bauersfrau über Bord gingen und ertranken. Aber Darius
weigerte sich, die anderen Kinder einem ähnlichen Schicksal zu überlassen.
Obwohl er noch sehr jung war, verfügte er bereits über einen eisernen Willen.
Er konzentrierte sich auf das Bild eines Vogels und pflanzte den anderen Kindern
auf telepathischem Weg dieselbe Vorstellung ein, sodass sie schließlich ihre
Gestalt wandelten, ehe das Schiff in den Wellen versank. Dann erhob er sich in
die Lüfte, die kleine Desari sicher in den Fängen gepackt, und flog mit den
anderen Kindern bis zur nächsten Küste - Afrika.
    Darius war damals sechs
Jahre alt, seine Schwester gerade sechs Monate. Das andere kleine Mädchen,
Syndil, hatte eben ihr erstes Lebensjahr vollendet. Außerdem gehörten noch drei
andere Jungen zu ihrer kleinen Gruppe. Verglichen mit ihrer Heimat, erschien
ihnen Afrika wild, primitiv und Furcht einflößend. Doch Darius fühlte sich für
die Sicherheit der anderen Kinder verantwortlich. Er lernte zu kämpfen, zu
jagen und zu töten. Er lernte, wie er sich durchsetzen musste und für das
Wohlergehen seiner kleinen Familie zu sorgen. Karpatianische Kinder verfügten
noch nicht über die erstaunlichen Gaben ihrer Eltern, die über alle
Naturgewalten und Tiere herrschten und selbst die schlimmsten Wunden zu heilen
verstanden. Die Kinder waren darauf angewiesen, all diese Fähigkeiten erst
von ihren Eltern oder anderen Erwachsenen zu erlernen. Doch Darius dachte nicht
daran, sich von dem Mangel an Anleitung aufhalten zu lassen. Obwohl er ein
kleiner Junge war, schwor er sich, niemals zuzulassen, dass den anderen
Kindern ein Leid geschah. Für ihn war es eine ganz einfache Sache.
    Allerdings war es nicht
ganz so einfach gewesen, die beiden Mädchen am Leben zu erhalten. Weibliche
karpatianische Kinder überlebten nur selten das erste Lebensjahr. Zuerst hatte
Darius gehofft, dass andere Karpatianer kommen und sie retten würden, doch in
der Zwischenzeit wollte er so gut wie möglich für seine kleine Familie sorgen.
Die Zeit verging, und die Erinnerungen an ihre Heimat und ihr Volk verblassten.
    Einige Gesetze der
Karpatianer fühlte Darius tief in seiner Seele, an andere konnte er sich aus
den Unterhaltungen mit seinen Eltern erinnern. Für alles andere entwickelte er
eine eigene Methode und seinen eigenen Ehrenkodex, nach dem er sich richtete.
    Er suchte nach Kräutern,
jagte wilde Tiere und probierte jede neue Nahrungsquelle zuerst an sich selbst
aus, obwohl es ihm oft nicht gut bekam. Doch allmählich verstand er die Gesetze
der Wildnis und wurde zu einem starken, mächtigen Beschützer. Die kleine,
zusammengewürfelte Gruppe von Kindern wurde zu einer Familie und lebte allein
auf dem wilden Kontinent. Sie trafen nur wenige Angehörige ihres Volkes, und
diese hatten bereits ihre Seelen verloren und waren zu
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