Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Versuchung

Gefaehrliche Versuchung

Titel: Gefaehrliche Versuchung
Autoren: Eileen Dreyer
Vom Netzwerk:
glaubte, an der Angst ersticken zu müssen. »Wo hat man sie hingebracht?«
    »Ich weiß es nicht, und das ist die Wahrheit! Niemand weiß es!«
    Nein. Bitte, nein. Er durfte nicht scheitern. Nicht schon wieder. Er hatte das Gebäude wie die Stellung des Feindes durchsucht. Er hatte die Angestellten und Insassen zu Tode geängstigt. Wenn Chuffy ihn nicht zurückgehalten hätte, dann hätte er vermutlich auch Informationen aus den Kindern herausgeschüttelt. Er konnte es nicht ertragen.
    »Wo ist sie?«
    Sie standen auf dem mit Kies ausgelegten Hof. Bis hinunter zum Fluss war nichts zu sehen außer Unkraut. Sie hatten alles durchsucht – sie konnten nirgends mehr nachsehen.
    »Vielleicht sollten wir zurückfahren«, schlug Kit vor. »Und Hilfe holen.«
    »Nein. Sie ist hier. Sie muss hier sein.«
    »Sie ist tatsächlich hier«, erklang hinter ihm eine schroffe, raue Stimme.
    Harry drehte sich um und erblickte keine drei Meter entfernt einen dünnen ungepflegten Mann.
    »Wo? Wo ist sie?«, wollte Harry wissen und ging auf ihn zu.
    Der Mann machte einen Satz zurück und hob abwehrend die Hände. »Sie sagte, Sie würden mich dafür bezahlen. Ich will mein Geld.«
    Harry packte ihn an der Gurgel. »Du wirst mit dem Galgenstrick des Henkers bezahlt, wenn du uns nicht augenblicklich zu ihr bringst.«
    Der kleine Mann stieß Harry von sich. »Sie wollen sie? Dann kriegen Sie sie. Ich habe genug von ihr. Die Frau hält niemals den Mund. ›Holen Sie Harry, holen Sie Harry. Sagen Sie ihm, dass ich hier bin!‹«, ahmte er sie mit schriller Stimme nach. »Sie treibt einen Mann in die Trunksucht.«
    Harry stieß ihn zu Boden. »Beweg dich.«
    Sie hätten sie niemals gefunden. Die Tür war in der Speisekammer versteckt, hinter einer verschiebbaren Regalwand. Harry machte die Tür auf und konnte eine ganze Weile nur in die Dunkelheit starren.
    Er musste hineingehen. Er räusperte sich und wischte sich die schweißnassen Handflächen an der Hose trocken. Dann holte er geräuschvoll Luft. Bitte, Gott. Bitte. Lass noch immer Licht in diesen wundervollen Augen sein. Mach, dass sie dort ist.
    Hinter ihm legte Kit ihm eine Hand auf die Schulter. »Harry?«
    Es war das Schwierigste, was er jemals hatte tun müssen, doch er ging in die Dunkelheit hinein.
    Stufen führten nach unten. Nachdem Laternen herumgereicht worden waren, ging Harry den anderen voran die Treppe hinunter. Einen Treppenlauf und noch einen halben, während die Luft immer kälter und feuchter wurde und es nach Schimmel und Unrat stank. Harry wünschte sich, seine Hände um die Kehle der Duchess of Livingston legen zu können. Gott, wie sollte Kate das alles überstehen?
    Er hatte gerade den Mund aufgemacht, um nach ihr zu rufen, als er etwas hörte. Eine Frauenstimme, die sich hob, senkte, von den feuchten Wänden widerhallte.
    »Ich habe Ihnen schon gesagt, Bert: Wenn Sie Hilfe holen, werde ich Ihnen genug bezahlen, damit Sie nie wieder für diese niederträchtigen Menschen arbeiten müssen. Ich bin mir sicher, dass Harry Ihnen ein Regierungsgehalt geben wird. Sie haben schließlich wichtige Informationen über die Löwen, die die Regierung nur zu gern auch hätte. Bert? … Bert? Gut. Wieder von einem Mann verlassen. Ich hätte es wissen müssen. Sie sind alle gleich. Sie bleiben nur so lange, wie es tief dekolletierte Kleider und Champagner gibt. Gebt ihnen eine Aufgabe, und weg sind sie …«
    Noch bevor Harry den Schlüssel zu der Tür, hinter der sie eingesperrt war, umgedreht hatte, grinsten alle. Er wollte lachen, schreien. »Kate?«, rief er und nahm die Anspannung in seiner eigenen Stimme wahr.
    Der Schlüssel kratzte, das Schloss knirschte. Einen Moment lang herrschte hinter der Tür Stille. »Harry?« Ihre Stimme war unverzeihlich schwach. Oh, er würde diejenigen, die dafür verantwortlich waren, zur Rechenschaft ziehen. »Harry, wenn du nur in meinem Kopf existierst, möchte ich, dass du verschwindest. Oder noch besser: Geh los und hole den echten Harry. Allmählich verliere ich hier drin die Geduld.«
    Seine Hände zitterten. Er machte den Mund auf, aber mit einem Mal bekam er kein Wort über die Lippen. Er zog an der Tür.
    Sie saß auf einem Stuhl, sah jedoch nicht mehr wie eine richtige Lady aus. Sie hatte sich vorgebeugt, die Hände auf die Knie gestützt und die Füße hüftbreit auf den Boden gestellt, als wollte sie jeden Moment aufspringen. Ihr Haar war zerzaust und glanzlos, doch sie hatte ihr Bestes getan, um die Frisur in Ordnung zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher