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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen
Autoren: Pamela S. Beason
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fünfzehn Meter unter der Wasseroberfläche befand. So weit, so gut. Bei ihren Ausbildungstauchgängen war sie bis zu einundzwanzig Meter tief gewesen. Sam drehte sich in die Waagerechte. Sechs Meter unter ihr glitt Dan über den mit Korallen übersäten Meeresboden. Sie sank zu ihm hinab und dachte im letzten Moment gerade noch daran, Luft in ihre Tarierweste zu pumpen, damit sie nicht auf dem Boden aufschlug.
    Dan pflückte ein röhrenförmiges Wesen von einem Fels und hielt es hoch. Sam nickte, um zu zeigen, dass sie die Seegurke erkannt hatte, einen der überfischten Organismen, deren Zählung das besondere Interesse der NPF galt.
    Dan setzte das Tier behutsam wieder auf dem Felsen ab. Nicht weit davon entfernt kroch ein orange-weißes Exemplar neben einem gelben dahin. Sam sah, wie Dan die Zahl in seinen Computer eingab.
    Ein Schwarm kugelförmiger Silberfische, jeder mindestens zwanzig Zentimeter lang, schwamm direkt vor ihnen her. Großaugenmakrelen? Das musste sie später mithilfe ihrer Enzyklopädie- CD über die Artenvielfalt der Galapagosinseln überprüfen. Dan hielt dreimal alle Finger hoch, dann zwei der linken Hand.
    Mist.
Sie hatte ganz vergessen, dass sie ihm helfen sollte. Rasch warf sie noch einen letzten Blick auf die grauen Schatten, die im Blau des Ozeans verschwanden, dann nickte sie zustimmend. Dans Augen verrieten, dass er sie durchschaute.
    Er deutete in das undurchsichtige Wasser, aus dem ein dunkler Schatten auf sie zusteuerte.
Nein.
Sie war nicht bereit für einen Hai. Als das Tier näherkam, konzentrierte sie sich darauf, langsam zu atmen.
    Der Schatten verwandelte sich in ein kugelförmiges Wesen mit Flügeln. Eine Schildkröte, die unter Wasser flog.
Wow.
Ein umwerfender Anblick. Dan wandte sich wieder der Untersuchung des Bodens zu – vermutlich hatte er schon Hunderte von Meeresschildkröten gesehen. Sam schwamm näher an das Meeresreptil heran. Seine dunklen Augen waren groß und freundlich, fast wie die eines Spaniels. Schwarze Flecken übersäten die blasse grüne Nase und den Nacken. Die Meeresschildkröte scherte sich nicht um Sam, sondern schwamm mit kräftigen Schlägen ihrer langen Flossen an ihr vorüber. Sam schoss ein Foto von ihr mit Dan, der gerade eine Ansammlung von Seesternen untersuchte, im Hintergrund.
    Eilig kehrte sie zurück zu Dan, der freundlicherweise einen rotbraunen Hummer zwischen den Seesternen herausfischte und in die Kamera hielt. Während sie das Tier ins Visier nahm, bewegte sich Dans Kopf auf einmal ruckartig, und ein Schwall Blasen drang aus seinem Atemregler. Alarmiert bildete sie mit den Fingern der rechten Hand das »Okay?«-Zeichen. Wieder kam ein Schwall Blasen aus seinem Atemregler, dann deutete er rasch auf seine Kehle und bildete seinerseits das Okay-Zeichen. Er hatte nur gehustet.
    Verständlich. Die komprimierte Luft war staubtrocken. Auch Sams Kehle fühlte sich eng an und kratzte. Während sie Mann und Hummer wieder in den Bildsucher zu bekommen versuchte, sprang ihr in der blauen Düsternis hinter Dan etwas Torpedoförmiges ins Auge.
Oha.
Sie holte tief Luft, drückte auf den Auslöser, atmete aus und deutete dann auf das sich nähernde Tier.
    Ein rascher Blick, und Dan formte die Finger über seiner Neoprenmaske zu einer senkrechten Flosse – Tauchersprache für Hai. Die Rückenflosse und das platte Profil ließen keinen Zweifel. Tatsächlich, ein Hai. Verunsichert versuchte Sam, sich möglichst wenig zu bewegen. Was tat ein Taucher am besten, um nicht wie Nahrung zu wirken?
    Dan streckte die Arme vor und hielt die Hände etwa sechzig Zentimeter auseinander. Ein kleiner Hai? Ja, das stimmte, als der Hai näher herangeschwommen kam, sah sie es auch. Er war zwar länger als sechzig Zentimeter, aber bestimmt nicht länger als neunzig. Seine glatte Haut zierte ein wunderschönes Muster aus dunklen Flecken. Ein Leopardenhai. Harmlos, prächtig und glücklicherweise allein unterwegs. Als der Hai nach oben schwamm, folgte Sam ihm mit der Kamera. Ihr gelang ein Foto des Fischs unter der dreieckigen Form des Bootsrumpfs. Schon in dem Moment, als sie auf den Auslöser drückte, war ihr klar, dass sie nicht hätte hochschauen sollen. Die Blasen, die von den beiden Atemreglern aufstiegen, waren deutlich zu sehen. Zwischen Sam und der normalen Luft lagen fünfzehn Meter.
    Jetzt klang ihr Atem
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