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Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung
Autoren: Eileen Dreyer
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halten.
    Harry spürte, wie Tränen über seine Wangen rannen. Ihre Augen waren offen und der Ausdruck in ihnen wachsam und erstaunt.
    »Ich bin hier, Kate«, sagte er, trat ein und breitete die Arme aus.
    Schließlich sprang sie auf und warf sich ihm in die Arme. »Du bist es wirklich!« Sie weinte und vergrub ihr Gesicht an seiner Halsbeuge. »Oh Harry, du bist da!«
    Harry hatte das überwältigende Gefühl, gerade nach Hause gekommen zu sein.
    »Du riechst so gut«, stieß sie hervor. »Aber ich glaube, alles riecht besser als meine Zelle.« Sie zog sich zurück und warf ihm ein scheues Lächeln zu. »Ich habe versucht, sie sauber zu halten. Du wärst erschüttert, wenn du wüsstest, wie rar in dieser Einrichtung ein anständiges Stück Seife ist. Hallo, Kit. Chuffy. Thrasher, ich glaube, du bist schon wieder aus deiner Uniform herausgewachsen.«
    Sie hatte Gewicht verloren. Wahrscheinlich konnte man ihre Rippen zählen. Ihr Haar war das reinste Vogelnest, und man kam nicht umhin, festzustellen, dass sie seit Längerem nicht gebadet hatte. Für Harry spielte das alles keine Rolle. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er so etwas Kostbares in den Armen gehalten.
    Mit den Händen umschloss er ihr Gesicht. »Sag mir, dass es dir gut geht.«
    Sie lächelte, und Harry glaubte nicht, schon jemals ein so strahlendes Lächeln gesehen zu haben. »Ich habe etwas herausgefunden, Harry. Du hattest recht. Ich schlage mich sehr viel besser, wenn ich wachsam bleibe.« Sie zögerte, und ihre Augen wurden groß. »Harry, du weinst ja.«
    Er zog sie in seine Arme und hätte beinahe die Luft aus ihr herausgepresst. Er musste ihren Herzschlag spüren. Er musste ihre Stimme hören. »Kate. Erinnerst du dich an den Moment, als du mir gesagt hast, du würdest mich lieben?«
    Sie erstarrte. »Ja. Daran kann ich mich erinnern.«
    Hinter sich hörte Harry scharrende Schritte. »Wir werden dann mal … äh … draußen warten«, rief Chuffy.
    Harry beachtete seine Freunde, die sich zurückzogen, nicht weiter. Er war voll und ganz auf das Gefühl konzentriert, Kate in den Armen zu halten. All die Angst, die Unsicherheit, die Unentschlossenheit waren verschwunden. Genau hier sollte sie sein. Egal, wo sie lebten oder was sie taten – es war nur wichtig, dass sie zusammen waren. »Ich war ein Idiot, Kate. Ich hatte Angst. Ich habe so lange mit meinen Albträumen gelebt, dass ich nicht gemerkt habe, dass mir ein Traum geschenkt worden ist. Ich liebe dich. Ich werde dich immer lieben. Ich werde meine Reiseausrüstung verkaufen und von jetzt an Tulpen züchten. Ich werde dir Eastcourt überschreiben und verschwinden. Ich werde tun, was auch immer du möchtest, wenn du meine Liebe erwiderst.«
    Er hörte ein seltsames Schniefen und wusste nicht, ob sie lachte oder weinte.
    Es stellte sich heraus, dass sie beides tat. Sie lächelte ihn an und wischte sich die Tränen ab. »Ich habe kürzlich viel Zeit damit verbracht, über die Vorteile des Reisens nachzudenken. Ich würde gern Indien sehen. Und Venedig und Amerika und Portugal. Ich kann allerdings nicht einfach vor meiner Verantwortung davonlaufen.«
    »Sollen wir uns gemeinsam eine Lösung überlegen?«
    Ein schmerzhafter Stich der Angst durchdrang ihn, als er ihre Antwort abwartete. Er wusste, dass er allem zustimmen würde, was sie wollte. Er musste mit ihr zusammen sein. Er brauchte ihre Stärke, ihren Humor, ihre außerordentliche Empfindsamkeit, mit der sie seine Albträume vertrieb. Doch sie brauchte auch seine Stärke und seine Zuverlässigkeit. Oder nicht?
    Schließlich konnte er ihr Zögern nicht länger ertragen. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich habe so sehr versucht, dich zu finden.«
    »Ich weiß, dass du es versucht hast. Ich hätte nicht gedacht, dass es dir gelingen würde.« Sie klang mit einem Mal unsicher. »Egal, was ich bin – ich weiß, dass du dein Versprechen mir gegenüber niemals brechen würdest.«
    »Was meinst du damit?«, erwiderte er erzürnt. »Du bist meine Frau. Meine Liebe. Meine Heldin.«
    Leise sagte Kate: »Ich bin ein Bastard, Harry.«
    Wieder wollte er um sie weinen. Er wusste jedoch, dass das für sie die schlimmste Reaktion gewesen wäre. Also hauchte er Küsse auf ihre Stirn, ihre Augen, ihre Nase. »Du bist die Frau, die Eastcourt wiederaufgebaut, ein Waisenhaus gegründet und dem verrufensten Gesindel, das ich je gesehen habe, ein Zuhause gegeben hat. Hat sich daran irgendetwas geändert?«
    Ohne den Blick von ihm abzuwenden, schüttelte sie den
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